Die beiden großen Gewerkschaften laufen Sturm gegen die Politik der Arizona-Koalition und vor allem gegen die geplante Rentenreform. In vielen Bereichen gelte das Motto "Mehr arbeiten für weniger Pension". Und das sei nicht hinnehmbar. Allgemein beklagen CSC und FGTB einen Mangel an Respekt den Arbeitnehmern gegenüber und einen sozialen Rückschritt.
Bei der Bahn sind viele Bedienstete schon am Sonntagabend um 22 Uhr in den Streik getreten. Auch im Öffentlichen Nahverkehr werden die Busse und Trams nur sehr sporadisch verkehren.
Besonders betroffen sind die Flughäfen: Am Brussels Airport sind alle Starts abgesagt; aber immerhin vier von zehn geplanten Landungen werden abgewickelt. Am Flughafen von Charleroi geht dagegen nichts mehr.
Auch viele Verwaltungen und Schulen werden bestreikt, ebenso wie die Gefängnisse und die Post.
Der Generalstreik dürfte diesmal auch Auswirkungen auf den Privatsektor haben. Viele Supermärkte etwa bleiben geschlossen. Vor einigen Unternehmen haben zudem Streikposten Stellung bezogen, wie etwa vor dem Volvo-Werk in Gent. Es muss auch damit gerechnet werden, dass Streikposten auch wichtige Zufahrtsstraßen oder Verkehrsknotenpunkte besetzen werden.
Die liberale Gewerkschaft CGSLB hat ihre Mitglieder indessen aufgerufen, sich nicht an dem Streik zu beteiligen. Sie möchte der Regierung erst die Gelegenheit geben, die Pläne noch einmal zu überdenken und nachzubessern.
Kritik von der FEB
Der Arbeitgeberverband FEB kritisiert die Gewerkschaften wegen des Generalstreiks. FEB-Präsident Pieter Timmermans wies darauf hin, dass es für die Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern die sogenannte Zehnergruppe gibt. Dieses Gremium ist paritätisch mit Vertretern der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite besetzt. Verhandlungen gehörten nicht auf die Straße, sondern an den Verhandlungstisch.
Der Streik treffe die belgische Wirtschaft in ohnehin schwierigen Zeiten angesichts der geopolitischen Spannungen. Er werde großen wirtschaftlichen Schaden verursachen, warnte Timmermans in der RTBF.
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