Von weißem Rauch zu sprechen wäre sicher eine Übertreibung, denn gelöst ist der Sozialkonflikt um die Zukunft von Audi Brüssel in Forest natürlich nicht. Aber es ist zumindest eine kleine weiße Rauchfahne. Ab kommendem Dienstag soll schrittweise die Produktion wieder hochgefahren werden, bestätigte Franky De Schrijver von der sozialistischen Gewerkschaft der VRT, so wie es die Audi-Direktion gefordert hatte, bevor sie die komplette Belegschaft ausgesperrt hatte.
Losgehen soll es mit der Abteilung Karosseriebau und der Lackiererei. Dann soll es weitergehen mit der Auslieferung fertiggestellter Fahrzeuge, bevor dann der Rest der Produktion allmählich wieder hochgefahren werden soll. Das Ganze wohlgemerkt auf rein freiwilliger Basis, unterstreicht De Schrijver, denn ohnehin werde nicht die gesamte Belegschaft gebraucht bei der schrittweisen Wiederinbetriebnahme. Und wer die Arbeit nicht wieder aufnehmen wolle, könne in Kurzarbeit gehen.
Im Gegenzug hat die Geschäftsführung von Audi Brüssel zugesagt, die Löhne wieder auszuzahlen – auch für die gerade zu Ende gehende Woche.
Die Unzufriedenheit unter den Audi-Angestellten sei nach wie vor sehr groß, erklärt derweil Stephan De Mûelenaere von der liberalen Gewerkschaft in der RTBF. Es gebe weiter viele Fragen und große Unsicherheit. Aber manche Personen müssten einfach wieder an die Arbeit gehen, weil sie das Geld bräuchten. Dagegen könnten sich die Gewerkschaften auch nicht sperren, die Motivation sei aber auf dem Nullpunkt.
Es ist unsicher, ob sich insgesamt genug "Freiwillige" finden werden, um die Produktion wieder anlaufen zu lassen. Solange es keine klaren Antworten gebe bezüglich der Zukunft des Audi-Werks, werde die Wiederaufnahme der Produktion schwierig werden, prophezeit etwa Salvatore Tabone von der sozialistischen Gewerkschaft. Es werde Freiwillige geben, aber es werde sicher nicht die große Mehrheit sein, glaubt De Mûelenaere.
Außerdem ist da noch das Problem der Subunternehmer. Die Subunternehmer seien seit vier Wochen nicht mehr bezahlt worden und hätten nur ihre Arbeitslosenbezüge, führt Jamal El Yakaboubi von der christlichen Gewerkschaft aus. Diese Menschen seien in den Gesprächen mit der Audi-Direktion auch überhaupt nicht vertreten, fügt De Mûelenaere hinzu. Die Subunternehmer erfüllten aber essenzielle Rollen in der Produktion, zum Beispiel als Zulieferer wichtiger Teile.
Noch ein Knackpunkt: Von einigen Gewerkschaftern hieß es heute, dass Audi zugesagt habe, bis Ende des Jahres niemanden zu entlassen. Eigentlich sollte ja bis Ende Oktober schon rund 1.500 Arbeitnehmern gekündigt werden.
So einen Deal will die Audi-Direktion aber zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht bestätigen, so Firmen-Sprecher Peter D'Hoore. Die Zahl der benötigten Arbeitskräfte hänge davon ab, wie viele Fahrzeuge gebaut würden. Zumindest nach der aktuellen Planung sehe es da auch recht gut aus. Allerdings werde diese Planung regelmäßig angepasst, so der Audi-Sprecher.
Boris Schmidt