Jeder, der schon einmal im benachbarten Ausland in einen Supermarkt geht, der weiß Bescheid: in Belgien sind viele Produkte teurer, mitunter viel teurer als etwa in den Niederlanden oder Deutschland.
Das weiß man nicht nur im Grenzland, sondern auch im Brüsseler Regierungsviertel. Der Föderale Wirtschaftsminister Johan Vande Lanotte hat jetzt jedenfalls den hohen Preisen in Belgien den Kampf angesagt: das gilt nach der Energie- und Telekombranche nun auch für den Einzelhandel.
Ein Jahr lang hat man die Preise in Belgien mit denen in den Nachbarländern verglichen, also in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. Das Resultat ist mitunter spektakulär: In Frankreich sind Markenprodukte in den Bereichen Lebensmittel und Haushaltswaren im Durchschnitt um sieben Prozent billiger, in Deutschland um zehn Prozent und in den Niederlanden um zwölf Prozent günstiger.
Erst beobachten, dann eingreifen
In der Praxis sollen jetzt zwei Einrichtungen zum Einsatz kommen. Zunächst das so genannte Preis-Observatorium. Diese Beobachtungsstelle hält ein Auge auf die Entwicklung der Preise. Und wenn man da ungewöhnliche Ausschläge sieht, dann wird die Prozedur in Gang gesetzt: Die Wettbewerbs-Behörde tritt dann an die jeweiligen Produzenten heran und bittet um eine Erklärung für diese Preisentwicklung. Und eventuell, wenn die Erklärung irgendwie nicht schlüssig ist, dann kann sie Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel die Preise für ein Produkt einfrieren. Die Branche hat dann die Möglichkeit, vor einem Appellationshof Einspruch gegen die Maßnahme einzulegen.
Der Einzelhandel ist ganz und gar nicht glücklich. Unakzeptabel sei das Ganze, ließ der Einzelhandelsverband Comeos schon wissen. Preiskontrolle, eine mögliche Deckelung, all das sei keine gute Idee, sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Dominique Michel: "Wir geben ja zu, dass die Preise in Belgien mitunter höher liegen als im benachbarten Ausland", sagt der Comeos-Sprecher. Allerdings: dafür gebe es auch Erklärungen. Was Deutschland und Frankreich angeht: in Belgien liegt die Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte höher als in diesen Ländern. Und in Bezug auf Holland: in Belgien sind die Lohnkosten 20 Prozent höher als in den Niederlanden.
Man sollte sich doch vielleicht mal mit diesen Feststellungen befassen, sagt der Geschäftsführer des Einzelhandelverbandes. Aber das sei wohl zu unbequem; da sei es doch einfacher, mal eben eine Preis-Deckelung anzukündigen. Auch andere Unternehmerverbände sind stinksauer über diese Pläne: in Belgien seien die Lohnkosten erwiesenermaßen viel zu hoch. Die Regierung sollte doch bitte ihre Energie eher hier einsetzen und endlich dafür sorgen, dass Belgien unternehmerfreundlicher werde, hieß es beim neutralen Selbständigenverband SNI und auch bei der flämischen Mittelstandsvereinigung UNIZO.
Bild: Dirk Waem (belga)
Lebensmittel vor allem Milch- und Fleischprodukte sind schon seit Jahren viel zu billig. Nur ein Beispiel : wie kann es sein das Mineralwasser in den Geschäften ungefähr zum selben Preis wie Milch verkauft wird?
Wie kann es sein dass der Landwirt seit 30 Jahren die selben Preise bekommt. Das Kälber von Milchbetrieben unverkäuflich sind und oft getötet werden um wenigstens den Verlust steuerlich geltend machen zu können. Will man in Zukunft nur mehr Agrarindustrien haben?
Hier sind alle Staaten Europas gefragt die Preise für Grundnahrungsmittel staatlich so festzulegen dass auch die Produzenten damit leben können. Ein Beispiel ist der Bierpreis der ja auch schon seit Jahren durch den belgischen Staat einheitlich festgelegt wird.
Der Staat wäre gut beraten dem Sterben der landwirtschaftlichen Betriebe schleunigst entgegen zu wirken.
Herr Brodel, sie schreiben die ungeschminkte Wahrheit. Noch hinzu kommt, dass Vater Staat auf einer Seite Millionen Euro in Natura 2000 Projekte verschleudert, wobei die kleinen und naturfreundlichen Betriebe vertrieben werden und andererseits werden Millonen in die Förderung von neuen Industriebauernhöfe investiert, die die Regeln der Natur nicht beachten.
Wir müssen sehen, dass die familiären kleinen Bauernhöfe erhalten bleiben und nicht immer kujoniert werden. Fairer Handel ist auch den Landwirten in unserer Gegend einen ordentlichen Preis für ihre Milch geben. Mir müssen aber auch darauf hin arbeiten, dass die Bauernhöfe nicht zu Industriehöfe werden, denn diese machen schlussendlich die Preise durch Überproduktion kaputt. Dabei ist denen weder Tier noch Natur wichtig.
Ein Wunder, dass es überhaupt noch Milchbetriebe gibt zu den Preisen: vor einigen Jahren bezahlte man noch bis 56 Cent/Liter Vollmilch im Supermarkt; jetzt kriegt man das ganze schon für 52 Cent scheinbar nachgeworfen. Die Industrialisierung alleine ist nicht schuld, sondern auch das Geldsystem, das die Produktivkräfte ausbeutet wie es früher mit Entwicklungsländern getan wurde. Staatliche Mindestpreise? Wenn es nicht anders geht, dann ja, um die Situation zu konsolidieren. Aber eine Reform des Geldsystems ist längst überfällig.
Sehr geehrter Herr Scholzen, was meinen Sie, muss geändert werden, damit die Bauern einen anständigen und fairen Preis für ihre Milch in Zukunft erhalten? Wie stellen Sie sich das vor? Bitte um eine Erklärung. Vielen Dank.