Das hat vor ihr noch kein Royal geschafft: Königin Fabiola sorgt für Empörung auf allen Ebenen. Mehrheit und Opposition, Flamen und Französischsprachige - alle sind einer Meinung. Die Kammersitzung am Donnerstag hatte fast schon etwas Surrealistisches.
Auch die Mehrheit der Belgier findet, dass Fabiola einen Schritt zu weit gegangen ist. Denn wer fast sein ganzes Leben lang von den Belgiern hofiert und durchgefüttert wird, der darf - selbst im hohen Alter - nicht die Steuer umgehen.
Da spielt es auch keine Rolle, wenn in der Privatstiftung kein einziger Cent der staatlichen Apanage gelandet ist, sondern nur privates Vermögen, das aus dem Verkauf von Möbeln und Gemälden von Vorfahren stammt. Wer seit über einem halben Jahrhundert an der Spitze des Landes steht, dessen Erbe sollte dem Staat zukommen - und nicht irgendwelchen katholischen Nichten und Neffen in Spanien.
Fabiola bekommt seit dem Tod von König Baudouin jährlich über 1,4 Millionen Euro und damit deutlich mehr als Thronfolger Philippe und seine Familie. Mit der Dotation, sagt sie, zahlt sie den Unterhalt von Schloss Stuyvenberg in Laeken sowie ihre 25 Angestellten. Dass 1,4 Millionen Euro für eine Königin, die keine offizielle Funktion mehr hat und kaum noch Termine wahrnimmt, exorbitant viel Geld ist, steht wohl außer Frage.
Fabiola kann im Grunde genommen aber nichts für ihren Ausrutscher. Sie steht symbolhaft für die belgische Monarchie, die es verpasst hat, sich zu modernisieren. Wer jemals einen Blick auf die Finanzen des Königshauses geworfen hat, dem wird sofort klar, dass das System weder deutlich, noch transparent ist. Der Palast hält seine Bücher weiter unter Verschluss und erteilt keine Auskunft darüber, wofür das Geld der Dotationen verwendet wird. Statt an den alten Gepflogenheiten und der Geheimniskrämerei festzuhalten, hätten die Von Sachsen-Coburg und Gothas schon längst für eine offene und ehrliche Buchhaltung sorgen können.
Die Politiker, die jetzt so lautstark ihre Empörung zum Ausdruck bringen, sollten sich aber lieber zuerst mal an die eigene Nase fassen. Und zwar gleich zwei Mal. Ein erstes Mal, weil das Problem mit der undurchsichtigen Finanzierung des Königshauses und der viel zu hohen Dotation von Fabiola schon längst bekannt ist. Doch statt etwas zu ändern, wurde die Lösung immer wieder verschoben. Nach dem Motto "Wir schwächen ansonsten das Königshaus und unser Land". Doch in Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall: Je undurchsichtiger die Monarchie ist, desto unglaubwürdiger ist sie. Und desto leichter fällt es ihren Kritiker, sie anzugreifen. Jetzt nicht zu reformieren, wäre deshalb ein katastrophaler Fehler. Denn machen die Königs weiter wie bisher, schaffen sie sich selber ab.
Die Politik muss sich aber ein zweites Mal an die Nase fassen. Und zwar in Sachen Erbrecht. Die hohen Steuersätze von 70 Prozent und mehr für Onkel, Tanten, Neffen und Nichten sind nämlich schon fast 100 Jahre alt. Hier hätte man schon längst reformieren und das Erbrecht moderner gestalten können. Hilfsmittel wie Privatstiftungen hat nicht etwa der König, sondern haben die Politiker selbst möglich gemacht. Sich jetzt entrüstet zu zeigen, weil jemand von der Möglichkeit Gebrauch macht, ist ein bisschen zu einfach.
