Wie so viele führende Politiker vor ihnen in den vergangenen drei Jahren reisten auch Bart De Wever und seine Begleiter im Zug in die Ukraine. Montagabend flogen sie zunächst mit einer Militärmaschine nach Polen. Von dort aus überquerten sie in den frühen Morgenstunden die Grenze in das Land im Krieg.
Erste Station der Reise: die ukrainische Stadt Butscha rund 25 Kilometer nord-westlich der Hauptstadt Kiew. Dort hatten zu Beginn des Kriegs russische Soldaten ein Massaker an der Zivilgesellschaft verübt. Die Bilder gingen um die Welt. Am Dienstag schauten sich die belgischen Besucher diese und andere Bilder in der Kirche des Ortes an. Begleitet wurden sie von einem Priester. Diese visuelle Konfrontation mit dem Grauen des Krieges hinterließ ihre Spuren bei Bart De Wever.
"Krieg ist Krieg", sagte er auf die Frage eines Journalisten der VRT. "Korrupte Politiker werden immer Menschen überzeugen können, sich in Mörder ihrer eigenen Brüder zu verwandeln. Das ist immer schon so gewesen. Wie oft haben wir das schon in der Geschichte gesehen. Aber es bleibt unbegreiflich, dass so etwas passieren kann. Es ist nicht leicht, sich diese Fotos anzuschauen."
Und dann verriet De Wever auch noch, dass dieser Besuch in der Ukraine für ihn persönlich nicht irgendein Besuch in einem Kriegsgebiet ist, sondern dass er als Kind schon viel mit Ukrainern zu tun hatte. "Ich habe eine besondere Beziehung zu dem Land, oder besser gesagt mein Vater. Nach dem Ende der Sowjetunion ist er oft mit dem Zug in die Ukraine gereist und hat hier auch Freunde kennengelernt. Im Sommer waren bei uns zu Hause immer sehr viele Ukrainer, meistens um zu arbeiten. Was wohl aus diesen Menschen geworden ist?"

In Kiew empfing dann der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Gäste aus Belgien. Selenskyj und De Wever legten Kränze vor der Mauer ab, an der die Ukraine ihrer gefallen Soldaten im Kampf gegen Russland erinnert. Danach folgten die Gespräche, in denen es um die weitere Unterstützung Belgiens für die Ukraine gehen sollte. Die stellt auch die Regierung De Wever in keiner Weise in Frage.
Allerdings scheint es so zu sein, dass eine noch stärkere finanzielle Unterstützung der Ukraine, die zumindest Premier De Wever gerne hätte, am Widerstand der CD&V scheitert. Die flämischen Christdemokraten wollen auch Geld für die Justiz in Belgien selbst. Das behauptet zumindest die RTBF.
Trotzdem gab sich Gastgeber Selenskyj nach dem Treffen zufrieden mit dem, was die Belgier mitgebracht hatten. Eine Milliarde Euro neue Unterstützungsgelder hatte De Wever ihm kurz davor zusichern können. "Das ist eine bedeutende Summe Geld, die uns dabei helfen wird, Leben zu beschützen", kommentierte Selenskyj, der auch bekanntgab, dass drei Verträge zur Zusammenarbeit mit belgischen Rüstungsunternehmen unterzeichnet worden seien. Diese neue belgo-ukrainische Kooperation soll zum Ziel haben, Waffen gemeinsam zu produzieren, teilweise in der Ukraine selbst.
Kay Wagner