Der föderale Wirtschaftsminister David Clarinval hat sich in Bièvre (Provinz Hennegau) mit Gewerkschaftsvertreten ausgetauscht. Es ging dabei um die Maßnahmen und Pläne der Föderalregierung, die am Dienstag im Rahmen des Aktionstages der Gewerkschaften zahlreiche Menschen auf die Straße trieben. Auf diese Weise drückten sie ihren Unmut über die Sparpolitik aus, die den öffentlichen Dienst und den Sozialbereich betrifft, sowie die geplante Rentenreform und die zeitliche Begrenzung des Arbeitslosengeldes.
Man habe Fortschritte erzielen können, diese stünden aber nach wie vor unter Vorbehalt, sagten Gewerkschafter nach dem Gespräch. Sie riefen dazu auf, den Druck auf die Föderalregierung aufrechtzuerhalten und weiterzukämpfen.
"Wir sind nicht immer einer Meinung. Das ist offensichtlich. Ich glaube, wir haben über einige Fragen etwas tiefgehender sprechen können. Das eröffnet vielleicht die Möglichkeit für Diskussionen über Einzelheiten. Ich bin für Diskussionen offen", so Clarinval nach dem Gespräch.
Bereits im Januar und Februar waren die Gewerkschaften gegen den aus ihrer Sicht brachialen Sparkurs der Föderalregierung auf die Straße gegangen. Am 31. März hatte außerdem ein Generalstreik stattgefunden.
Im Rahmen des Aktionstags sind Demonstrationen in allen großen und mehreren kleinen Städten geplant. Die Gewerkschaften wollen außerdem Streikposten vor verschiedenen Industrie- und Gewerbegebieten sowie vor Firmengeländen platzieren. Bürger sollen zudem durch die Verteilung von Flugblättern an Verkehrsknotenpunkten sensibilisiert werden.
Nationaler Aktionstag: Kundgebungen von FGTB und CSC in Eupen
Große Auswirkungen auf Flughäfen, Bus- und Bahnverkehr
Am Flughafen Charleroi wurden alle Starts und Landungen für Dienstag abgesagt. Am Nationalflughafen Brüssel wurden alle Abflüge gestrichen, außerdem die Hälfte der Landungen. Nach Angaben des Flughafens können nur 120 der geplanten 240 Flüge landen.
Die Lage am Flughafen sei ruhig. Die Fluggäste seien im Vorfeld informiert worden, daher seien nicht viele Menschen gestrandet.
Für Mittwoch rechnet der Flughafen mit einem großen Andrang. Brussels Airport geht von 8.000 zusätzlichen Passagieren aus. Auch in Charleroi wird ein höheres Aufkommen erwartet.
Nach Angaben der Bahn fahren sechs von zehn IC-Zügen sowie etwa die Hälfte der L- und S-Züge. Die Pendlerzüge fallen dagegen fast komplett aus.
Bei den Nahverkehrsunternehmen TEC, De Lijn und Stib kommt es zu massiven Ausfällen. Im TEC-Bezirk Lüttich-Verviers wurden etwa zwei Drittel der Busverbindungen gestrichen.
Auch Häfen betroffen
Der Streik trifft auch den Binnen- und Seeschifffahrtsverkehr. Der Hafen von Antwerpen ist praktisch stillgelegt. Weder über die Nordsee noch über die Schelde können Schiffe in den Hafen ein- oder auslaufen.
Auch die öffentlichen Verwaltungen, Krankenhäuser, Universitäten, Gefängnisse und die Justiz sind vom Streik betroffen.
belga/vrt/rtbf/bsch/sh