Eigentlich wollte der Social-Media-Riese Meta seine hauseigene KI, wenig einfallsreich "Meta AI" genannt, schon im letzten Jahr in Europa an den Start bringen. Daraus wurde allerdings nichts. Der (oder zumindest ein gewichtiger) Grund: scharfe Kritik von Datenschützern, wie Experte Pieterjan Van Leemputten in der VRT erklärt.
Seit einigen Tagen ist die Meta-KI aber nun tatsächlich auch in Europa verfügbar. Nur eben etwas anders verpackt, so Van Leemputten. Nach und nach wird die Konzern-KI in unter anderem Facebook, WhatsApp, Instagram, Threads und Messenger integriert. Meta-Kunden sollen den KI-Assistenten zum Beispiel für Übersetzungen nutzen oder auch, um Antworten auf Fragen oder Tipps zu allen möglichen Themen zu bekommen.
Damit europäische Nutzer hier ein maßgeschneidertes KI-Angebot bekommen, muss die KI aber auch mit europäischen Nutzerdaten trainiert werden, argumentiert der Meta-Konzern. Im Klartext bedeutet das: Wer keinen Einspruch gegen die Nutzung seiner persönlichen Daten einlegt, muss damit rechnen, dass Meta alle jemals gemachten öffentlichen Posts nutzen wird, um seine KI zu füttern.
Genauso wie alle jemals in den Apps hochgeladenen Fotos, Filmchen und so weiter, führt Laura Claeys von der Verbraucherschutzorganisation Test-Achats aus. Und selbstverständlich auch alle Likes und sonstigen Reaktionen, die man im Lauf der Jahre so hinterlassen hat.
Alles Dinge, die für sich genommen relativ wenig aussagen, räumt Van Leemputten ein. Aber zusammengenommen können all diese Mosaiksteinchen eben schon ein Bild ergeben über einen Menschen, über das, was er tut und möglicherweise gut findet. Denn eine Binsenweisheit sollte man nie vergessen: Im Leben gibt es nichts umsonst, im Internet schon gar nicht.
Hier sind der Nutzer und seine Daten das Wertvollste überhaupt. Und im Zeitalter der KI sowieso: KI werde genutzt, um neuen Content zu kreieren, also neue Inhalte, erinnert Claeys. Wenn die KI also mit den App-Daten trainiert werde, könne sie zum Beispiel den eigenen Schreibstil imitieren oder die Gesichter von Profil- und anderen Fotos als Grundlage für künstlich erzeugtes, neues Bildmaterial nutzen. Das müsse man sich unmissverständlich klarmachen, mahnt die Test-Achats-Sprecherin.
Laut eigenen Angaben will Meta dazu aber weder auf die Daten von Minderjährigen zurückgreifen noch auf private Unterhaltungen – Gespräche mit der KI-Assistenz ausgenommen. Man werde im Blick behalten, ob Meta sich an die europäischen Gesetze halten werde, so Claeys dazu. Und wenn Meta das nicht tue, werde Test-Achats erneut Klage einreichen dagegen.
Widerspruch einlegen
Wer mit der KI-Nutzung seiner persönlichen Daten durch den US-Konzern kein Problem hat, muss jedenfalls gar nichts unternehmen, Meta nimmt das dann als automatische Zustimmung zur Verarbeitung und Nutzung der Daten. Alle anderen sollten gut aufpassen, wenn sie die Apps aktuell nutzen. Denn normalerweise sollte einem dann irgendwann ein Pop-Up begegnen, in dem Meta beschreibt, wie die persönlichen Daten für das KI-Training genutzt werden sollen.
In diesem Pop-Up ist auch ein Link zu einem Formular enthalten, mit dem man formell Widerspruch einreichen kann gegen die Verwendung seiner Daten. Im Anschluss sollte man dann auch eine Bestätigung per E-Mail erhalten, dass die persönlichen Daten nicht genutzt werden, um die Meta-KI zu trainieren.
Ganz grundsätzlich sollte man sich aber auch vielleicht noch einen anderen Tipp zu Herzen nehmen: Nämlich einfach mal darüber nachzudenken, was man heutzutage noch auf Facebook und Co. teilen sollte.
Boris Schmidt