"Ich bin ja nicht blind", sagt Jean-Luc Crucke im Interview mit der Zeitung De Morgen. Natürlich habe er die rasant steigenden Unfallzahlen bei E-Rollern gesehen: 470 Unfälle mit Toten oder Verletzten allein innerhalb der ersten drei Monate des Jahres, durchschnittlich fünf pro Tag. Hier sprechen wir nur von den Unfällen, die von der Polizei aufgenommen wurden. Obendrauf kommt da wohl noch eine stattliche Dunkelziffer.
Natürlich schrillen da die Alarmglocken. Und klar müsse man da reagieren, sagt der Les-Engagés-Politiker. In seinen Augen gibt es da nur einen Weg, nämlich die Einführung einer Helmpflicht. Diese E-Tretroller erreichten immerhin Geschwindigkeiten von 25 Stundenkilometern, das sei doch schon nicht nichts, wird Crucke in De Morgen zitiert.
Hinzu komme, dass man bei einem Sturz mit einem E-Roller fast immer auf den Kopf fällt. Hier liegt der Unterschied zu einem gewöhnlichen Fahrrad, das hat mit dem Schwerpunkt zu tun. Die Verletzungen sind bei E-Roller-Unfällen schwerer. Das rechtfertige also die Einführung einer Helmpflicht für diese speziellen Zweiräder, sagte Crucke in der VRT.
Zustimmenden Beifall bekommt der Minister da vom Institut für Straßenverkehrssicherheit Vias. "Wir sind zwar nicht prinzipiell die Befürworter irgendwelcher Zwangsmaßnahmen. Aber gerade in Bezug auf E-Tretroller wäre eine Helmpflicht geradezu logisch", sagte Vias-Sprecher Stef Willems in der VRT. Dafür spreche allein die steigende Zahl der Verletzten. Man könne die Aussagen des Ministers nur bestätigen, sagt der Vias-Sprecher. Krankenhausstatistiken aus dem Jahr 2022 zeigen ganz deutlich: Sechs von zehn Menschen, die bei einem Unfall mit einem E-Tretroller zu Schaden kamen, trugen schwere Kopfverletzungen davon. Auch das spricht für eine Helmpflicht.
Das Königsargument seien natürlich die Geschwindigkeiten, von denen wir hier sprechen, sagt Stef Willems. Nur zum Vergleich: Auf einem Moped, das 25 Stundenkilometer erreicht, muss man sogar einen Motorradhelm tragen. Ein E-Roller schafft dieselbe Geschwindigkeit und hat zudem kleinere Räder. Da ist es nicht unlogisch, wenn da dieselben Regeln gelten - das erst recht, wenn man weiß, dass viele dieser E-Roller "frisiert" sind und mitunter auch bis zu 50 Stundenkilometer erreichen.
Genau deswegen denkt Crucke auch über eine zweite Maßnahme nach: eine Kennzeichenpflicht. Zunächst einmal sei es so, dass es immer nötiger wird, die Fahrer identifizieren zu können. Zugleich habe man damit auch die Möglichkeit, E-Roller, die nicht den Normen und Sicherheitsauflagen entsprechen, aus dem Verkehr zu ziehen. Da gibt es nur ein Problem: Die meisten Menschen besitzen nicht ihren eigenen Roller, sondern klicken sich einen mit ihrem Handy. In großen Städten stehen an jeder Straßenecke solche E-Tretroller, die man gegen Bezahlung freischalten kann.
Das eine schließt das andere nicht aus, sagt Stef Willems von Vias. In einigen europäischen Ländern gilt bereits eine Helmpflicht. Dort haben die Anbieter von Leih-E-Rollern Lösungen gefunden - etwa, indem sie Helme zur Verfügung stellen. Aus hygienischen Gründen wird auch gleich eine Einwegmütze mitgeliefert, die man drunter tragen kann.
Geht es nach dem föderalen Mobilitätsminister Jean-Luc Crucke, sollen die verschärften Regeln für E-Roller so schnell wie möglich in Kraft treten - am liebsten schon Anfang kommenden Jahres.
Roger Pint