Nein, nach einem Zoo sieht es nicht aus. Vielmehr bekommt der Besucher den Eindruck in eine Ausstellung zu gehen. Die nennt sich zwar "Zoo der Zukunft". Aber mit einem Zoo im klassischen Sinne hat das auf den ersten Blick nichts zu tun. Einmal eine Treppe hoch am nördlichen Ende der Gare Maritime auf dem Gelände von Tour & Taxis in Brüssel. Schon ist man da. Der Besucher bekommt einen Kopfhörer, betritt damit einen abgeschlossen Raum. Musik setzt ein, Bilder werden an alle vier Wände geworfen. Bilder von Tieren mitten in ihrer natürlichen Umgebung. Krokodile, Papageien, Pinguine - und auch Elefanten sind da zu sehen. Und man selbst hat das Gefühl, mitten unter ihnen zu stehen.
Im Kopfhörer erklärt eine Stimme, eingebettet in Musik, dass Freiheit wichtig sei, um zu überleben. Für Menschen gelte das genauso wie für Tiere. Deshalb müssten Menschen auch die Freiheit der Tiere respektieren - auch wenn man sie anschauen wolle. "Das Ziel ist es wirklich, den Besuchern eine immersive Erfahrung zu bieten", erklärt Sébastien de Jonge von der Tierschutzorganisation Gaia. Das Eintauchen in die Welt der Tiere, wie der Besucher das im "Zoo der Zukunft" erlebt, soll sensibilisieren für die Bedürfnisse der Tiere. Und zum Nachdenken anregen über die Art der Tierhaltung. "Über die Gefangenschaft, wie man sie in traditionellen Zoos findet", fügt de Jonge hinzu.
So richtig los mit dem Zoo geht es erst, nachdem der geschlossene Raum verlassen ist und der Besucher - jetzt ohne Kopfhörer - in eine Art Dschungellandschaft tritt. Ein paar Meter weiter im Raum geht diese Landschaft nahtlos über in eine Eiswüste, später in eine Savanne. Zahlreiche Bildschirme befinden sich an den Wänden, Virtual-Reality-Brillen hängen daneben. Setzt man sie auf, wird man Teil der Szene, die auf dem Bildschirm zu sehen ist. Und dort bewegen sich - je nach Bildschirm - Giraffen und Elefanten, Pinguine allein oder in der Gruppe, Erdmännchen und viele andere Tiere, die man sonst auch in einem Zoo sieht.
Über die VR-Brille und die Illusionen, die sie erzeugt, gelangt der Besucher direkt zu diesen Tieren, befindet er sich mit Elefanten an einer Wasserstelle, kann sich umdrehen und am Horizont Giraffen erkennen. Möchte er die von Nahem betrachten, reicht ein Fingerzeig in der virtuellen Welt - und schon ist er ganz nah an die langhalsigen Tiere herangebeamt. Wobei die Qualität der virtuellen Bilder schon noch deutlich macht: So richtig echt sind die Giraffen, die Elefanten, Pinguine und co. dann doch nicht.
Dazu sagt de Jonge: "Wir maßen uns nicht an, zum Beispiel mit einer großen Studio-Produktion aus Amerika zu rivalisieren, die auf dem neusten Stand der Technik ist. Wir wollen vor allem eine qualitativ korrekte Darstellung zu einem erschwinglichen Preis. Und ich glaube, dass die Menschen, die sich auf diese Erfahrung bei uns einlassen, sich davon überzeugen lassen und angenehm überrascht sein werden."
An weiteren Bildschirmen werden spielerisch Informationen zu den Tieren der einzelnen Landschaften vermittelt. Alles zielt darauf ab, zu zeigen: Um wilde oder exotische Tiere zu erleben und etwas über sie zu erfahren, braucht man sie nicht in Zoos einsperren. Der virtuelle "Zoo der Zukunft", den Gaia jetzt in Brüssel anbietet, reicht dafür vollkommen aus.
Und zumindest bei den ersten Besuchern des Zoos scheint diese Idee zu greifen. "Ich finde das wirklich eine Super-Idee! Das ist sehr gut gemacht“, sagt eine erste Besucherin am Mikrofon des BRF. "Das ist wirklich sehr gut, und eine gute Erfahrung sowohl für Erwachsene als auch für Kinder“, fügt eine zweite hinzu. Und ihr achtjähriger Sohn sagt: "Mir gefällt das, weil man hingehen kann, wo man will, obwohl es dabei auch Grenzen in der virtuellen Realität gibt. Man kann so tun, als ob man die Tiere streichelt. Das ist toll."
Den virtuellen "Zoo der Zukunft" hat die Tierschutzvereinigung Gaia in der Gare Maritime auf dem Tour & Taxis-Gelände in Brüssel eingerichtet. Dort soll er vorerst bis Ende Dezember bleiben. Zwölf Euro kostet der Eintritt für Erwachsene, sieben Euro für Kinder.
Kay Wagner