Die in Houthulst in Westflandern wegen mutmaßlichem Sozialbetrug festgenommene selbstständige Krankenpflegerin war bei Kontrollen der Krankenkassen schon mehrfach wegen Unregelmäßigkeiten aufgefallen. Das hat Luc Van Gorp von der Christlichen Krankenkasse bestätigt.
Darüber habe die Krankenkasse auch das Landesamt für Kranken- und Invalidenversicherung in Kenntnis gesetzt. Der Frau, ihrer Mutter, ihrem Partner und einer Mitarbeiterin wird vorgeworfen, nicht erbrachte Leistungen in Millionenhöhe abgerechnet zu haben.
Die Frau hatte teilweise Dienstleistungen bei bis zu 90 Patienten pro Tag abgerechnet. Realistischerweise wird aber davon ausgegangen, dass eine selbstständige Krankenschwester pro Tag nicht mehr als 15 bis 20 Patienten schaffen kann. Diese absurd hohe Diskrepanz hatte die Krankenkassen stutzig werden lassen. Bei Stichproben stellten sie mehrfach fest, dass die Krankenschwester nicht wie von ihr angeben bei Patienten gewesen war.
In diesem Fall habe man über den mutmaßlichen Sozialbetrug Bescheid gewusst, so Luc Van Gorp gegenüber der VRT. Und das habe man auch mehrfach gemeldet. Dennoch gehen die Ermittler davon aus, dass die Frau und ihre mutmaßlichen Komplizen jahrelang fiktive Leistungen abrechnen konnten. Die Ermittler untersuchen außerdem, ob möglicherweise auch Patienten in die Affäre verwickelt sein könnten.
Bei Hausdurchsuchungen beschlagnahmte die Polizei im Zusammenhang mit den Ermittlungen unter anderem siebzehn Luxuswagen, Bargeld und Wertgegenstände. Außerdem ist die Frau, die für den rechtsextremen Vlaams Belang Gemeinderat in Houthulst ist, von ihrer Partei suspendiert worden.
Boris Schmidt