Der Brüsseler Cinquantenaire-Park trägt seine Existenzberechtigung im Namen. "Cinquantenaire": Das Areal im Herzen der Stadt mit dem ikonischen Triumphbogen wurde zum Anlass des 50. Jahrestags der Staatsgründung gebaut, und dann 1880 feierlich eingeweiht. Die Anlage ist so pompös ausgefallen, wie es sich der damalige König gewünscht hat. Leopold der Zweite mit seiner prall gefüllten Kongo-Kasse wollte mit dem neuen Park und seinen imposanten Bauwerken der Welt den Reichtum des Landes demonstrieren, der - neben dem Kongo - auch der Kohle- und Stahlindustrie zu verdanken war. Das Land und sein König wollten sich selbst feiern. Und auf Niederländisch verweist der Name des Parks eben auf diesen feierlichen Hintergrund: "Jubelpark".
Nun, bald gibt es wieder Grund zum Jubeln: 150 Jahre nach dem Cinquantenaire steht 2030 der "Bicentenaire" an: Die 200-Jahr-Feiern. Zu diesem Anlass sollte der ganze Cinquantenaire-Komplex einem gründlichen Facelifting unterzogen werden. Das galt vor allem für die Museen, die rechts und links vom Triumphbogen untergebracht sind: In der südlichen Halle befinden sich das Autoworld Museum und daneben die Königlichen Museen für Kunst und Geschichte, in der nördlichen Halle ist das Militärmuseum untergebracht. All das sollte neugestaltet werden.
Ein ehrgeiziges Projekt also, das der damalige föderale Staatssekretär für die Wissenschaftspolitik, Thomas Dermine, vor zwei Jahren in der RTBF noch feurig verteidigte: "Dieser Komplex erzählt die Geschichte Belgiens im 19. Jahrhundert, in dem Moment, als das Land seinen 50. Geburtstag feierte. Jetzt, am Vorabend der 200-Jahr-Feiern, müssen wir alle zusammen eine neue Geschichte unseres Landes schreiben."
Stolze 160 Millionen Euro wurden für das Projekt veranschlagt. Etwas mehr als die Hälfte, nämlich 88,6 Millionen Euro, sollten in dieser Legislaturperiode fließen. Nur wird daraus anscheinend nichts. Wie die Zeitung L'Echo berichtete, will die neue Regierung hier doch erheblich den Sparhobel ansetzen. Demnach werden wohl bis 2029 nur noch rund 26 Millionen zur Verfügung stehen, also weniger als ein Drittel der vorgesehenen Summe. Der Ganze Rest wird erst mal verschoben, also dann auf die Zeit nach 2030.
Diese drohende Planänderung sorgt natürlich für lange Gesichter. In erster Linie bei Bruno Van Lierde. Er ist nämlich der Präsident der Vereinigung, die das Projekt tragen sollte und die auf den blumigen Namen "Horizon 50-200" hört. Die Entscheidung ist zwar noch nicht offiziell, aber Van Lierde wurde offensichtlich schon von den zuständigen Stellen "vorgewarnt". Man habe ihm gesagt, dass die Regierung inzwischen andere Prioritäten habe: Der haushaltspolitische Kontext mache ohnehin schon Sparmaßnahmen nötig, und der geopolitische Kontext verschärfe das Problem noch, weil ja mehr in die Verteidigung investiert werden müsse.
Die Pläne zur Neugestaltung des Cinquantenaire-Komplexes müssen also notgedrungen auf das Nötigste reduziert werden. "Auf das Vordergründigste", wäre wohl treffender, denn renoviert werden sollen jetzt vor allem erst mal die Fassaden und die Außenfenster, sagt Bruno Van Lierde. Dieser Prozess sei auch schon im Gange, zum Beispiel am Gebäude, das das Militärmuseum beherbergt und auch am Autoworld-Museum. Es bleiben dann noch die Königlichen Museen für Kunst und Geschichte.
Darüber hinaus bleibt dann noch Geld für kleinere Retuschen. So sollen unter anderem ein Restaurant und ein Informationszentrum eingerichtet werden. Das war es dann aber auch. Also, eine Neugestaltung wird es jedenfalls nicht. Das Projekt wurde - fast buchstäblich - entkernt. Was aber nicht bedeutet, dass im Jubelpark nicht mehr gejubelt werden kann, dass also der Komplex künftig für große Feierlichkeiten ausfällt.
Natürlich wird der Cinquantenaire immer noch der perfekte Ort sein, um - allen voran - den 200ten Jahrestag der Staatsgründung zu feiern, sagt Bruno Van Lierde. "Unser Ziel ist es jetzt erst mal, dafür zu sorgen, dass die Baugerüste bis 2030 verschwunden sind." Damit der Cinquantenaire in fünf Jahren eine fantastische Kulisse bilden kann für diese Feierlichkeiten...
Roger Pint