Für das Abschalten der Beleuchtung gibt es sowohl ökologische als auch ökonomische Gründe. Zum einen kommt es natürlich der Umwelt zugute, weil man weniger Strom verbraucht, und weniger Strom bedeutet weniger Energie, die produziert werden muss. Das ist natürlich umweltfreundlich. Zum anderen spart man dadurch auch Geld, nämlich, aufs ganze Land bezogen, etwa vier Millionen Euro im Jahr. Das ist zwar nicht die Welt, kann sich aber trotzdem sehen lassen.
Im wallonischen Landesteil hat man bereits im Jahr 2008 damit angefangen, die Autobahnbeleuchtung zwischen Mitternacht und 5:30 Uhr auszuschalten, mit Ausnahme der Auf- und Abfahrten. In Flandern wurde damit erst vor gut einem Monat, genau gesagt am 15. Juli, begonnen. Allerdings wird dort das Licht erst gar nicht mehr eingeschaltet, also auch nicht vor Mitternacht. Und genau dies wird jetzt vom flämischen Automobilistenverband VAB beklagt. Eine ähnliche Kritik hat auch der Touring-Club geäußert.
Das Hauptargument der Kritiker ist natürlich die Sicherheit der Autofahrer, die durch dunkle Autobahnen angeblich nicht mehr gewährleistet ist. Vor allen Dingen bei extremen Wetterbedingungen, wie zum Beispiel bei starkem Regen, sei die Gefahr des Aquaplaning besonders groß, weil die Autofahrer etwaige Wasserpfützen auf den Autobahnen nicht rechtzeitig sehen könnten, was angeblich bereits zu Unfällen geführt hat, die es bei einer eingeschalteten Autobahnbeleuchtung wohl nicht gegeben hätte.
Sowohl die flämischen als auch die wallonischen Verantwortlichen für die Sicherheit im Straßenverkehr haben verlauten lassen, dass das Licht auf den Autobahnen bei extremen Wetterverhältnissen, also insbesondere bei starkem Regen oder Schnee, jederzeit wieder eingeschaltet werden kann, und dass dies auch so gehandhabt wird. Im Übrigen halten sie dem Sicherheitsargument der Automobilverbände entgegen, dass die nächtliche Beleuchtung nicht unbedingt weniger Unfälle bedeutet. Im Gegenteil: Auf den wallonischen Autobahnen hat man festgestellt, dass die Fahrer bei starkem Regen viel langsamer und folglich vorsichtiger fahren, wenn die Beleuchtung ausgeschaltet ist, als bei eingeschaltetem Licht. Die Folge waren weniger Unfälle in der Dunkelheit.
Noch ein paar Argumente der Beleuchtungsfans: Der Belag der belgischen Autobahnen ist nicht so porös, beziehungsweise wasserdurchlässig wie in mehreren Nachbarländern, so dass die Gefahr des Aquaplaning bei starkem Regen hierzulande wesentlich größer ist. Und: Die Bodenmarkierungen wurden seinerzeit für beleuchtete Autobahnen konzipiert und haben deshalb zu wenig Leuchtkraft, das heißt, sie reflektieren das Licht der Autos nur ungenügend. Deshalb müssten auch die Bodenmarkierungen durch solche ersetzt werden, die eine deutlich bessere, reflektierende Eigenschaft besitzen.
Unter den Fahrern von Privatwagen hat es bisher noch keine repräsentative Umfrage gegeben, doch hat sich bei kleineren Erhebungen gezeigt, dass die meisten beleuchtete Autobahnen vorziehen, zumal es den Fahrkomfort deutlich erhöht. Die LKW-Fahrer hingegen haben in einer größeren Umfrage mehrheitlich die Meinung geäußert, dass sie es vorziehen, nachts auf dunklen Autobahnen zu fahren. Zum einen sind sie das vom Ausland so gewöhnt, und zum anderen finden sie das weniger ermüdend, es sei denn, das Wetter ist besonders schlecht. Dann finden auch sie es besser, wenn die Autobahnen beleuchtet sind.
Bild: belga