Sie hatten es angekündigt, sie werden es machen: Die Regierungsparteien unter Führung von Premierminister Bart De Wever werden die Atomenergie in Belgien wiederbeleben.
Und das ist auch ganz Sinn des neuen Energieministers Mathieu Bihet von der MR.
"Wir wollen den Wechsel, wir wollen die Rückkehr der Atomenergie in den Energiemix", sagte er Dienstagvormittag im Radio der RTBF. "Die Voraussetzung dafür ist", fügte er hinzu, "dass wir das Verbot der Atomenergie in Belgien wieder zurücknehmen."
Erneuerbare Energien trotzdem weiter fördern
Warum genau der Ausstieg aus dem Ausstieg nächste Woche vollzogen werden soll, begründet Bihet mit der Notwendigkeit von Atomenergie im Energiemix. "Wir können uns heutzutage nicht den Luxus leisten, auf eine CO2-freie Energie zu verzichten", sagt der Minister. "Wir müssen ja zum Beispiel auch die Klimaziele erreichen. Die Kernenergie ist eine CO2-arme Energie. Wir wollen mit der Aufhebung des Gesetzes zum Ausstieg aus der Atomenergie erreichen, dass eine weitere CO2-freie Energieform Teil des Energiemixes wird."
Eine zusätzliche CO2-freie Energie im Energiemix – das hört sich danach an, als ob auch die Regierung De Wever weiter an der erneuerbaren Energie festhalten wolle. Minister Bihet bestätigt das. Gerade die Windenergie, die Windparks in der Nordsee, sollen sogar gezielt von der Regierung weiter gefördert werden.
Bihet sagt: "Das Regierungsprogramm sieht das so genannte Re-Powering vor. Das bedeutet, dass die bestehenden Windkraftanlagen mit Maschinen ausgestattet werden, die noch mehr Elektrizität produzieren können, weil sie effizienter sind. Zudem werden weitere Windkraftanlagen in der Nordsee aufgestellt, und wir werden weiter in diese Energieform investieren. Denn wir brauchen beide." Sprich: Atomenergie und erneuerbare Energien.
Bihet: "Anti-Atom-Ideologie ist gescheitert"
Wie genau die Atomenergie wieder dauerhaften Einzug in den belgischen Energiemix erhalten soll, dazu sei es noch zu früh, konkrete Angaben zu machen, sagte der Minister. Aber tatsächlich sei es so, dass die bereits existierenden Atomkraftwerke in Tihange und Doel auf ihre Weiterführung beziehungsweise Modernisierung geprüft werden sollen.
Daneben ist es kein Geheimnis, dass die Regierung auch den Bau von kleineren Atommeilern und -kraftwerken der jüngsten Generation ins Auge fasst. Alle Bedenken gegen die Atomenergie wischt Bihet mit der Bemerkung vom Tisch:
"Die Anti-Atom-Ideologie ist an der Realität gescheitert. Heutzutage kann man nicht mehr auf die Atomenergie verzichten."
Und auch auf die bislang ungeklärte Frage nach der Entsorgung des Atomabfalls, der über mehrere Jahrhunderte oder auch Jahrtausende hinweg gefährlich für Mensch und Umwelt ist, hat Bihet bereits eine Antwort: "Wir wollen daran arbeiten, dass man den Atom-Abfall wiederverwerten kann", kündigt er an. "Dass man ihn nicht als Abfall betrachtet, sondern als Brennstoff. Forschung und Entwicklung dazu wollen wir gezielt fördern."
Kay Wagner