Ohne frisches Geld drohe die Holding vor die Hunde zu gehen, so hieß es. Die alarmierende Aussage kam angeblich aus dem Mund von Luc Coene, der im zuständigen Kammerausschuss hinter verschlossenen Türen angehört worden war.
So verschlossen waren die Türen aber offensichtlich nicht. Noch am Abend selbst plauderten Parlamentarier das Gehörte aus. In vorderster Front: der LDD-Abgeordnete Jean-Marie Dedecker.
Und laut Dedecker hatte Coene in besagter Sitzung die Alarmglocke gezogen: Dexia brauche dringend eine Kapitalerhöhung. Das Problem an der ganzen Sache ist: Belgien hat für Dexia gebürgt, und zwar mit unglaublichen 54 Milliarden Euro.
Kassandra
Im Raum stand also seit Mittwoch der Luc Coene zugeordnete, sinngemäße Kassandra-Ruf: Wenn Dexia nicht schnell eine Kapitalspritze bekommt - und zwar in Milliardenhöhe -, dann ist die Holding pleite und dann wird es richtig teuer. Und die Gerüchteküche brodelte und brodelte, bis Luc Coene Tacheles redete.
Kernaussage: Von Dringlichkeit sei nie die Rede gewesen. Er habe nur so viel gesagt: Dexia hat der EU ein Sanierungsprogramm vorgelegt. Und man könne den Eindruck haben, dass dieses Programm, das der Gruppe wieder auf die Beine helfen soll, von etwas zu optimistischen Hypothesen ausgehe. Wenn man mit weniger optimistischen Zahlen die Sache durchrechne, dann bestehe die Gefahr, dass die Rentabilität des Unternehmens und damit auch seine Liquiditäten nach unten korrigiert werden müssten. Und das könnte unter Umständen bedeuten, dass Dexia früher oder später eine Kapitalerhöhung nötig habe.
Also: Von Dringlichkeit keine Rede, wobei aber doch durchklingt, dass der Staat sich früher oder später darauf gefasst machen muss, noch einmal in die Tasche zu greifen, um einen endgültigen Untergang zu verhindern. Fachleute glauben, dass rund sieben Milliarden auf Dauer nötig wären. Sieben Milliarden, das wäre aber immer noch besser als 54 Milliarden, die fällig würden, falls Dexia vor die Hunde geht.
Die "badbank"
Dexia, das ist im Grunde das, was von der einstigen franko-belgischen Finanzgruppe noch übrig bleibt. Bzw.: das, was niemand haben will. Der belgische Staat hat die belgische Bank aus der Gruppe herausgekauft. Die heißt jetzt Belfius und hat - abgesehen von der gemeinsamen Vergangenheit mit ihren Fehlern - nichts mehr mit Dexia zu tun. Dexia, das ist das, was man eine Restbank oder eine "badbank" nennt: ein Gebilde aus Geldhäusern, laufenden Krediten und quasi wertlosen Wertpapieren, die man zu Geld machen muss, wenn es denn eben geht.
Weil es da mal eben um 54 Milliarden Euro geht, fast ein Sechstel der Staatsschuld, sollte man mit der Dexia-Geschichte entsprechend vorsichtig umgehen. Gerüchte über eine angeblich ach so dringende Kapitalerhöhung sind Gift. So etwas kann einen Prozess in Gang setzen, der schnell unkontrollierbar wird.
Entsprechend ungehalten war denn auch der Nationalbankchef angesichts der Tatsache, dass vertrauliche Infos quasi postwendend in der Zeitung standen. Er werde seine Lehren daraus ziehen, sagte Coene. Klar: Wenn das Parlament ihn anhören wolle, dann werde er der Einladung nachkommen. Doch werde er sich dabei darauf beschränken, nur noch das absolute Minimum preiszugeben. Er habe jedenfalls nicht vor, zwei Mal über denselben Stein zu stolpern.
Bild: Eric Lalmand (belga)
Kapitalspritze für ArcelorMitall Kaltwaltzphases ist dagegen DRINGEND notwendig!
Die Dexia soll ruhig eingehen, da stecken nicht mal ein Zehntel der Arbeitsplätze des Lütticher Beckens drin...
Nur Aktiennotierung und Geldwerte die sich die Arbeiter vor lauter "Gürtel enger schnallen" mindestens seit Mitter der Siebziger des vorigen Jhdts nicht mehr leisten können.