In Brüssel hörte man in der Silvesternacht nicht nur das Knallen vom offiziellen Feuerwerk in Brüssel, mit dem am Heysel-Gelände vor gut 50.000 Menschen das neue Jahr in der Hauptstadt mit einer prächtigen Pyro-Show in Empfang genommen wurde. Auch in den Straßen von Brüssel feuerten zahlreiche Menschen Raketen und Feuerwerkskörper ab.
Offiziell ist das in Brüssel zwar verboten, aber an das Verbot halten sich viele einfach nicht. Das gab Polizeisprecherin Linda Camarero-Verde in der RTBF auch offen zu und verwies darauf, dass viele Menschen die Raketen auch nicht nur in den Himmel abgeschossen hätten, sondern auch auf Mitarbeiter der Polizei.
Und nicht nur die Polizei war wieder einmal Ziel von Angriffen mit Feuerwerkskörpern. Auch Mitarbeiter von Hilfsdiensten wurden wieder bei ihren Einsätzen gezielt angegriffen. Der Sprecher der Brüsseler Feuerwehr, Walter Derieuw, berichtete sogar von einem Angriff mit einem Molotowcocktail, den es in der Brüsseler Stadtgemeinde Forest gegeben hat.
"Unsere Leute", sagte Derieuw, "waren gerade damit beschäftigt, einen Brand zu löschen. Sie haben das Material dann vor Ort gelassen und sind in ihr Fahrzeug geflüchtet. Sie sind ein Stück weit weggefahren und haben im Fahrzeug auf die Sicherheitskräfte gewartet."
Die Empörung über solche Angriffe ist verständlicherweise groß. "Diese Taten sind einfach nicht zu verstehen", sagt der Feuerwehrsprecher. "Die Hilfsdienste sind doch dafür da, anderen Menschen zu helfen. Und dann werden sie angegriffen. Ich habe Angst, dass das abschreckend wirkt gerade auf unsere jungen Mitarbeiter. Die könnten sagen: 'Das habe ich nicht gewollt, ich suche mir einen anderen Beruf'."
Doch nicht nur wegen dieser gezielten Gewalt gegen Polizei und Hilfsdienste, die es auch schon in den vergangenen Silvesternächten in Brüssel gegeben hatte, sei der Jahreswechsel wieder einmal sehr intensiv gewesen. "Wir hatten 153 reine Feuerwehreinsätze, davon 30, um mehrere Dutzend brennende Fahrzeuge zu löschen", sagt der Feuerwehrsprecher. "Dazu kamen rund 60 verschiedene Brände von zum Beispiel öffentlichen Gegenständen oder auch Barrikaden, die errichtet und in Brand gesetzt worden sind.
Auch für die Polizei bezeichnet Sprecherin Linda Camarero-Verde die Nacht als ziemlich arbeitsintensiv. "Wir hatten über 1.700 Einsätze in der Nacht und 159 Festnahmen, was weniger ist als im Jahr zuvor", sagte sie in der VRT.
Weniger Festnahmen hört sich gut an, darf aber wohl nicht pauschal als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Gewalt an Silvester in Brüssel langsam zurückgeht. Darauf weist auch die Bilanz des Bürgermeisters von Anderlecht hin. Es habe in seiner Gemeinde zwar weniger Vorfälle als in früheren Silvesternächten gegeben, aber die Heftigkeit der Angriffe und Randale sei dagegen gestiegen.
Kay Wagner