Diesmal ist es passiert: Trotz einiger Widerstände hob Mittwoch um kurz vor zehn Uhr ein Flugzeug von Brussels Airlines wieder am Flughafen Zaventem ab mit dem Ziel Tel Aviv in Israel.
Diese Wiederaufnahme der Flüge hatte Brussels Airlines schon öfter angekündigt, doch dann auch immer wieder verschoben. Die Sicherheitslage in Israel hatte wiederholt einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Die Sicherheitslage war auch dafür verantwortlich gewesen, dass die Flüge nach Tel Aviv überhaupt gestrichen worden waren. Anfang Mai hatte eine Rakete den Flughafen von Tel Aviv getroffen. Die Rakete abgeschossen hatten die Huthi-Rebellen im Jemen. Die Rebellen sehen solche Angriffe als Unterstützung der palästinensischen Hamas im Kampf gegen Israel vor allem im Gaza-Streifen.
Für Brussels Airlines ist die Gefahr durch die Huthi-Rebellen jetzt gebannt. Auch die Gefahr, dass andere Raketen ein Flugzeug auf dem Weg nach Tel Aviv treffen könnten, abgefeuert von anderen Feinden von Israel im Nahen Osten.
Diese Einschätzung steht zwar im Widerspruch zu den Reisehinweisen des Föderalen Dienstes für auswärtige Angelegenheiten. Der rät zurzeit immer noch von Reisen nach Israel ab, weil Israel und die umliegenden Gebiete als Kriegsgebiet eingestuft werden.
Aber bei Brussels Airlines sieht man das anders. Die Tatsache, dass die Flüge wieder aufgenommen worden seien, sei ein Zeichen dafür, dass Brussels Airlines die Sicherheitslage wieder als gut einschätzt.
Sicherheit sei immer die höchste Priorität, betonte Sprecher Nico Cardone am Mittwoch in der VRT. Und ging direkt auch auf den zweiten heiklen Punkt bei der Wiederaufnahme der Flüge ein, indem er sagte: "Wenn es um die Frage geht, die Situation in einem Land einzuschätzen, dann verstehen wir im vorliegenden Fall, dass das für einige Mitarbeiter schwierig sein kann. Deshalb arbeiten wir zurzeit mit Freiwilligen."
Mit Freiwilligen die Flüge nach Israel durchzuführen, das war wohl nicht der ursprüngliche Plan von Brussels Airlines. Viel wahrscheinlicher ist eher, dass die Fluggesellschaft damit schnell auf Proteste reagiert hat, die von Mitarbeitern der Gepäckabfertigung gekommen waren.
Ein Teil von diesen sieht in der Wiederaufnahme der Flüge nach Israel nämlich eine Normalisierung des Verhältnisses zu dem Land. Und das geht diesen Mitarbeitern gegen den Strich – aus Solidarität mit den Palästinensern.
Die christliche Gewerkschaft CSC, in Flandern ACV genannt, hat sich zum Anwalt dieser Unzufriedenen gemacht. ACV-Sprecher Hans Elsen sagte deshalb Mittwoch im Fernsehen der VRT: "Wir erleben de facto gerade einen Genozid im Gazastreifen, da ist es für viele Menschen ziemlich schwer, einfach so aus dem Nichts jetzt eine Normalisierung mit Israel zu beginnen und einen normalen Linienflug nach Tel Aviv zu bedienen."
Mit der Lösung, niemanden dazu zu zwingen, sich an der Organisation eines Flugs nach Israel zu beteiligen, damit kann die Gewerkschaft leben. Zum Streiken aufrufen wollte sie wegen der Wiederaufnahme der Flüge nach Israel zumindest nicht. Weshalb diese jetzt wohl weiter wieder regelmäßig stattfinden werden. Zweimal pro Woche von Zaventem Richtung Tel Aviv. 188 Reisende waren am Mittwoch mit an Bord.
Kay Wagner