Es gebe zwar Beeinträchtigungen bei einigen großen Behörden, bei einigen Banken, bei der Bahn, bei einigen Flughäfen, sagte Miguel De Bruycker vom föderalen Zentrum für Cybersicherheit am Freitagvormittag der VRT. Aber diese Beeinträchtigungen seien sehr begrenzt geblieben.
Auch vom Nationalen Krisenzentrum gab es gegen Mittag keine Alarmmeldungen: Es sei nichts bekannt über nennenswerte Probleme an kritischer Infrastruktur, auch die Notfallzentralen funktionierten. Zwei Krankenhäuser hätten Informatik-Probleme gemeldet, hieß es vom föderalen Gesundheitsministerium. Beide Krankenhäuser seien aber in den Notfall-Modus gewechselt, die Arbeit habe so fortgesetzt werden können. Nachmittags waren die Probleme in einem der Krankenhäuser vollständig behoben, das andere werde in Kürze folgen.
Das Computerproblem habe auch die Check-In-Systeme verschiedener Fluglinien am Flughafen Brüssel betroffen, so Flughafensprecherin Ihsane Chioua Lekhli. Die betroffenen Linien hätten aber auf ein Back-Up-System zurückgreifen können. Das habe zwar zu längeren Wartezeiten am Check-In geführt, weil die Nutzung des alternativen Systems nicht ganz so flott verlaufe.
Der Flughafen ließ deswegen auch kostenlos Wasser an die Wartenden verteilen. Bestimmte Flüge hätten auch Verspätung, so die Sprecherin. Das habe auch mit der Lage an anderen Flughäfen zu tun. Außerdem hätten sieben Flüge gestrichen werden müssen. Am Flughafen Charleroi waren laut Betreiber zehn Ryanair-Flüge betroffen. 50 Passagiere hätten ihre Flüge verpasst.
Das Zugangebot habe gewährleistet werden können und es habe keine bedeutenden Verspätungen gegeben infolge des Informatikproblems, so derweil SNCB-Sprecher Vincent Bayer in der RTBF. Massive Auswirkungen hatten die Computerprobleme hingegen auf den Ticketkauf bei der Bahn und die Informationsübermittlung an die Passagiere. Hier ging zunächst gar nichts mehr, bis ab dem späteren Vormittag zumindest wieder der Ticketkauf über die App möglich wurde. Die Passagiere seien aber zwischenzeitlich über Durchsagen und Anzeigen in den Bahnhöfen informiert worden über Gleisänderungen, Verspätungen und Ähnliches, betonte die SNCB.
Daneben gab es auch noch diverse Meldungen über kleinere Störungen, etwa beim Aufladen der Bezahlarmbänder für das Tomorrowland-Festival. Bei DPG Media war unter anderem der Sommerradio-Betrieb an der Küste übergangsweise gestört.
Insgesamt ist Belgien aber offenbar eher glimpflich davongekommen. Nach Expertenmeinung haben dabei vor allem zwei Faktoren eine Rolle gespielt. Zum einen, dass mit den fraglichen Computer-Updates im fernen Australien begonnen wurde. Schnell wurde klar, dass hier etwas kolossal schief lief. Europa hatte also etliche Stunden Vorwarnung, in denen Experten weltweit fieberhaft nach der Ursache und Lösungen forschten.
Punkt zwei: Laut einem Experten ist die betroffene Sicherheits-Software sehr kostspielig. Die Folge sei, dass etwa viele Krankenhäuser und Firmen sie nicht benutzten - was sie in diesem Fall ironischerweise vor Problemen bewahrt haben könnte.
Boris Schmidt