Geburtshilfe für eine Düne am Strand von Ostende: Zunächst werden kleine Löcher in den Sand gegraben, in die dann vorsichtig Pflänzlinge gesetzt werden, bevor ihre Wurzeln wieder mit Sand bedeckt werden. Gewissenhaft, Quadratmeter für Quadratmeter, in nicht zu großem Abstand zueinander.
Und natürlich sind es nicht irgendwelche Pflanzen, schließlich ist ein Strand ein doch sehr spezieller Lebensraum. "Eigentlich eignet sich hierfür nur eine Pflanzenart", erklärt Jan Seys vom Flämischen Institut für die See (VLIZ). Nämlich der 'Gewöhnliche Strandhafer', auf Niederländisch "Helmgras". Der liebt nämlich die hohen Salzkonzentrationen am Strand und kommt auch sehr gut mit Trockenheit und anderen extremen Bedingungen klar.
Außerdem reichen seine Wurzeln tief in den Boden und breiten sich auch in der Horizontalen weit aus – wodurch das Gras Sand sehr gut festhalten kann. Und wenn Stürme und Wind die Grasbüschel unter Sand begraben, wachsen sie einfach wieder oben aus dem Sand heraus, während die Wurzeln immer länger werden. Strandhafer ist also der perfekte Anker für den Aufbau von Sanddünen.
Aber was soll das alles? Ganz einfach: "Dünen schützen die Küste gegen Sturm", so Bart De Smet vom VLIZ. "Und gegen den Klimawandel. Weil der sorgt dafür, dass der Meeresspiegel steigt und steigt." Bis 2030 rechnen Experten mit einem Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 30 Zentimeter, bis zum Ende des Jahrhunderts könnten es sogar 50 bis 100 Zentimeter werden.
Darauf bereitet sich Flandern aktiv vor: unter dem Motto "Sanft, wo möglich, und hart, wo nötig". Harte Maßnahmen sind dabei Deiche, Flutmauern und andere "traditionelle" Schutzanlagen aus Stein und Beton. Zu den sanften Maßnahmen zählen Dünen und das Aufschütten von Sand, um die Strände ins Meer hinaus auszudehnen. Sowohl breitere Strände als auch Dünen können nämlich gut die Wucht des Wassers bremsen.
Das Schaffen beziehungsweise der Ausbau von Dünen mittels Strandhafer ist nachhaltig, natürlich, effektiv und auch noch günstig, zählt Seys auf. Eine Kombination, die nicht so einfach zu finden sei. Deswegen geht das VLIZ auch davon aus, dass diese Methode, die sich aktuell noch in der Erprobungsphase befindet, in Zukunft verstärkt zum Einsatz kommen wird.

Boris Schmidt



