"Game of Drones", diese Wortschöpfung der Zeitung La Dernière Heure, bringt es echt auf den Punkt: Hier spielt jemand Katz und Maus mit den europäischen Sicherheitsdiensten, insbesondere eben auch in Belgien.
Besonders deutlich wurde das am Dienstagabend am Brussels Airport. Um kurz vor 20 Uhr meldete die Flugaufsicht Skeyes eine oder mehrere Drohnen über dem Landesflughafen in Zaventem. Der Flugverkehr wurde umgehend gestoppt. Das sei die Standardprozedur, hieß es bei Skeyes. Dabei handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Man will natürlich ausschließen, dass ein Fremdkörper gleich welcher Art ins Triebwerk einer Linienmaschine gerät, was potenziell katastrophale Folgen haben könnte.
Der Luftraum wurde also erstmal gesperrt. Eintreffende Flüge wurden umgeleitet. Auch nach Lüttich, wie es anfänglich hieß. Doch das erwies sich als unmöglich, denn quasi zeitgleich wurden auch dort Drohnen gesichtet und musste der Flugverkehr gestoppt werden.
Gut eine Stunde später gab es dann doch Entwarnung: In Brüssel wurde der Luftraum wieder freigegeben. Doch keine 25 Minuten, nachdem die entsprechenden Meldungen über die Nachrichtenticker gelaufen waren, folgte der nächste Drohnen-Alarm und wieder wurde der Flugverkehr gestoppt.
Das sorgte kurzzeitig für eine doch chaotische Situation: In dem Moment befanden sich nämlich drei Maschinen im Landeanflug auf den Brussels Airport, nachdem sie eine Stunde über der Hauptstadt gekreist hatten. Die Piloten bekamen kurzfristig die Order, doch gleich wieder durchzustarten.
Erst gegen 23 Uhr, also mehr als drei Stunden nach dem ersten Alarm, war der Spuk endlich und dann auch endgültig vorbei. Ein Katz- und Mausspiel also, anders kann man das nicht nennen.
Die Zeitung Het Laatste Nieuws veröffentlicht heute ein "exklusives" Foto, das eine Drohne zeigt, die über dem Brussels Airport schwebt. Und diese Drohne hat eine doch beeindruckende Größe. So ein Gerät kriegt man definitiv nicht im nächstbesten Elektro-Fachmarkt. "Das waren keine Witzbolde oder Trittbrettfahrer", sagt denn auch ein Experte in der Zeitung.
"Das waren Profis", ist auch Verteidigungsminister Theo Francken überzeugt. Der ließ am Abend auch durchblicken, dass er an eine organisierte und konzertierte Aktion glaubt: "Da ist etwas Größeres im Spiel", war seine erste Reaktion, als er während einer Livesendung im Fernsehsender VTM von den neuerlichen Zwischenfällen erfuhr. Danach verließ der Verteidigungsminister auch überstürzt das Studio.
Dienstagabend wurden auch wieder Drohnen über Militäreinrichtungen gesichtet. Und nicht irgendwelche, sondern über den beiden Luftwaffenstützpunkten Kleine-Brogel und Florennes, wo ja künftig die neuen F35-Kampfflugzeuge stationiert sein werden.
Ein doch ziemlich chaotischer Abend. Der föderale Innenminister Bernard Quintin forderte noch am Dienstagabend die Einberufung des Nationalen Sicherheitsrates, dem neben den zuständigen Ministern auch die Leiter der wichtigsten Sicherheitsdienste angehören. "Heute oder spätestens morgen muss sich das Gremium mit dem Problem befassen", sagte Quintin am Mittwochmorgen in der VRT.
Aber auch der Mittwoch sei schon ein wichtige Tag für die zuständigen Dienste. Sie müssen die Lage akribisch analysieren, damit der Nationale Sicherheitsrat über alle nötigen Infos verfüge, um auf dieser Grundlage die bestmöglichen Beschlüsse fassen zu können.
Premierminister Bart De Wever signalisierte umgehend seine Zustimmung. Am Vormittag wurde entschieden, dass der Nationale Sicherheitsrat am Donnerstag um 10 Uhr zusammenkommen soll. Dabei will Quintin unter anderem auch durchsetzen, dass Drohnen in Belgien noch systematischer registriert werden sollen.
Doch auch die wohl entscheidende Frage ist aktuell noch unbeantwortet: Wer steckt dahinter? Reflexartig denkt man da sofort an den Kreml. Zumal man gerade in Russland ohnehin mit Argusaugen auf Belgien schaut wegen der hier eingefrorenen russischen Vermögenswerte.
Verteidigungsminister Francken spricht den Verdacht aber nicht offen aus. Und auch Innenminister Quintin hielt sich in der VRT bedeckt. Er sei da vorsichtig, schließlich sei er ja mal Diplomat gewesen. "Sagen wir mal so", sagt Quintin: "Wir wissen, wer uns freundschaftlich verbunden ist, und wer weniger."
Föderale Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Drohnenvorfällen
Roger Pint