Seit Jahresbeginn sind weltweit fast 19.000 Fälle von Mpox, früher als "Affenpocken" bezeichnet, erfasst worden. Über 500 Menschen sind in diesem Zeitraum auch bereits daran gestorben. Nicht alle dieser Fälle sind auch bestätigt worden, aber dennoch handelt es sich um eine deutliche und damit besorgniserregende Ausbreitung des Virus. Verantwortlich dafür ist vor allem eine Variante des Virus, die die Bezeichnung "1b" trägt.
Im Gegensatz zur Mpox-Epidemie von 2022 werde die 1b-Variante aber nicht nur auf sexuellem Weg übertragen, erklärt Agnès Libois, Infektiologin an der Brüsseler Universitätsklinik CHU Saint-Pierre, im Interview mit der RTBF. Die 1b-Variante könne auch durch engen Kontakt übertragen werden. Dieser Kontakt müsse allerdings wirklich sehr eng und intensiv sein, also beispielsweise, wenn man im gleichen Bett schlafe oder sich um erkrankte Angehörige kümmere.
Aktuell sind Mpox-1b-Fälle in 16 Ländern nachgewiesen worden. 13 dieser Länder befinden sich in Afrika und 97 Prozent aller Fälle betreffen die Demokratische Republik Kongo. Von einer globalen Epidemie kann man zumindest zum jetzigen Zeitpunkt also nicht sprechen.
Kein Grund zur Sorge für Belgien
Es sei richtig, dass die Mpox-Situation in Afrika und vor allem im Osten des Kongo sehr besorgniserregend sei, räumt die Infektiologin ein. Aber die Lage in Belgien sei doch eine ganze andere, hier habe man bisher keinen einzigen Fall der 1b-Variante erfasst. Es habe zwar einen einzigen Fall in Schweden gegeben, aber auch dabei habe es sich um eine Person gehandelt, die sich in Afrika angesteckt habe.
Entsprechend klar ist die Einschätzung der Expertin: Es gebe absolut keinen Grund, in Panik auszubrechen. Die Übertragung von Mpox auf nicht-sexuellem Weg sei wirklich alles andere als einfach, betont die Expertin. Außerdem könne man Belgien und Afrika auch in puncto Gesundheitsversorgung überhaupt nicht miteinander vergleichen. Allein schon deswegen sei eine Erkrankung für die Menschen dort viel gefährlicher.
Impfstoff vor allem nach Afrika liefern
Nach dem Treffen der "Risk Assessment Group" am Montag würden nun Empfehlungen für den Umgang mit der neuen Variante in Belgien formuliert, führt Libois weiter aus. Diese Empfehlungen gingen dann an die sogenannte "Risk Management Group", in der auch die verschiedenen politisch Verantwortlichen für die Volksgesundheit säßen, die dann über eventuelle Maßnahmen entscheiden müssten.
Die Infektiologin stellt allerdings fest, dass sich in den letzten Tagen viele Menschen von sich aus in der Uniklinik gemeldet hätten, um sich möglichst schnell gegen Mpox impfen zu lassen. Man werde allerdings nicht breit impfen, stellt die Expertin klar. Vielmehr sei man gerade dabei, über strenge Kriterien nachzudenken, für wen solche Impfungen überhaupt Sinn machten, beziehungsweise wer am gefährdetsten sei.
In diese Gruppe könnten möglicherweise neben Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern auch bestimmte Personen fallen, die in die Mpox-Risikogebiete reisten. Aber es müssten sicher nicht alle Menschen, die zum Beispiel in die Demokratische Republik Kongo reisten, geimpft werden.
Die Priorität müsse vielmehr sein, möglichst viel Impfstoff in die afrikanischen Epidemiegebiete zu schicken, wo sich das Virus immer weiter ausbreite und Menschen töte, betont Libois.
Boris Schmidt