Kleines Insekt, große Schäden - das gilt für so manches Ungeziefer. Jedem fällt da wohl mindestens ein Beispiel ein. Die Orientalische Fruchtfliege, die auf den lateinischen Namen Bactrocera dorsalis, hört, ist ein Musterexemplar in dieser Kategorie.
Die gute Nachricht ist: Das kleine Biest ist ungefährlich für den Menschen. Das war's aber auch schon. In Gärten oder Plantagen kann die Orientalische Fruchtfliege enorme Schäden anrichten, die Ernte gar vollends vernichten. Genauer gesagt ist es der Nachwuchs des Insekts. Die Fliege legt unzählige Eier in Früchten ab. Wenn die Larven einmal geschlüpft sind, dann fressen sie das Fruchtfleisch. Erst verfärbt sich das Obst, dann fault es, in jedem Fall wird es für Menschen ungenießbar.
Nicht wählerisch
Die Orientalische Fruchtfliege und ist da zu allem Überfluss wenig wählerisch. Sie befällt eine Vielzahl von Kulturpflanzen: Äpfel, Birnen, Pflaumen, Zitrusfrüchte, aber auch Aubergine, Paprika oder Tomaten - also Obst wie Gemüse. Im Grunde wäre es leichter, die Gewächse aufzuzählen, die sie nicht befällt. Und wenn Bactrocera dorsalis in Scharen auftritt, dann kann sie ganze Plantagen vernichten.
Die Orientalische Fruchtfliege stammt ursprünglich - wie der Name es vermuten lässt - aus den tropischen Regionen Asiens. Aber wie das häufig so ist: Dank der zunehmenden Globalisierung verbreiten sich diese invasiven Arten über die ganze Welt. Und der Klimawandel sorgt dann dafür, dass sie auch dort heimisch werden können, wo das früher eher ausgeschlossen war. Ein bekanntes Beispiel ist die Tigermücke, die ja immer weiter nach Norden vordringt. Die Orientalische Fruchtfliege könnte es ihr gleichtun.
In Belgien fahnden die Gesundheitsbehörden regelrecht nach solchen geflügelten Invasoren. So ein bisschen überall im Land stehen Insektenfallen, die in regelmäßigen Abständen ausgewertet werden. Auch auf Großmärkten wird gezielt Ausschau gehalten nach nicht heimischen Schädlingen. Und tatsächlich: Im vergangenen Jahr gingen der Afsca erstmals Orientalische Fruchtfliegen buchstäblich ins Netz: In Antwerpen, Brüssel und Charleroi, fast immer auf Großmärkten. Sieben Exemplare wurden gezählt. Das war aber aller Wahrscheinlichkeit nach nur die Spitze des Eisbergs. Doch geht man davon aus, dass die Insekten den Winter nicht überlebt haben.
Appell zur Wachsamkeit
Wie die Afsca mitteilte, ist jetzt aber wieder eine Orientalische Fruchtfliege aufgetaucht. Wahrscheinlich wurde die wieder eingeschleppt. Auch vor diesem Hintergrund ruft die die föderale Agentur für Nahrungsmittelsicherheit zu erhöhter Wachsamkeit auf. Man richte sich da insbesondere an die Profis in der Branche, sagte Afsca-Sprecherin Hélène Bonte. Sie sollten nach der Orientalischen Fruchtfliege aktiv Ausschau halten und gegebenenfalls die Präsenz des Insekts sofort melden.
Den Steckbrief liefert die Sprecherin gleich mit: Die Orientalische Fruchtfliege sieht ein bisschen aus wie eine Wespe, allerdings ist sie nur ungefähr halb so groß. Sie hat eine T-förmige Zeichnung auf dem unteren Teil des Hinterleibs und die Flügel werden von einer schwarzen Linie eingefasst.
Der Appell zur Wachsamkeit richtet sich aber auch an Privatpersonen. Auch Reisende könnten das Insekt unfreiwillig einschleppen. Deswegen sollte man tunlichst kein Obst oder Gemüse aus tropischen Ländern mit nach Hause bringen. Denn eins ist sicher: Die Orientalische Fruchtfliege brauchen wir hier sicher nicht.
Roger Pint