Samba, Sonne, Brasilien - in den Köpfen der Fans ist das schon fest eingeplant. Wenn im kommenden Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft im Land des Rekordweltmeisters stattfinden wird, dann sollen die Roten Teufel wieder dabei sein. Brasilien, das lädt zum Träumen ein. Doch noch ist es nicht so weit. Erstmal gilt es, die Qualifikation zu schaffen. Die nächste Hürde könnte am Abend gemeistert werden.
Gegen Mazedonien ist die Mannschaft um Kapitän Vincent Kompany hoher Favorit. Zum vierten Mal in Folge ist das König Baudouin-Stadion auf dem Brüsseler Heysel-Gelände ausverkauft. 47.000 Menschen werden ihre Mannschaft live anfeuern. Und die neue Begeisterung für Fußball "Made in Belgium" ist auch bei der Vorbereitung der Mannschaft zu spüren.
Fans beim Training
Trotz eisiger Kälte und eines Wochentags stehen mehrere Dutzend Fans am Rande des Brüsseler Trainingsplatzes, wo Kompany und Co. sich die Bälle zuschieben und quasi Stars zum Anfassen für die Zuschauer sind. "Ich sollte eigentlich in der Schule sein, sagt dieser Jugendliche, der einen Schal in den belgischen Nationalfarben um den Hals trägt. Dass ich jetzt hier bin, ist ein Traum: Jetzt sehe ich die Stars von ganz nah. Das ist unbeschreiblich", erklärt ein Fan am Rande des Spielfelds.
Andere sind schon länger treue Anhänger der Roten Teufel. Aber auch für sie ist es jetzt etwas Besonderes, dass die Begeisterung für die Nationalmannschaft plötzlich das ganze Land ergriffen zu haben scheint. Das mache einen noch stolzer als vorher, Fan der Roten Teufel, und überhaupt Belgier zu sein. Und da es sich heute Abend um ein Qualifikationsspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft handelt und Belgien bei dieser Qualifikation zurzeit seine Gruppe anführt, 13 von 15 möglichen Punkten geholt hat, ist natürlich Brasilien auch in aller Munde. "Ich hoffe stark, dass wir nach Brasilien", sagt ein weiblicher Fan. "Wir werden dafür kämpfen, unsere Mannschaft unterstützen, bis nach Brasilien."
Auch die Presse lässt sich vom Brasilien-Fieber anstecken. Die Zeitung La Dernière Heure macht quasi brasilianisch auf, zeigt auf ihrer Titelseite eine brasilianische Schönheit mit Brasilien-Top und brasilianischer Fahne, und daneben ist die Schlagzeile zu lesen: Davon wollen wir mehr.
VIP-Paket für 6.400 Euro
Erste Karten für eventuelle Spiele der belgischen Mannschaft in Brasilien gibt es sogar schon zu kaufen. 6.400 Euro kostet das VIP-Paket von den sechs möglichen Spielen bis zum Finale. Einen solchen historischen Parcours der Roten Teufel würde man zu diesem hohen Preis von ausgewählt guten Plätzen in den Stadien verfolgen. Normale Karten kommen erst nach der Auslosung der WM-Gruppen am 6. Dezember in Umlauf. Der belgische Verband bekäme dann eine bestimmte Quote an Karten zugeteilt, 40 Euro sollen die preiswertesten Tickets kosten. Doch ob sie die belgischen Fans dann überhaupt noch interessieren, hängt natürlich davon ab, ob tatsächlich die WM-Qualifikation geschafft wird.
Trainer Marc Wilmots will von diesem ganzen Brasilien-Trubel noch nichts wissen. Die Begegnung gegen Mazedonien am Abend sei erstmal ein ganz normales Spiel, auf dass man sich so gut wie möglich vorbereiten wolle. Nach rechts und links - sprich: nach Brasilien - schaue man dabei nicht. Das würde nur unnötig belasten. Doch die Fans sind überzeugt, dass die Roten Teufel dem "Traum Brasilien" wieder ein Stück näher kommen.
Bild: Virginie Lefour (belga)
Da bekunden viele belgische Fans ihr Herzblut und ihre Sympathie und zeigen Flagge für ihr Heimatland.
Ein schönes Bild, dass BELGIEN doch ZUKUNFT hat, ganz im Kontrast zur Schwarzmalerei all derer, die den Staat kaputt reden wollen und nur noch Spaltung in den Fokus stellen.
Die schönste Nebensache der Welt hat da deutlich positivere Signale.
Traumhaft wäre ein Dreier heute Abend, den ich allen Landsleuten von Herzen wünsche.
Wir snd raus. Als direkte nahe Nachbarn wünschen wir der belgischen Nationalmannschaft viel Glück !!!
Danke Frau und Herr Läufer!
Ein freundlicher Kommentar von netten Nachbarn.
Beschämend ist er vor allem für die "Ostbelgier" mit nicht enden wollender Identitätskrise.
