In Belgien "darf" es eigentlich keinen wirklich großen Waldbrand geben. Denn wirklich ausgerüstet sind die hiesigen Katastrophenschützer dafür nicht. Zur Verfügung stehen allenfalls Hubschrauber der föderalen Polizei, die einfach mit großen Wassersäcken ausgestattet werden. Im Notfall kann man große Löschflugzeuge in Frankreich anfragen, immer in der Hoffnung, dass die dann nicht gerade in ihrem Heimatland gebraucht werden…
Bislang hat es immer noch mehr oder weniger gereicht. Ausgedehnte Waldbrände sind in unseren Breiten eher selten. Wobei: In den Heidelandschaften im Kempenland und in der Provinz Limburg - und natürlich auch im Hohen Venn - kommt es durchaus in regelmäßigen Abständen zu manchmal auch ausgewachsenen Naturbränden. Da stoßen Feuerwehr und Zivilschutz auch schonmal an ihre Grenzen.
Das kann in Zukunft nur schlimmer werden, sind sich die Klimaforscher einig, und das ist längst auch weltweit sichtbar. Die Sommermonate sind inzwischen gespickt mit verheerenden Waldbränden; in Europa denkt man da sofort an Griechenland. Doch gab es auch hierzulande schon lang anhaltende Dürreperioden. Schon lange warnen Fachleute, dass auch in Belgien ein wirklich großer Waldbrand nur noch eine Frage der Zeit ist.
Zwei AT-802AF Fire Boss
Bald wird man da besser aufgestellt sein, denn schon in Kürze werden in Belgien die ersten beiden Löschflugzeuge stationiert. Dabei handelt es sich nicht um die großen Canadair des kanadischen Herstellers Bombardier, sondern um eine kleine Variante, nämlich die AT-802AF Fire Boss des amerikanischen Herstellers Air Tractor. Die AT-802 ist eine einmotorige Maschine, die mit Schwimmern ausgestattet ist und somit auch auf dem Wasser landen kann. Doch selbst dieses vergleichsweise kleine Wasserflugzeug kann schon 3.000 Liter Wasser aufnehmen und dann auch über einem Brandgebiet abwerfen. Die kleine, wendige Air Tractor ist jedenfalls sehr gut auf die Verhältnisse in Belgien zugeschnitten, weil es hierzulande keine wirklich großen Binnengewässer gibt. Wie die VRT berichtet, sollen zwei von diesen AT-802 Fire Boss in den nächsten Wochen in der Provinz Limburg in der Nähe von Genk stationiert werden, genau gesagt auf dem kleinen Flugfeld "Zwartberg", und von dort aus das ganze Land abdecken.
Streng genommen hat Belgien aber gar nicht um die beiden Löschflugzeuge gebeten. Diese Flugzeuge werden jedenfalls nicht gekauft und werden entsprechend auch nicht die Ausrüstung von Feuerwehr oder Zivilschutz ergänzen, sondern sie befinden sich vielmehr in privater Hand. Konkret gehören die beiden Maschinen der luxemburgischen Frachtfluggesellschaft Cargolux, die die Flugzeuge auch betreibt. Wie die VRT berichtet, sieht man im föderalen Innenministerium nach wie vor nicht die Notwendigkeit. "Bisher hat es noch immer geklappt", scheint da nach wie vor die Devise zu sein. Entsprechend sind auch gewisse praktische Fragen noch nicht geklärt. So verfügt Cargolux bislang noch nicht über die Genehmigung, um Wasser zu Trainingszwecken aus den Binnengewässern zu entnehmen. Stand jetzt muss man immer noch erst an die französisch-belgische Grenze fliegen, um den Wassertank zu füllen. Es gäbe aber bestimmt die Möglichkeit, auch den Albertkanal zu nutzen, um Wasser aufzunehmen, sagte in der VRT Wieger Ketellapper, Sprecher der Betreiberfirma Cargolux. Auch anderswo in der Provinz Limburg gäbe es noch Binnengewässer, die für diese Zwecke genutzt werden könnten, etwa in der Nähe der niederländischen Grenze.
Am Flugfeld Zwartberg in Genk soll jetzt mit der Ausbildung von Piloten begonnen werden. Die bisher noch bestehenden administrativen Hürden bereiten der Betreibergesellschaft offensichtlich keine Sorgen. "In Zeiten der Not, wenn plötzlich Eile geboten ist, sei mit einem Mal sehr viel möglich", zitiert die VRT den Sprecher. Mit anderen Worten: Wenn es einmal brennt, dann wird, was nicht passt, eben passend gemacht. "Wir können in jedem Fall schnelle Hilfe anbieten", sagt Wieger Ketellapper. "Unsere Flugzeuge haben einen Aktionsradius von 600 Kilometern, sie können drei Stunden in der Luft bleiben und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern. Wir wissen, dass der Bedarf an Löschflugzeugen auch in unseren Breiten steigen wird, weil die Brände schlichtweg nach Norden vorrücken."
Roger Pint