2024 ist ein Jahr richtungsweisender Wahlen, auch für Belgien. Entsprechend konsequent begann der König seine Rede mit ihnen – und mit einer positiven Feststellung: "Während die Demokratie in vielen Ländern unter Druck steht, bleibt sie bei uns standhaft."
Die politisch Verantwortlichen zeigten nicht nur Würde und einen konstruktiven Geist, die Wahlergebnisse legten auch mögliche Annäherungen nahe zwischen den Parteien und zwischen den Regionen. "Das ist eine Chance, die wir ergreifen müssen – um ein neues, kohärentes Projekt für unser Land zu entwickeln."
Belgien habe in den letzten Jahren zahlreiche Krisen durchlebt, die im Allgemeinen gut bewältigt worden seien. "Dennoch hat dies zu erheblichen Kosten geführt, die heute eine unbestreitbare budgetäre Notlage verursachen." Reformen seien nötig, um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken und das Ansehen des Landes zu steigern.
Der König würdigte auch die gerade zu Ende gegangene belgische Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union. Und er verwies mit Nachdruck auf die Wichtigkeit des gemeinsamen europäischen Projekts.
Die Union beeinflusse das Leben aller Bürger und stärke die Mitgliedsstaaten auf vielfältige Weise, betonte der König, bevor er einen eindringlichen Appell an die Bürger richtete: "Neue Chancen bieten sich an zur Stärkung unserer Sicherheit, unseres Wohlstands und der Werte, auf denen unsere demokratische Gesellschaft aufbaut. Lassen Sie uns diese Chancen mit beiden Händen ergreifen."
Ansprache Seiner Majestät des Königs zum Nationalfeiertag 2024
Meine Damen und Herren,
am 9. Juni wurden in unserem Land wichtige Wahlen abgehalten. Sie haben an diesem Tag Ihre Entscheidung getroffen und die Vertretung in unseren verschiedenen Parlamenten bestimmt. Während die Demokratie in vielen Ländern unter Druck steht, bleibt sie bei uns standhaft.
In meinen Gesprächen mit den politischen Verantwortlichen spüre ich weder Verbitterung noch Triumphgefühle. Im Gegenteil: Es herrscht Würde und ein konstruktiver Geist.
Die Wahlergebnisse zeigen mögliche Annäherungen – zwischen den politischen Parteien, zwischen den Regionen. Das ist eine Chance, die wir ergreifen müssen – um ein neues, kohärentes Projekt für unser Land zu entwickeln.
Die aktuelle Dynamik bietet die Möglichkeit, dass Föderalstaat, Regionen und Gemeinschaften besser zusammenarbeiten - ausgehend von den Stärken der einzelnen Niveaus.
Lassen Sie uns eine Wirtschaft aufbauen, die unser Land in der Welt stärker positioniert. Durch den Schutz unserer Fertigungsindustrie. Durch die Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit. Durch die Entwicklung unserer Kompetenzzentren. Lassen Sie uns den neuen europäischen Kontext nutzen zugunsten der Reindustrialisierung.
Sorgen wir auch für die Förderung von Synergien zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor: Ihre Wechselwirkung ist in den Bereichen Bildung und Forschung oder auf dem Arbeitsmarkt von wesentlicher Bedeutung.
In den letzten Jahren hat Belgien zahlreiche Krisen durchlebt. Diese wurden, im Großen und Ganzen, gut bewältigt. Dennoch hat dies zu erheblichen Kosten geführt, die heute eine unbestreitbare budgetäre Notlage verursachen. Lassen Sie uns sicherstellen, dass die notwendigen Reformen der Qualität unserer öffentlichen Dienstleistungen zugutekommen. Denn diese bleiben unverzichtbar für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und für das Ansehen unseres Landes.
Wir brauchen ein verbindendes Projekt, das auch die Herzen der Menschen berührt und die gegenseitige Hilfe und das bürgerliche Engagement fördert. Die Politiker, mit denen ich spreche, sind sich dessen wohl bewusst.
Wir haben gerade die belgische Präsidentschaft der Europäischen Union beendet. Sie hat verdientes Lob erhalten. Belgiens Handeln hat dazu beigetragen, gemeinsame Linien zwischen den Mitgliedstaaten zu finden und manchmal sehr widersprüchliche Positionen zu vereinen. Mit anderen Worten: Wir haben die europäische Kooperation vorangebracht. Und dies dank des Einsatzes aller unserer Regierungen und Verwaltungen.
Wie in Belgien beginnt auch in Europa eine neue Legislaturperiode. Auch hier geht es darum, die Europäische Union, als verbindendes Projekt, neu aufleben zu lassen. Manchmal mag dies abstrakt erscheinen. Aber in Wirklichkeit hat die Union einen direkten Einfluss auf das Leben ihrer 450 Millionen Bürger. Die Europäische Union macht uns weniger abhängig von der Außenwelt. Sie ermöglicht es unseren Nationen, konkrete Fortschritte in vielen Punkten zu erzielen, wie etwa im Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität. Und mit Europa können wir auch weltweit unser Gewicht in die Waagschale werfen. Insbesondere beim Einsatz für den Weltfrieden und gegen jede Form von Gewalt.
Die nächsten fünf Jahre sind für die Zukunft Europas und unseres Landes entscheidend. Neue Chancen bieten sich an zur Stärkung unserer Sicherheit, unseres Wohlstands und der Werte, auf denen unsere demokratische Gesellschaft aufbaut. Lassen Sie uns diese Chancen mit beiden Händen ergreifen.
Die Königin und ich wünschen Ihnen einen schönen Nationalfeiertag.
Boris Schmidt