In diesem Jahr hat sich der König in seiner Weihnachtsansprache für eine wirklich ungewöhnliche Form entschieden. Denn man hört nicht nur seine Stimme, sondern auch die von Schülerinnen und Schülern der Sancta-Maria-Schule in Löwen, die sich angesichts der aktuellen Kriege in der Welt Fragen stellen und die dann auch an den König richten:
Nur: Was können die Erwachsenen darauf antworten? "Eigentlich", so sagt der König, "eigentlich bitten diese jungen Leute uns, ihnen Gründe zur Hoffnung zu geben". Und die gebe es immer. Jedenfalls sollten wir den jungen Menschen helfen, mit Vertrauen in die Zukunft zu blicken.
König Philippe ruft auch die politisch Verantwortlichen dazu auf, sich für den Frieden und für die Wahrung der Weltordnung und des Völkerrechts einzusetzen. Konkrete Beispiele nennt er nicht, aber man ahnt wohl, wen er da vor Augen hat.
Die politische Zukunft in Belgien streift das Staatsoberhaupt nur lapidar. Es gibt keine Königliche Standpauke, sondern nur eine Art Feststellung. "Im kommenden Jahr sollten wir alle unsere Regierungen endlich bei der Arbeit sehen." Das Wörtchen "endlich" nimmt Philippe aber wohl nicht zufällig in den Mund. Aufgabe der Regierungen sei es jetzt jedenfalls, dafür zu sorgen, dass das Land, die Institutionen, die Unternehmen und die Bürger mit Zuversicht in die Zukunft blicken können.
Weihnachtsansprache 2024 von König Philippe
Vor einigen Wochen schickten mir Schülerinnen und Schüler der ersten Sekundarstufe der Sancta-Maria-Schule in Löwen einen Brief, begleitet von einem ergreifenden Video. Jeden Tag werden sie mit Bildern von Kindern konfrontiert, die Opfer von Kriegsgewalt sind, und mit ihrer Botschaft bringen sie ihr Unverständnis über solche Tragödien zum Ausdruck.
Diese Schüler stellen grundlegende Fragen. Einige richten sich direkt an mich, sowohl als König als auch als Vater.
Der Ansatz dieser jungen Leute ist nicht nur bewegend, sondern auch hoffnungsvoll. Sie versetzen sich in die Lage anderer Kinder, die weit entfernt von ihnen in einer Welt leben, in der Träume zerstört werden, bevor sie die Chance haben, sich zu entfalten.
Ihre Fragen berühren mich zutiefst. Ich verstehe ihre Verzweiflung, ihr Gefühl der Ohnmacht. Wir Erwachsenen, was können, was sollten wir Ihnen antworten? Ihr Appell erinnert uns an unsere Verantwortung. Ihre Empathie muss unser manchmal eingeschlafenes Gewissen wecken. Wir dürfen angesichts der zahlreichen Verstöße gegen das Völkerrecht nicht tatenlos zusehen.
Diese jungen Leute bitten uns, ihnen Gründe zur Hoffnung zu geben. Gründe zur Hoffnung gibt es. Immer. Hoffnung bedeutet nicht, passiv auf eine bessere Zukunft zu warten, sondern sich für den Aufbau einer gerechteren und respektvolleren Welt einzusetzen, in der jedes Kind als das wertvollste Versprechen willkommen geheißen wird.
Eine Welt ohne Kriege und Leid zu versprechen, wäre illusorisch. Aber das sollte uns nicht davon abhalten, uns weiterhin dafür einzusetzen. Für die Staatsoberhäupter und politischen Verantwortlichen bedeutet dies: ein ständiges Engagement für die Wahrung einer Weltordnung, die auf dem Völkerrecht basiert, für den Frieden und den Schutz aller, vor allem der Schwächsten unter uns, der Kinder.
Und jeder von uns ist aufgerufen, zu einer gerechteren Welt beizutragen. Eine Welt, in der nicht das Recht des Stärkeren gilt, sondern die Achtung des Rechts und der Würde eines jeden Menschen.
Lassen Sie uns den jungen Menschen helfen, mit Vertrauen in die Zukunft zu blicken. Die Herausforderungen unserer Zeit – die geopolitischen Umwälzungen, der Klimawandel, eine fragile Wirtschaft, die technologische Revolution - mögen überwältigend erscheinen. Doch es liegt an uns, unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten, aufbauend auf dem, was uns vereint und was die Stärke unseres Landes ausmacht.
Viele Akteure der Zivilgesellschaft gehen mit gutem Beispiel voran. Unermüdlich engagieren sie sich für den Dialog zwischen den Gemeinschaften, den sozialen Zusammenhalt, für Gesundheit, Bildung und Gerechtigkeit. Am Ende des Jahres möchten die Königin und ich ihnen dafür danken und ermutigen sie, weiterzumachen.
Meine Damen und Herren,
im kommenden Jahr sollten wir alle unsere Regierungen endlich bei der Arbeit sehen. Wir zählen auf sie, dafür zu sorgen, dass unser Land, seine Institutionen, Unternehmen und Bürger mit Zuversicht in die Zukunft blicken können.
Möge diese Zeit um Weihnachten und Neujahr für jeden von uns eine Quelle der Inspiration, der Erneuerung und der Hoffnung sein. Auch im Namen der Königin und unserer gesamten Familie wünsche ich Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr.
rop