Die Häme, die Ressentiments und oftmals gar der Hass auf unsere Nachbarn ist - zumal bei solchen Sportereignissen - bisweilen unerträglich.
Das in Abgrenzung zu unseren östlichen Nachbarn oftmals zitierte ostbelgische "Savoir vivre" ist nichts anders als die Zurschaustellung eines mangelnden geschichtlichen Bewusstseins und einer brüchigen Identität.
Deutschland ist angesichts indiskutabler sportlicher Leistungen aber auch angesichts eines wenig verantwortlichen Umgangs mit dem absurden Verhalten von Herrn Özil und Gündogan zu Recht aus dem Turnier ausgeschieden.
Sollten die Belgier - was wir nicht hoffen - trotzt Jahrhunderttalenten erneut nicht über das Viertelfinale hinaus kommen, bleibt uns hoffentlich die Arroganz der Fußballmillionäre wie nach dem Ausscheiden 2014 erspart. Obwohl, Arroganz ist ja eigentlich - aus ostbelgischer Sicht - das Alleinstellungsmerkmal von Neuer, Boateng, Özil und Co.
Allez les diables ...
Ich bin nur selten hier zu Gast, aber Ausnahmen müssen sein, zumal, wenn ein Kommentar wie der von Herrn Leonard die Sache wirklich auf den Punkt bringt.
Manche deutschsprachigen Belgier warten nur darauf , dass ihre Nachbarn von "drüben" sich eine Blöße geben, um dann voller Häme und Schadenfreude über sie herzufallen.
Andererseits lassen sie auch an ihren westlichen Nachbarn kein gutes Haar, allenfalls die Flamen finden Gnade vor ihren Augen.
Der deutschsprachige Ostbelgier, der nicht müde wird, die "Brückenfunktion" der DG zwischen zwei Kulturen zu preisen ("genießen wie die Franzosen, arbeiten wie die Deutschen", so ähnlich hat der MP das mal genannt), ist letztendlich in keiner wirklich zu Hause. Schade.
Was übrigens die deutsche Titelverteidigung betrifft, so hat das Gesetz der Serie gespielt. Außer Brasilien hat noch kein Land das geschafft. Auch andere große Fußballnationen haben Blamagen gekannt. Die Niederlande und Italien z.B.
Dieser Hass auf Deutschland ist beschämend, dabei beherrschen die meisten "Deutschbelgier" nicht mal die französische Sprache. Aber im August wieder Trikots der Bundesligavereine tragen.
Hier von Hass zu reden ist maßlos übertrieben. Aber ein bisschen Schadenfreude darf doch wohl erlaubt sein; denn daran sind unsere östlichen Nachbarn mit ihrem großkotzigen Gerede selbst schuld. Und das vor allem die deutschen Kommentatoren, die in jedem zweiten Satz das Wort "Weltmeister" in den Mund nahmen. Was mich allerdings auch gewaltig stört, das sind unsere ostbelgischen Genossen, die demnächst gewandet in den Trikots der deutschen Bundesligisten in Scharen wieder in die deutschen Stadien strömen. Und das sind auch diejenigen, die die hämischsten Kommentare hier abgegeben haben. Da fehlt mir allerdings auch das Verständnis!
Ein bisschen Schadenfreude und Spott, dass das „große“ Deutschland früher ausscheidet als Belgien, ist auch in Ordnung. Leider muß man einige Kommentare aber als „Hate Speech“ bezeichnen.
Im übrigen hoffe ich, dass Belgien mindestens das Halbfinale erreicht.
Die Schadenfreude muss man in Deutschland schon aushalten. Es gibt immer 2 Seiten einer Medaille. Eine interessante Erfahrung also an der man wachsen kann. Zudem war es sportlich gesehen mehr als gerecht. Jetzt drücken wir den roten Teufeln die Daumen und wünschen gute Spiele zu sehen. Und wenn's nicht klappt geht das Leben doch weiter.
Lieber Bernard!
Ich darf dich duzen, haben wir doch sechs Jahre lang zusammen die BS besucht (Abitur 1966, lang ist's her!)
Nun ja, unsere deutschen Nachbarn sind manchmal etwas überheblich, wenn es ihnen gut geht, verfallen dann aber auch schnell in Depressionen und Selbstzweifel, wenn's mal nicht so klappt. "Es war einmal ein starkes Land" titelt DER SPIEGEL vor einer zerfließenden Deutschlandfahne.
Nun ist aber auch Frankreich mit einer gehörigen Portion Nationalstolz ausgestattet. Nach dem Sieg über Argentinien sieht man sich schon als Weltmeister: "La coupe est à nous!" jubelte eine Supporterin bei TF1. Mal abwarten.
Das Gegenbeispiel bietet Belgien: Im Parlament weigerten VB und N-VA sich, der "Nationalmannschaft" (Allein das Wort ist ihnen schon ein Graus) zu applaudieren.
Wo gibt es denn noch so etwas?
Ein Graus war allerdings auch das Spiel Spanien-Russland heute Nachmittag.