“Ich schwöre, die Verfassung und die Gesetze des belgischen Volkes zu beachten, die Unabhängigkeit des Landes zu erhalten und die Unversehrtheit des Staatsgebietes zu wahren.”
Majestäten, Herr Präsident der Abgeordnetenkammer, Frau Präsidentin des Senats, Damen und Herren Abgeordnete und Senatoren,
Ich habe gerade vor Ihnen den Eid auf die Verfassung abgelegt. Ich bin mir der Verantwortung bewusst, die mir dadurch übertragen wird. Dieser Eid ist ein feierliches Versprechen, welches die seit nunmehr fast 200 Jahren bestehende Vertrauensbeziehung zwischen dem König und dem belgischen Volk erneuert.
Heute trete ich in die Nachfolge von sechs Königen vor mir, darunter auch mein Vater, König Albert. Sire, seit zwanzig Jahren haben Sie diese Vertrauensbeziehung aufrecht erhalten – einerseits durch eine warme, zutiefst menschliche Nähe zu allen und andererseits durch eine aufmerksame und engagierte Wahrnehmung Ihrer Pflichten als Staatsoberhaupt. Königin Paola hat Sie bei Ihren Aufgaben stets unterstützt und sich dabei besonders für die so wichtigen Anliegen der Bildung und der Kultur engagiert.
Mit Abgeklärtheit, Würde und großer Hingabe haben Sie das belgische Volk in schwierigen Zeiten sowie auch in glücklichen Momenten begleitet und dies in einer Zeit, die von tiefgreifenden Veränderungen weltweit geprägt ist. Dafür sind wir Ihnen dankbar.
Ich bin mir des großen Glücks sehr bewusst, dass ich auf die ständige Unterstützung meiner Ehefrau, Königin Mathilde, zählen kann. Liebe Mathilde, seit vielen Jahren setzt Du Dich mit ganzem Herzen für die vielfältigsten Aktivitäten ein. Du zeigst in wunderbarer Weise immer wieder Deinen angeborenen Sinn für menschliche Kontakte. Mit unseren geliebten Kindern beginnen wir voll Vertrauen dieses neue Kapitel in unserem Leben und für unser Land.
Meine Damen und Herren,
Ich beginne meine Regierungszeit mit dem Willen, mich in den Dienst aller Belgier zu stellen. Mein Handeln wird dafür in vollem Einvernehmen mit der Regierung und im Rahmen der Verfassung erfolgen. In den vergangenen Jahren habe ich Bindungen zu zahlreichen Mitbürgern knüpfen und festigen können. Ich habe die Absicht, diesen Dialog auch in Zukunft intensiv fortzuführen.
Der Reichtum unseres Landes und unseres institutionellen Systems wird insbesondere durch die Tatsache begründet, dass wir aus unserer Vielfalt eine Stärke machen. Immer wieder gelingt es uns, die Balance zwischen Einheit und Vielfalt zu finden. Unserer Vielfalt einen Sinn zu geben ist gerade die Stärke Belgiens.
Die jüngste Staatsreform sieht die Übertragung wichtiger Kompetenzen auf die Teilstaaten vor. Dadurch rückt die Entscheidungsmacht näher an die Bürger heran und so kann zukünftigen Herausforderungen besser entgegen getreten werden. Die Stärke Belgiens liegt auch in seinen Teilstaaten. Ich werde konstruktive Beziehungen mit ihren jeweiligen Verantwortlichen pflegen. Ich bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Föderalstaat, den Gemeinschaften und den Regionen zum Wohl und größten Nutzen unserer Bürger und unserer Unternehmen beiträgt.
Gemeinsam können wir die Fähigkeiten jedes Einzelnen zum Besten einsetzen und weiterentwickeln. Darin liegt unser gemeinschaftliches Talent, wie es sich im Laufe unserer Geschichte entwickelt hat. Es ist diese Geisteshaltung, die unseren Charakter und unsere Werte geprägt hat. Gemeinsam mit kompliziertesten Problemen fertig zu werden, verschiedene Bestrebungen und Wünsche in Einklang zu bringen, ohne dass diese dabei ihre jeweilige Ursprünglichkeit und Stärke verlieren - das ist es, was unseren Erfindungsgeist und unseren Sinn für das rechte Mass geprägt hat.
Meine Damen und Herren,
Die Werte, von denen wir uns leiten lassen, waren auch schon der Antrieb für Generationen von Frauen und Männern vor uns. Durch ihr Engagement in der Gesellschaft und in der Politik haben sie unserem Land ein hohes Maß an Wohlstand und Solidarität ermöglicht. Sie haben gleichzeitig einen soliden Rahmen für ein gesundes Unternehmertum und eine effiziente Sozialversicherung geschaffen.
Wir stehen einer Krise gegenüber, die viele Mitbürger hart trifft. Heute möchte ich alle Frauen und Männer ermutigen durch zu halten. In jedem von uns stecken unvermutete Kräfte, die es auszuschöpfen gilt. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Außerdem verfügen wir gemeinsam über die Mittel, unsere Schwierigkeiten zu überwinden und jedermann die Möglichkeit zu geben voranzukommen.
Mehr denn je soll uns das Projekt Europa Hoffnung und Vertrauen vermitteln. Das Europa, so wie wir es erstreben, soll Wachstum und Solidarität bringen. Wir sind stolz darauf, dass unsere Hauptstadt auch die Hauptstadt Europas ist und dass in jedem Augenblick der europäischen Geschichte belgische Frauen und Männer als Entscheidungsträger im Herzen dieses großen Projektes mitgewirkt haben. Bei meinen offiziellen Auslandsreisen habe ich immer wieder feststellen können, wie sehr die Talente und Stärken Belgiens weltweit anerkannt und gewürdigt werden.
Meine Damen und Herren, es ist in diesem Geist, dass ich während meiner Regierungszeit handeln werde. Ich werde alle diese unsere guten Eigenschaften mit allen Kräften in Belgien und im Ausland fördern und unterstützen.
Geben wir alle gemeinsam unserem Land eine neue Begeisterung.
Es lebe Belgien! Leve België! Vive la Belgique!
Bild: Yorick Jansens (belga)