Fußball wird vor allem im Gehirn gespielt. Von hier kommen die Impulse für schnelle Reaktionen, Ballgefühl und technische Fertigkeiten. Wer sein Gehirn richtig und gut trainiert, wird auch zum besseren Fußballspieler. Diese These vertritt Michel Bruyninckx. Er ist Fußballtrainer und Erfinder des so genannten Cogitrainings. In Zusammenarbeit mit der Katholischen Universität Löwen hat er diese neue Trainingsmethode entwickelt. Ein wesentlicher Bestandteil davon ist Senseball.
Senseball war bei der Eröffnungsfeier der Fußball-WM in Brasilien zu sehen. Jugendliche, die gegen Bälle getreten haben, die wie ein Pendel an einer Schnur hingen, die die Jugendlichen selbst vor ihren Körper hielten. Mal mit dem linken, mal mit dem rechten Fuß, immer im gleichen Rhythmus, kickten die Jugendlichen gleichmäßig gegen den Ball, der immer wieder zurück sprang vor den Körper, bereit für einen neuen Kick.
"Ein Fußballprofi berührt einen Ball rund 35.000 Mal in einer Saison", erklärt Michel Bruyninckx, "mit Senseball, also dem an einer Schnur aufgehängten Ball zum Selbsttraining, kann man junge Spieler dazu bringen, zwischen 400. 000 und 500.000 Mal einen Ball pro Saison zu berühren. Dadurch wird die Schnelligkeit des Gehirns trainiert, und das beeinflusst alle Aktionen im Spiel.
Der RSC Anderlecht macht es vor
Nur mal wieder eine neue Mode - schön anzusehen bei der Eröffnungsfeier einer WM? Mitnichten. Cogitraining und damit auch Senseball ist dabei, sich im Profifußball zu verankern. Der RSC Anderlecht setzt bei seiner Jugendarbeit schon jetzt erfolgreich auf diese Technik. Die Mannschaft der 12-Jährigen des RSC schlägt zurzeit reihenweise die Nachwuchsmannschaften der großen Clubs in Europa.
Von diesen Clubs kommen Trainer nach Anderlecht, um zu schauen, wie Cogitraining funktioniert. Manchester City, Barcelona, Monaco und der PSV Eindhoven wollen auf den Zug aufspringen. Erfinder Michel Bruyninckx selbst ist gerade beim AC Mailand aktiv.
Cogitraining auch in der Schule
Und sogar auf schulische Leistungen wirkt sich Cogitraining positiv aus - jenseits vom Fußballplatz. An der Schule Campus De Brug in Vilvoorde hat Direktor Dennis Holbrechts Cogitraining im Sportunterricht eingeführt. Das habe auch Auswirkungen auf den Unterricht im Klassenraum. Holbrechts berichtet, dass die Schüler dort konzentrierter seien. Außerdem würden sie ein gutes Gruppengefühl entwickeln. Er habe einen Schüler, der, als er auf die Schule gekommen war, in einem bestimmten Fach 35 Prozent gehabt habe. Jetzt erreiche der Schüler im gleichen Fach 70 Prozent.
Bessere Fußballspieler und bessere Schüler dank einer neuen Trainingstechnik: Schon vor dem ersten Spiel der Roten Teufel konnte die Welt in Brasilien sehen, was in Belgien fußballtechnisch so alles steckt.
Übrigens: Die Saga rund um Senseball und Cogitraining könnte bei der WM noch weiter gehen. Denn zwei aktuelle Rote Teufel, nämlich Dries Mertens und Steven Defour, haben ihr Handwerk mit Senseball und Cogitraining erlernt. Wenn es stimmen sollte, dass sie dadurch einen Vorteil gegenüber anderen Spielern haben, könnte das zum Erfolg der Mannschaft bei dieser WM beitragen.
Bild: François-Xavier Marit (afp)