Das Völkerrecht werde immer häufiger offen in Frage gestellt, beklagte der König gleich zu Beginn seiner Rede. Dadurch verlören alle, denn das ebne nur Instabilität und Gewalt den Weg. Umso wichtiger sei es, dass Europa weiter auf Kooperation statt auf Konfrontation setze und auf Offenheit statt Ausgrenzung. Das sei keine Selbstverständlichkeit heutzutage.
Das europäische Projekt sei nicht nur essenziell, um den diversen Herausforderungen besser begegnen zu können. "Es muss sich als Schutzwall und verlässliche Alternative behaupten zu den brutalen Machtverhältnissen, die wir heute erleben. Indem es seinen Werten treu bleibt: Demokratie, Gerechtigkeit und Recht."
Der König prangerte aber auch offen das Blutvergießen in Gaza an und forderte, es sofort zu beenden. "Die derzeitige Situation dauert schon viel zu lange an. Sie ist eine Schande für die gesamte Menschheit." Auch die Ukrainer müssten weiterhin entschlossen in ihrem Abwehrkampf unterstützt werden. "Sie kämpfen für ihre Souveränität und schützen dabei auch unsere."
Das bedeute aber keinesfalls, dass man die Probleme im eigenen Land vernachlässigen dürfe, im Gegenteil. "Sie verdienen unsere ganze Aufmerksamkeit und die unserer gewählten Vertreter. Sie müssen entschlossen angegangen werden."
Denn schließlich hätten sie direkte Auswirkungen auf das Leben der Menschen im Land. In diesem Zusammenhang drängte der Monarch auch explizit auf die schnelle Bildung einer Regierung für die Region Brüssel-Hauptstadt.
Ansprache Seiner Majestät des Königs zum Nationalfeiertag 2025
Meine Damen und Herren,
Jahrzehntelang war das Völkerrecht der Grundpfeiler, auf den sich die Staaten stützen konnten. Heute wird es offen in Frage gestellt.
Wenn jedoch das Völkerrecht mit Füßen getreten wird, ist die ganze Welt der Verlierer. Dann ebnen wir Instabilität und Gewalt den Weg.
Die Welt erlebt ein Wiederaufleben von Konflikten, die man für längst überwunden hielt. In diesem Kontext setzt Europa weiterhin auf
Zusammenarbeit statt Konfrontation. Auf Offenheit statt Ausgrenzung. Es ist eine bemerkenswerte Entscheidung, die manchmal schwierig ist und heute auch Mut erfordert.
Doch es ist auch eine Entscheidung, die es Europa ermöglicht hat, sich zu entwickeln und seinen Weg zu finden. Mit Europa können wir besser auf den digitalen Wandel reagieren, unsere Streitkräfte stärken und den Klimawandel bekämpfen. Und dies sind nur drei Beispiele für den unschätzbaren Mehrwert der Europäischen Union.
Doch Europa muss seine Führungsrolle noch stärker wahrnehmen. Es muss sich als Schutzwall und verlässliche Alternative behaupten zu den brutalen Machtverhältnissen, die wir heute erleben. Indem es seinen Werten treu bleibt: Demokratie, Gerechtigkeit und Recht.
Durch die Achtung des Völkerrechts und der grundlegenden Menschenrechte können wir die Würde jedes Einzelnen schützen. Nur so können wir das Vertrauen aufbauen, das wir so dringend brauchen. Glücklicherweise gibt es noch jene, die unsere Menschlichkeit achten, obwohl täglich so viele Rechte verletzt werden.
Vor einigen Wochen traf ich zwei Familienväter, einen Palästinenser und einen Israeli. Beide teilen ein unbeschreibliches Leid: den Verlust eines Kindes, Opfer desselben Konflikts. Ihr Zeugnis hat mich tief bewegt. Sie haben auf Rachegefühle verzichtet und beschlossen, ihr Leid in eine Botschaft des Friedens zu verwandeln. Ein Frieden, der ihr Leid lindern würde. Diese Väter erinnern uns daran, dass es, jenseits der politischen Dimension, immer um die Würde des Menschen geht.
Ich unterstütze ihr Plädoyer voll und ganz und schließe mich allen an, die die gravierenden humanitären Missstände in Gaza anprangern, wo unschuldige Bürger, gefangen in ihrer Enklave, verhungern und unter Bomben sterben. Die derzeitige Situation dauert schon viel zu lange an. Sie ist eine Schande für die gesamte Menschheit. Wir unterstützen den Aufruf des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, diese unerträgliche Krise sofort zu beenden.
Auch in der Ukraine, wo die Bevölkerung mit bemerkenswertem Mut Widerstand leistet, wütet der Krieg weiter. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir die Ukrainer weiterhin entschlossen unterstützen. Sie kämpfen für ihre Souveränität und schützen dabei auch unsere.
Angesichts der Gewalt und Unruhen, die die Welt erschüttern, mögen unsere eigenen Sorgen unbedeutend erscheinen. Aber nichts ist weniger wahr. Sie verdienen unsere ganze Aufmerksamkeit und die unserer gewählten Vertreter. Sie müssen entschlossen angegangen werden. Denn sie haben direkte Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes. Insbesondere in Brüssel ist es wichtig, dass eine neue Regierung endlich ihre Arbeit aufnimmt.
In diesen bewegten Zeiten ist es der Königin und mir ein besonderes Anliegen, gemeinsam mit Ihnen unseren Nationalfeiertag feiern zu können. Nicht, um zu vergessen, was anderswo geschieht, sondern um uns daran zu erinnern, wer wir sind – und was wir gemeinsam erreichen können, als Belgier und als Europäer.
Lasst uns aus diesem Tag der Verbundenheit und Feier die Energie schöpfen, die wir brauchen, um morgen mit Zuversicht und Begeisterung zu beginnen.
Boris Schmidt