Dem einen oder anderen wird "Snus" sicher schon untergekommen sein. Zum Beispiel beim Urlaub in Schweden, denn in Skandinavien hat diese rauchfreie Form des Tabaks eine lange Tradition und ist weit verbreitet. Snus ist im Prinzip Tabak in Pulverform, der mit weiteren Substanzen gemischt ist, zum Beispiel mit Aromen. Verkauft wird das Ganze meist vorportioniert in Beutelchen in der Größe eines Kaugummis, die ein bisschen an Teebeutel erinnern, oder als loses Pulver.
Snus wird zum sogenannten Oraltabak gezählt und wird manchmal auch als Lutsch- oder Saugtabak bezeichnet. Das ergibt sich aus der Art und Weise, wie das Produkt konsumiert wird, erklärt der Toxikologe Philippe Jorens vom Universitätskrankenhaus Antwerpen in der VRT. Snus wird nämlich meistens unter die Oberlippe gesteckt. Denn dort kann das Nikotin besonders gut von der Schleimhaut im Mund aufgenommen werden und dann nach und nach ins Blut gelangen.
Snus - oder auch die tabakfreien Versionen der Nikotinbeutelchen - sind durchaus vergleichbar mit Zigaretten oder Vapen, führt der Toxikologe aus, nur dass das Nikotin eben nicht inhaliert oder eingeatmet wird. Snus enthalte auch viele der Inhaltsstoffe klassischer Zigaretten. Was eigentlich logisch ist, schließlich handelt es sich um Tabak in Pulverform. Eine Portion Snus könne so viel Nikotin wie eine bis sechs Zigaretten enthalten - das sei schon eine sehr hohe Dosis, gerade für Personen, die Snus zum ersten Mal probierten.
Einfluss sozialer Medien
Eine Feststellung, die kürzlich auch einige Teenager an einer Schule in der Provinz Antwerpen machen mussten: Sie experimentierten im Unterricht heimlich mit Snus. Die Folge: Übelkeit, Schwindel und schließlich Brechen. Am Ende musste einer von ihnen sogar zur Beobachtung ins Krankenhaus. Grund genug für die lokale Polizei, eine Warnung herauszugeben an Erziehungsberechtigte und Schulen. Es sei wichtig, dass offen über Snus und Co. kommuniziert werde, so Sofie Van Bael von der betroffenen Polizeizone. Eltern müssten ihre Kinder beispielsweise warnen vor möglichen unangenehmen Nebenwirkungen und Gefahren, wenn sie Snus konsumierten. Snus sehe zwar vielleicht harmlos aus, das sei es aber nicht.
In diesem Kontext wird auch auf den schädlichen Einfluss der sogenannten sozialen Medien verwiesen: Die betroffenen Schüler sollen von Filmchen auf TikTok zum Ausprobieren von Snus animiert worden sein. Man sehe in den sozialen Medien, dass es sich dabei wirklich um ein Phänomen handele, das zunehme, bestätigt auch die Polizeisprecherin.
Nicht weniger schädlich als Rauchen
Toxikologe Jorens sieht aber noch andere mögliche Gründe für die zunehmende Popularität von Snus unter jungen Menschen: Viele von ihnen glaubten, dass Snus weniger schädlich sei als Rauchen. Eine Argumentation, die man auch vom Vapen schon zu Genüge kenne. Aber Snus habe nicht nur negative Nebenwirkungen wie Übelkeit und so weiter, sondern enthalte auch krebserregende Stoffe. Zwar nicht ganz so viele wie klassische Zigaretten, das sei korrekt, aber da seien sie eben immer noch.
Eine andere oft verbreitete Geschichte sei, ebenfalls wie beim Vapen, dass Snus dabei helfen könne, mit dem Rauchen aufzuhören. Aufgrund der Inhaltsstoffe stimme auch das so nicht. Wer regelmäßig Snus nehme, dessen Körper werde genauso von Nikotin abhängig wie bei den anderen Varianten.
Dann ist da auch noch ein ganz anderes Problem: In Belgien und den meisten anderen europäischen Ländern ist Snus schlicht illegal, es wird als Droge betrachtet. Auch wenn es hier und da vielleicht unter dem Ladentisch erhältlich ist und über das Internet sowieso: Snus und andere Nikotinsäckchen sind in Belgien verboten.
Boris Schmidt