Kürzungen in Wissenschaft und Forschung in den USA - "Na und?", könnte man meinen. Denn es ist sicher nicht das erste Mal, dass auch in den USA Forschungsgelder gestrichen werden. Doch diesmal ist es anders als bisher - weshalb Freitag eben nicht nur in den USA Forscher und Wissenschaftler protestieren, sondern weltweit Protestaktionen gegen die zum Teil massiven Eingriffe der neuen US-Regierung stattfinden.
Belgien macht da keine Ausnahme. An mehreren Universitäten sollen Freitag Solidaritätsveranstaltungen zu den Protesten in den USA stattfinden. Die Universität in Neu-Löwen gehört dazu. Es gehe nicht nur um einfache Streichungen von Forschungsgeldern, sagte die stellvertretende Rektorin Agnès Guiderdoni der RTBF am Freitagvormittag. "Einige Wissenschaftler in den USA haben nicht mehr die Freiheit, in bestimmten Bereichen so zu forschen, wie sie möchten."
Das bedeute, dass auch die Zusammenarbeit mit Forschern in Europa oder woanders in der Welt davon betroffen sei. Denn Forschung und Wissenschaft sind weltweit vernetzt. Mit Daten aus den USA wird überall in der Welt gearbeitet. Werden diese Daten gelöscht, was zurzeit in den USA teilweise geschieht, oder stehen sie nicht mehr zur Verfügung, weil sie nicht erneuert werden, hat das zum Teil Auswirkungen überall auf der Welt.
Wetterbericht in Gefahr?
Ein ganz konkretes Beispiel ist der Wetterbericht. In den USA sind laut der Zeitung La Libre Belgique bereits über 800 Mitarbeiter aus der staatlichen Agentur Noaa entlassen worden, die sich um die Beobachtung der Ozeane und der Erdatmosphäre kümmert. Wetterballons über Alaska, die dort Daten sammeln, die weltweit von Meteorologen für die Wettervorhersage genutzt werden, steigen nicht mehr auf. Weshalb es auch in Belgien schwieriger werden könnte, das Wetter und damit auch Unwetter richtig vorhersagen zu können, berichtet La Libre Belgique.
Die Kürzungen von Trumps Regierung in Forschung und Wissenschaft würden dabei einen gezielten Plan verfolgen, so Agnès Guiderdoni. "Es handelt sich um einen ideologisch begründeten Eingriff der Politik, um in bestimmten Bereichen nicht mehr weiter zu forschen. Man kann mit Fug und Recht von einer Zensur sprechen, die da zurzeit in den USA betrieben wird."
Eine Zensur überall dort, wo Wissenschaftler an Themen forschen, die nicht ins Weltbild von Trump und seinen Anhängern passen. "Zurzeit betrifft das vor allem die Bereiche Gesundheit, Klima, Gleichheit der Geschlechter, Inklusion", zählt Guiderdoni auf. Die Freiheit der Forschung ist bedroht in den USA zumindest an den Forschungseinrichtungen und bei den Projekten, die auf bundesstaatliche Gelder angewiesen sind. Eine Maßnahme, die Wissenschaftler überall auf der Welt beunruhigt - auch in Belgien.
Kay Wagner