Belgien braucht einen König. Auch das steht außer Frage. Aber über die Modalitäten sollte das Parlament sich trauen, offen, ehrlich und mit dem nötigen Abstand zu debattieren. Schließlich leben wir in einer parlamentarischen Monarchie.
Braucht Belgien wirklich einen König? Für was den genau? Können sie das mal erläutern bitte?
Gegenfrage, Frau Breitner: Gäbe es Belgien noch, wenn es keinen König mehr gäbe?
Bemerkenswert, das Sie die wichtige Funktion des Königs für das Land noch nicht bemerkt haben. Man möge sich Ihrer Frage bei den nächsten Wahlen in 2014 erinnern.
Übrigens: andere Repräsentanten eines Staates machen es weder billiger noch besser...
Ja genau. Und das ist das einzige Argument! gäbe es Belgien noch wenn...
Das ist mir zu wenig. Für eine Familie die im Unterhalt nicht ganz ist.
Ich frage mich ohnehin warum die DG die größten Belgischen Patrioten sind?!
@Frau Breitner,
wenn ich mir das politische Geklüngel z.B. in Deutschland um die Wahl Bundespräsidenten ansehe,und solch eine Person die dann nur durch die amtierende Koalition ins Amt durchgeboxt wird,dann von den Parteifreunden 'fallengelassen' wird,um dann durch einen Neuen ersetzt werden muss,und das nur,weil eine Kanzlerin den Herrn Gaugk erst nicht wollte,ihn dann aber nehmen musste....dann ist mir unsere gewachsene Monarchie doch 10 mal lieber....als solch eine Farce.
Um die Dotationen bei Königs kann ja diskutiert werden...wir sind doch ein mündiges Volk,wo jeder seine Meinung haben kann.
Und ob dieser Patriotismus nicht daher rührt,weil ein kleines Volk in den letzten 150Jahren durch politische Wirren mal nach links und mal nach rechts 'annektiert' wurde.
Da sehnt man sich doch irgendwann nach Beständigem.....(nur mal so laut gedacht...)
@Frau Breitner,
die Einwohner der DG sind ganz einfach die "letzten Belgier" - so lautet auch der Buchtitel eines flämischen Journalisten. Die letzten sind wir einerseits, weil wir nach dem Versailler Vertrag - also etwa 9O Jahre nach der Gründung des Königreichs Belgien - als letzte dazugestossen (worden?) sind , zum anderen deshalb, weil es für die anderen regionalen Gruppen des Landes ziemlich einfach war, sich als Flamen, Wallonen oder Brüsseler zu identifizieren, als "la Belgique de Papa" zum Auslaufmodell wurde.
Für die Deutschsprachigen auf beiden Seiten des Hohen Venns ist es hingegen nicht einmal einfach, eine griffige Bezeichnung für sich selbst zu finden. DGler ist ja nun auch nicht das Gelbe vom Ei, Deutschostbelgier klingt nach Deutsch-Südwest-Afrika (heute Namibia...). Vielleicht könnte man sich mit dem Begriff "Germano-Belgier" anfreunden, sozusagen in Anlehnung an "Franko-Kanadier". Damit hätte man mit der ethnischen und der staatlichen Zugehörigkeit immerhin zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Dass Königin Fabiola eine happige Apanage bezieht, steht ausser Zweifel, wäre aber nicht weiter beachtet worden, hätte man sie nicht auf die ungeschickte Idee mit der Stiftung gebracht.
Abschliessend ein Blick nach Deutschland: Die ehemaligen Bundespräsidenten haben Anspruch auf die Weiterzahlung ihrer Dienstbezüge, den sog. Ehrensold. Das gilt für die Herren Scheel, von Weizsäcker, Herzog, Köhler und Wulff. Meines Wissens hat Köhler auf die Zahlung verzichtet, aber auch ohne ihn dürften sich die Zahlungen ganz schön läppern. Mit anderen Worten: Ob Monarchie oder Republik, eine Staatsführung zum Nulltarif gibt's nicht.