In erster Linie bemängelt der Beirat, dass Züge gestrichen wurden, die vor allem Pendler nutzen. "Das Angebot schwindet zusehends" beklagt der Beirat und sieht auch einen Schuldigen: den Fernverkehr. Mit anderen Worten: Internationale Züge nähmen den lokalen Verbindungen den Platz auf der Schiene weg - so lautet der Vorwurf.
Ein prominentes, schon mehrfach von Kritikern zitiertes Beispiel ist die Verbindung zwischen Brüssel und Antwerpen. Hier fällt seit dem Inkrafttreten des neuen Fahrplans eine Verbindung pro Stunde weg, um Platz für einen Eurostar, also einen Fernzug, zu machen.
Dabei waren zu Stoßzeiten die Züge zwischen Brüssel und Antwerpen schon so überfüllt, dass die Fahrgäste stehen mussten. Die betroffenen Reisenden können durch den neuen Fahrplan nur noch zwischen drei statt vier Zügen pro Stunde wählen. Auch auf einer anderen inländischen Strecke zwischen Sint-Niklaas und Gent musste ein regionaler Zug einer Verbindung zwischen Brüssel und Amsterdam weichen.
Mittelfristig muss sich Belgien wohl zwischen Regional- und Fernverkehr entscheiden, denn die Kapazität des Schienennetzes lässt sich nicht so schnell ausbauen. Der Verkehrsexperte Thierry Vanelslander der Uni Antwerpen erklärt gegenüber der Zeitung De Standaard, dass man in einer idealen Welt einfach ein neues Gleis legen würde. In der Praxis sei das aber ein langfristiges Unterfangen, weil erst eine Trasse gefunden und genehmigt werden müsse.
Und Vanelslander warnt davor, die Bedeutung des Fernverkehrs zu unterschätzen. Viele große Konzerne hätten ihren Sitz in Belgien, weil Belgien verkehrstechnisch gut angebunden sei. Das sollte man nicht beschneiden. Eine ganz andere Lösung wäre, die Pendlerzüge zu entlasten, indem man in den Betrieben mehr Gleitzeit zulassen würde. Dadurch würden die Fahrgäste besser auf mehrere Züge im Tagesverlauf verteilt.
Für den Fahrgastbeirat zählen solche Vorschläge jedoch nicht. Schließlich soll die Bahn auch auf politischen Druck in den nächsten zehn Jahren knapp ein Drittel mehr Passagiere befördern. Lokale und regionale Züge zu streichen, gehe da in die falsche Richtung, sagt auch die Bahngesellschaft SNCB selbst.
Der Fahrgastbeirat zählt zu den einflussreichsten Kritikern, denn die Bahn muss die Anmerkungen des Beirats bei ihren Entscheidungen berücksichtigen. Die SNCB leitet den Druck aber erst mal weiter an die Politik. Ein SNCB-Sprecher sagt in De Standaard, die Bahn sehe die Kritik vor allem an die Politik gerichtet, mehr in den Schienenverkehr zu investieren.
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