Die Entscheidung der SNCB, sich bei den Verhandlungen über den Milliardenauftrag auf die CAF zu konzentrieren, sorgt für teils heftige Kritik. Der Alstom-Konzern unterhält in Belgien verschiedene Standorte und beschäftigt direkt fast 2.000 Menschen. Hinzu kommen noch Arbeitsplätze bei Zulieferern.
Die EU-Wettbewerbsregeln erlaubten jedoch nicht, "lokale" Anbieter bei der Auftragsvergabe zu bevorzugen, unterstreicht in diesem Zusammenhang erneut der föderale Les Engagés-Mobilitätsminister Jean-Luc Crucke. Er will allerdings, dass die belgische Wirtschaft ebenfalls von dem Auftrag profitiert und dass die CAF eine Produktion in Belgien prüft.
Alstom selbst reagiert enttäuscht und will zunächst mögliche Optionen prüfen. Für die Gewerkschaften ist die Entscheidung der SNCB derweil der "Todesstoß" für das Alstom-Werk in Brügge mit seinen knapp 600 Beschäftigten.
Auch die flämischen Christdemokraten CD&V, die flämischen Sozialisten Vooruit, die linksextreme PTB und die frankophonen Liberalen MR haben sich in ersten Reaktionen sehr kritisch über die Entscheidung gegen Alstom geäußert. Hier gehe es schließlich um staatliche Mittel, so der Tenor, und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der Entscheidung seien nicht ausreichend berücksichtigt worden.
Bei der Bestellung geht es um 180 Züge mit rund 54.000 Sitzplätzen.
Boris Schmidt