Karel De Gucht, EU-Kommissar und ehemaliger belgischer Außenminister, ist erst seit ein paar Tagen zurück aus dem Urlaub, aber er sorgt schon für Schlagzeilen. "Es gibt zu viele Behinderte in Belgien", hat er in mehreren Interviews erklärt. Zu viele Menschen, die arbeitsunfähig sind, und das kostet die Staatskasse jedes Jahr eine Menge Geld, meint De Gucht.
In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der arbeitsunfähigen Menschen in Belgien um 50 Prozent gestiegen, erklärt De Gucht im flämischen Fernsehen. Das kostet jährlich zehn Milliarden Euro - ein Fünftel der Gesamtkosten für unser Sozialsystem. De Gucht meint, das sei nicht normal. Da müsse auf jeden Fall stärker kontrolliert werden, um den Betrügern im System auf die Schliche zu kommen.
Als EU-Kommissar beschäftige er sich mit der Situation in Belgien und habe Angst, dass unserem Land ein ähnliches Schicksal bevorsteht wie Griechenland, Spanien oder Italien. "Wenn wir nicht schnell handeln", sagte De Gucht in der VRT, steuert Belgien auf eine Katastrophe zu.
N-VA: "Die faulen Wallonen"
Behinderten-Organisationen haben sofort Protest angemeldet. Doch jetzt mischen sich die flämischen Nationalisten von der N-VA in die Diskussion ein und behaupten: "In der Wallonie gibt es 50 Prozent mehr Behinderte als in Flandern". Im Süden des Landes sei es viel einfacher, eine Arbeitsunfähigkeit bescheinigt zu bekommen.
Französischsprachige Politiker haben die Aussagen bisher nicht kommentiert. Nur Françis Delperée von der CDH sagte den RTBF-Kollegen, er sei entsetzt darüber, dass die Nationalisten jetzt sogar Behinderte für ihre politischen Spielchen regelrecht missbrauchen würden.
Alain Kniebs - Archivbild: Olivier Hoslet (epa)
Das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Sicher es gibt Menschen die sich Invalide schreiben lassen, aber eben nicht nur. Und den Seitenhieb auf die Wallonen soll die NVA sich sparen, die haben von Politik eh keine Ahnung. Und auf eine Katastrophe steuert Belgien ganz sicher zu, wenn unsere Politiker nicht ganz schnell eine Regierung auf die Beine stellen.
Ich denke, dass Herr De Gucht nicht nachgedacht hat, bevor er diese Aussage machte. Bei seinem Gehalt und seinem Beruf, hat er sich sicherlich noch nie die Frage gestellt, was wäre, wenn er Invalide würde. Mich würde vielmehr interessieren, wieviel Prozent die Politikergehhälter ausmachen, Politikergehälter, die gezahlt werden, für einen Job, der nicht gemacht wird.