Immer öfter werden Windradprojekte von Bürgern angefochten. Im vergangenen Jahr kamen in Flandern nur zwölf neue Windräder an Land dazu. So wenige wie seit zehn Jahren nicht mehr. Derzeit stecken aber noch rund 100 Projekte in der Genehmigungsphase fest.
Wie der flämische Umweltminister Jo Brouns in Het Laatste Nieuws sagt, wird derzeit nahezu jedes neue Projekt angefochten. Inzwischen auch von Menschen, die gar nicht direkt betroffen sind, sondern sich über Aktionsgruppen an den Protesten beteiligen. Ein Hauptargument der Kritiker ist, dass diese Windkraftanlagen immer größer werden. Damit steigt auch die Beeinträchtigung der Lebensqualität, wenn so ein Windkraftwerk in unmittelbarer Nähe steht.
Der Umweltminister selbst hat kürzlich ein Projekt in Gent abgelehnt. Da wäre sonst eine über 260 Meter hohe Anlage nur 280 Meter vom nächsten Wohnhaus entstanden. Um sich 260 Meter hohe Anlagen vorzustellen, darf man fast schon an den Eiffelturm denken, der ist 300 Meter hoch – steht aber still und bewegt sich nicht.
Brouns kündigte auch neue Abstandsregeln für sogenannte Superwindräder an. Windräder, die 200 Meter oder höher sind, müssen künftig mindestens dreimal so weit von der nächsten Wohnbebauung entfernt sein wie sie selbst hoch sind – das gilt dann in Flandern.
Immer größer bedeutet auch immer leistungsfähiger und auch immer wirtschaftlicher. Die Genossenschaft Ecopower in Flandern reagiert auch schockiert auf die neuen Abstandsregeln. Denn für die Windkraftlobby gilt inzwischen: Entweder wir bauen die ganz großen Windräder oder wir bauen gar keins. Weil kleinere Anlagen nicht mehr wirtschaftlich genug sind und auch gar nicht mehr von den Herstellern angeboten werden.
Ecopower erinnert an die selbstgesteckten Ziele beim Windkraftausbau und sagt: Wenn man die Abstandsregeln so strikt auslegt, dann sind die Ziele gar nicht zu erreichen, weil es in Flandern gar keine möglichen Standorte für Windräder mehr gibt, die ausreichend weit weg von Wohnhäusern sind.
Ecopower versucht, die Bedenken auszuräumen und behauptet, dass durch größere Anlagen, die Belastung für Anwohner sinken würde. Die Lärmbelastung und die Beeinträchtigung durch Schlagschatten sei bei größeren Anlagen mitunter geringer.
hln/okr