Der Mittwochabend war doch etwas ungemütlich in Vilvoorde ... Begonnen hatte alles mit einer banalen Personenkontrolle, wie die Zeitung Het Nieuwsblad die Geschichte rekonstruierte. Die Polizei war demnach am Bahnhof auf einen jungen Mann aufmerksam geworden, der vermummt war, er hatte wohl einen Schal vor dem Mund.
Als die Beamten ihn darum baten, sich zu erkennen zu geben und auszuweisen, begann ein Katz und Maus-Spiel: Der junge Mann weigerte sich, ergriff die Flucht.
Andere junge Männer machten sich einen Spaß daraus, das Ganze mit ihren Handys zu filmen. Die Gruppe von Schaulustigen wurde immer größer und damit aber auch die Atmosphäre immer grimmiger. Irgendwann schlug die Stimmung um - die jungen Männer begannen damit, die Polizisten zu bespucken.
Die Beamten fragten Verstärkung an, und damit entgleiste die Situation endgültig. Es kam zu Zusammenstößen zwischen etwa 30 überwiegend ausländischstämmigen Jugendlichen und der Polizei. Drei Beamte wurden zusammengeschlagen, sie sind für eine Woche arbeitsunfähig. Die Polizei brachte schließlich die Lage unter Kontrolle. Sechs junge Männer wurden festgenommen.
Autos demoliert
Das war aber erst der Anfang. Wenig später musste die Polizei wieder ausrücken. Es war gemeldet worden, dass rund ein Dutzend Autos demoliert worden seien. Bei dem Einsatz wurden unter anderem auch zwei junge Männer auf frischer Tat dabei ertappt, wie sie Molotov-Cocktails herstellten. Insgesamt wurden an jenem etwas erhitzten Mittwochabend acht junge Männer festgenommen - allesamt über 18 Jahre alt, aus Vilvoorde stammend. Sechs von ihnen wurden der Staatsanwaltschaft überstellt.
Die Polizei ist seither zu erhöhter Wachsamkeit angehalten. Außerdem wolle man den Dialog mit der muslimischen Gemeinschaft suchen, um nach Ursachen für die erhitzten Gemüter zu forschen. Beobachter wollen etwa nicht ausschließen, dass der Ramadan und die damit verbundenen Entbehrungen an der Basis liegen. Damit, so könnte man meinen, damit war zumindest dieser Teil der Geschichte beendet.
Denkste! Am Donnerstagabend - keine 24 Stunden nach den Vorfällen - wurde bekannt, dass die Verdächtigen wieder auf freiem Fuß sind. Was ist passiert? Nun, wie es hieß, habe der zuständige Untersuchungsrichter in Vilvoorde die Festnahme der Verdächtigen angeordnet. Problem: die jungen Männer hätten eine Prozedur auf Französisch beantragt. Sie wurden also einem frankophonen Untersuchungsrichter in Brüssel vorgeführt. Und der wiederum hat die Verdächtigen auf freien Fuß gesetzt.
Van Asch: Eine Schande
Das hat den Verantwortlichen in Vilvoorde, angefangen bei der Polizei, naturgemäß die Sprache verschlagen. Eine Schande, sagte der Bürgermeister von Vilvoorde, Marc Van Asch, in der VRT. Was müsse denn noch passieren, ereifert sich der CD&V-Politiker. Das sei ein Schlag ins Gesicht für alle Polizisten, die hier tagtäglich für Ruhe und Ordnung sorgen müssen.
Die ganze Sache hat natürlich einen gemeinschaftspolitischen Beigeschmack - weil es anscheinend ein frankophoner Untersuchungsrichter war, der die sechs Verdächtigen gegen die Meinung seines flämischen Kollegen laufen gelassen hat. Das zeige doch, wie brotnötig es gewesen sei, den Gerichtsbezirk Brüssel-Halle-Vilvoorde zu spalten, sagt der Bürgermeister von Vilvoorde. Auf diese Weise könne man endlich eigene Sicherheitsprioritäten setzen.
Ob der CD-V-Politiker da alles richtig verstanden hat, fragen sich derweil Experten. Besagte Spaltung des Gerichtsbezirkes sehe ja schließlich vor, dass Frankophone immer noch ein Verfahren in französischer Sprache beantragen können - damit würden sie ja auch immer noch einem frankophonen Magistraten vorgeführt.
Man kann auch positives erkennen.
Immerhin haben die zuständigen Beamten nach ihrer Züchtigung umgehend bei der muslimischen Gemeinde angefragt, was sie denn wohl alles falsch gemacht haben könnten, um sich den Unwillen der resoluten Mitbürger zuzuziehen.
Das zeugt ja schon mal von echtem Respekt.
Woran könnte es denn nun gelegen haben?
Vielleicht war es einfach nur die Anwesenheit im falschen Bezirk. In muslimischen Bezirken gilt bekanntermaßen belgisches Recht nicht, der islamische Richter führt hier die Verhandlungen. Die belgische Justiz wird in diesem Metier -wie der Fall ja gerade bestens beweist- als Kindergarten angesehen.
Hätte es am Ramadan gelegen, wäre alles in Ordnung. Eine vernünftige und nachvollziehbare Begründung mit einfachem Lösungsansatz.
Die belgische Polizei müsste zukünftig in diesem Monat nur noch ihre Arbeit einstellen und unsere kulturbewussten Mitbürger hätten keinen Anlass mehr, böse zu werden.
Doch offensichtlich hatte es wohl einfach nur an der Mentalität der Schlägertruppe gelegen, Pech für die Polizei.
Dass der Richter die Schläger auf freien Fuß gesetzt hat, ist ein verhängnisvolles Signal und regt zum Nachdenken an.
Wo selbst die Ordnungskräfte auf richterliche Anordnung zum Punchingball gewaltbereiter zugewanderter Schläger erklärt werden, fragt sich doch jeder normale Bürger, mit wieviel weniger er an staatlichem Beistand zu rechnen hat, wenn er einmal den Missfallen dieser speziellen Mitbürger auf sich ziehen sollte.
Für einen garantierten Krankenhausaufenthalt reicht ja schon ein "falscher" oder eventuell falsch gedeuteter Blick, ein homosexuelles Aussehen oder ein anderes unislamisches Verhalten, schöne Aussichten.
Was ist denn homosexuelles Aussehen? Sieht man einem Menschen jetzt schon an, welche sexuelle Orientierung er hat? Mit genau solchen Aussagen, fängt das Problem schon an.
Es gibt Männer, die aus ihrer sexuellen Ausrichtung kein Geheimnis machen und sich auch äußerlich durch Verhalten und Kleidung erkennbar machen. Sie machen das im Glauben, in einem toleranten Land zu leben.
Es gibt Männer, die homosexuell sind und von denen es niemand glauben würde.
Die erste Gruppe ist diejenige, welche bei Anwesenheit zu falscher Zeit an falschem Ort auch schon mal im Krankenhaus wieder aufwacht.
Das kann dann, abhängig von der Gewaltbereitschaft der selbsternannten und vom rechten Glauben legitimierten Exekutivkräfte, ein von starken Schmerzen geprägtes Problem sein. Beantwortet das die Frage?