Die Mordserie - so sieht es bislang aus - beginnt um die Mittagszeit. Ein 45-jähriger Mann verlässt einen Schönheitssalon in einem Außenbezirk im Südwesten von Roeselare. Kurz danach wird er niedergestochen von einem Unbekannten. Der kann flüchten. Jede Hilfe für das Opfer kommt zu spät. Die Suche nach dem Täter beginnt.
Sie bleibt zunächst erfolglos. Allerdings finden die Polizisten nicht sehr weit von dem Tatort entfernt eine zweite Leiche. Diesmal handelt es sich um eine Frau, 43 Jahre alt. Sie wird in einer Wohnung gefunden. Ebenfalls erstochen. Ebenfalls kommt jede Hilfe zu spät. Angst breitet sich unter den gut 60.000 Einwohner der westflämischen Stadt aus.
"Alle Einwohner von Roeselare standen unter Schock", sagt dazu später bei der VRT der Bürgermeister der Stadt, Kris Declercq. Und fügt hinzu: "Zunächst war es ja auch nicht klar, worum es bei den Morden ging. Mittlerweile sieht es danach aus, dass die Morde einen privaten Hintergrund haben."
Zunächst gibt die Staatsanwaltschaft nur an, dass sich die Morde innerhalb der afghanischen Gemeinschaft in Roeselare abzuspielen scheinen. Die Suche nach dem Täter läuft derweil weiter. Dann der nächste Mord. Mittlerweile ist es Abend. Der Tatort liegt nicht mehr im Südwesten der Stadt, sondern in einem der nord-westlichen Außenbezirken. Das Opfer ist diesmal auch kein Afghane, sondern ein 67-jähriger Flame. Nach Angaben der Zeitung Het Nieuwsblad soll der Täter an der Tür seines Opfers geschellt haben. Als die Tür sich öffnet, sticht der Täter zu und flieht erneut. Angeblich hatte das Opfer keine Zeit zur Gegenwehr. Der 67-jährige Mann stirbt bald darauf an seinen Verletzungen.
Bilder von Überwachungskameras legen nahe, dass es sich bei dem Täter in allen drei Fällen um die gleiche Person handeln müsste. Die Suche nach dieser Person läuft unermüdlich weiter - und führt letztlich zu einem Erfolg.
"Die Suche nach dem Täter wurde unmittelbar eingeleitet. Die lokalen Einheiten sind dabei von föderalen Polizeieinheiten verstärkt worden. Letztlich hat diese intensive Suche dazu geführt, dass der Täter in Izegem festgenommen werden konnte", erklärt Bürgermeister Declercq rückblickend.
Izegem ist eine Nachbargemeinde von Roeselare. Über die Umstände der Festnahme noch vor Mitternacht ist der Öffentlichkeit nichts bekannt. Nur, dass es tatsächlich ein Großaufgebot der Polizei gewesen sein soll, das letztlich den Erfolg ermöglichte. Sogar Spezialeinheiten und Hubschrauben sollen bei der Jagd auf den mutmaßlichen Täter eingesetzt worden sein.
Der soll heute dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden, sagte noch in der Nacht Roeselares Bürgermeister Declercq.
Heute Vormittag dann weitere Details der Staatsanwaltschaft zu dem Fall: Der Festgenommene sei kein Unbekannter bei der Justiz. Erst vergangene Woche sei er wegen häuslicher Gewalt zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, die Hälfte davon auf Bewährung.
Bei dem Täter soll es sich um einen 47-jährigen Afghanen handeln. Die ermordete Frau sei seine Lebensgefährtin gewesen. Der 45-jährige Afghane, der bei dem Schönheitssalon erstochen worden war, sei ein Bekannter des Paares, der 67-jährige Flame ein Bekannter des mutmaßlichen Täters.
Kay Wagner