Insgesamt fielen der Bande zwischen 1982 und 1985 28 Menschen zum Opfer. Und viel Zeit bleibt den Ermittlern nicht mehr, um das Geheimnis doch noch zu lüften. Zwar wurde die Verjährungsfrist schon verlängert - im November 2015 wird der Fall aber wohl endgültig zu den Akten gelegt.
Jetzt gibt es einen neuen Rückschlag: Eddy Vos, der langjährige Chef des Ermittlungsteams, wirft das Handtuch.
Der 13. März 1982: in Dinant wird in eine Waffenhandlung eingebrochen. Entwendet wird lediglich ein Jagdgewehr. Ein, man könnte sagen, mehr oder weniger banaler Vorfall. Erst vier Jahre später wird man wissen: Das war der Auftakt einer beispiellosen Mordserie. Besagtes Jagdgewehr wurde nämlich 1986 in der Nähe von Ronquières wiedergefunden, zwischen Nivelles und Braine-le-Comte, auf dem Grund des Kanals Brüssel-Charleroi.
Zwei Terror-Wellen in den 1980ern
Man kann von zwei Terror-Wellen sprechen: die Bande war zunächst verantwortlich für eine Reihe von Morden und brutalen Überfällen Delhaize- und Colruyt-Supermärkte in den Jahren 1982-1983. Dann, fast zwei Jahre lang: nichts mehr. Im Herbst 1985 melden sich die Killer dann umso brutaler zurück: am 27. September 1985 überfällt die Bande nacheinander zwei Delhaize-Supermärkten in Braine-l'Alleud und Overijse: Die Täter schießen buchstäblich auf alles, was sich bewegt. Die grausige Bilanz: insgesamt acht Tote und einige Schwerverletzte.
Knapp sechs Wochen später erreicht der Terror seinen Höhepunkt: Am 9. November 1985 stürmen drei maskierte Männer nach dem gewohnt schrecklichen Muster den Delhaize von Aalst, schießen wieder wild um sich. Acht Menschen sterben im Kugelhagel, neun weitere werden verletzt.
Das war die letzte Attacke, die der Bande zugerechnet werden kann. Wie die Ermittlungen später zeigen sollten, haben die Unbekannten gleich nach der Attacke in Aalst ihre Waffen und sonstige Beweisstücke in besagtem Kanal versenkt. Es wird gemutmaßt, dass der Chef der Bande möglicherweise von einer Polizeikugel verletzt oder gar getötet wurde.
Ermittlungen laufen immer noch
Auch 27 Jahre nach dieser letzten Bluttat ist die Killerbande von Brabant nach wie vor ein einziges Rätsel. Was steckte dahinter? Und man wollte von Anfang an nicht glauben, dass es sich nur um besonders brutale Räuber handelte: Dafür war die Beute zu mickrig, stand in keinem Verhältnis zu den angewandten Mitteln - die Täter hatten es augenscheinlich nicht auf Geld abgesehen.
Die SOKO ist inzwischen in Jumet angesiedelt. Und die verliert jetzt also quasi ihre Seele, ihr Gesicht. 16 Jahre seines Berufslebens hat Eddy Vos der Suche nach den Killern von Brabant gewidmet. Jetzt hört er auf, lässt sich versetzen. Dreckige Wäsche will er nicht waschen. Erstens, so sagt er, könne er sich nicht mehr motivieren. Immer wieder dieselben Spuren, dieselben Hinweise zu überprüfen, auf Dauer mache das für ihn keinen Sinn mehr.
Bild: Coralie Cardon (belga)