im Namen aller Vertreter der Nation, in vereinigten Kammern versammelt, gemäß Artikel 91 unserer Verfassung, habe ich die Ehre, Sie hier im Herzen unserer Demokratie begrüßen zu dürfen für dieses wichtige Ereignis in der Geschichte eines Volkes und dieses besondere Ereignis im Leben eines Königs: die Leistung des Eids auf die Verfassung.
Mit Ihnen erinnern wir uns, dass Ihr Vater, Seine Majestät König Albert II., in der Emotion der Trauer feierlich die Einigkeit der Belgier und der Dynastie neu bekräftigte.
Zwanzig Jahre später sind wir an diesem 21. Juli 2013 besonders erfreut, Sie zu empfangen, den Nachfolger eines Königs mit unerschöpflicher Hingabe, der außerordentlichen Fähigkeit, Kompromisse im Namen des allgemeinen Interesses zu finden und dessen Herrschaft sich durch die Qualität und das ständige Zuhören aller, durch seine Aufrichtigkeit und seine natürliche Fähigkeit der Volksverbundenheit auszeichnete, ein König, der sich in Ruhe und Freiheit dafür entschied, Ihnen den Thron von Belgien zu überlassen.
Wir wissen, dass die Geschichte des Landes und der Menschen, die es gestalten, niemals statisch ist. Wir wissen, dass es Ihnen am Herzen liegt, aktiv daran teilzunehmen, dass Sie das Erbe Ihrer Vorgänger sehr schätzen, dass Ihre Ehre im Einklang mit unserer Demokratie steht, mit ihren Institutionen und Verfahren, mit denen sie regiert wird.
Wir wissen, dass unser Vertrauen in Ihr Engagement für die Werte der Gerechtigkeit und der Solidarität bedeutsam ist. Wir wissen, dass es die Werte Ihrer Familie sind und dass Sie sich bemühen werden, sich während Ihrer gesamten Regentschaft tatkräftig dafür einzusetzen.
Majestät,
unser Land war seit seiner Gründung schon immer eine Demokratie, auch wenn dies durch zwei Weltkriege unterbrochen wurde, konnte das Prinzip niemals infrage gestellt werden.
Diese Fähigkeit der Entwicklung und des Fortschritts kannte über die Jahre keine größeren Beeinträchtigungen. Egal, ob es sich um wirtschaftliche Probleme, soziale Fragen oder institutionelle Reformen handelte, der König, die Politiker und die Bürger haben zusammen immer den Weg des Konsenses und der Ausgeglichenheit gefunden.
Trotz oder gerade wegen unserer kulturellen, philosophischen und politischen Verschiedenheit haben wir immer den Weg des gesunden Menschenverstandes gewählt, wir haben immer unsere Fähigkeit für soliden Pragmatismus und Realismus unter Beweis gestellt. Wir haben teils, das ist wahr, einen Hauch Surrealismus mit eingebracht, aber ist es nicht durch seine Besonderheiten und seine Kühnheit, dass die Persönlichkeit eines Landes bestätigt wird und wächst?
Die Aufgabe eines Königs wird nicht allein durch die Erhaltung des kulturellen Erbes definiert, so bedeutend und respektiert sie auch sein sollte, sie ist in der Moderne der Gegenwart, in den Versprechen der Zukunft gelegen.
Heute ist Belgien erfolgreich zu einem Föderalstaat geworden, und Europa, von dem es ein Pionier war, schreitet weiter voran.
Von institutionellen Reformen zu gesellschaftlichen Umbrüchen, zwischen Emotion und Leidenschaft, zwischen Erinnerung und Kreativität, zwischen Gewissheit und Zweifeln wird unser Land weiter gestaltet, mit Entschlossenheit und Stolz, mit Begeisterung und Optimismus, hier, in Europa und in der Welt.
Majestät, wir danken Ihnen bereits jetzt für Ihren Beitrag zur Qualität und Gewissheit dieser Zukunft. Sie erlauben mir, Majestät, Königin Mathilde, und die gesamte Königsfamilie diesen frühen Danksagungen anzuschließen.
Ihre Empfindsamkeit, die Qualität ihres persönlichen Engagements, ihre tiefe Verbundenheit mit unserem Land und ihr Ohr für jeden Bürger sind die Trümpfe für Ihre Zukunft als König und die edle Aufgabe, die Ihnen an diesem 21. Juli 2013 zuteil wird.
Ich freue mich, im Namen aller Vertreter der Nation Ihnen zu gratulieren und wünsche Ihnen, Majestät, eine lange und glückliche Regentschaft. Ich bitte Seine Majestät den König, den Eid auf die Verfassung abzulegen.
Bild: Yorick Jansens (belga)