Seit Anfang März waren die "Louise-Marie" und ihre rund 160 Besatzungsmitglieder unterwegs. In den etwa 17 Wochen hat die belgische Fregatte dabei insgesamt mehr als 55.000 Kilometer zurückgelegt. Damit ist sie theoretisch also fast anderthalb Mal um die Erde gefahren. Bis zum anderen Ende der Welt haben sie ihre Missionen dabei zwar nicht geführt, aber immerhin doch bis ins Rote Meer und in den Golf von Oman. Beide Meeresgegenden sind echte geopolitische Pulverfässer.
Im Roten Meer zwischen Ägypten und Saudi-Arabien tummeln sich nicht nur Piraten und andere Kriminelle, es ist auch das Jagdgebiet der sogenannten Huthi-Rebellen. Diese jemenitische Miliz wird militärisch unter anderem massiv vom Iran unterstützt. Seit dem Angriff der Hamas und anderer Terrorgruppen auf Israel und dem darauffolgenden Vergeltungskrieg greifen die Huthis regelmäßig westliche Handelsschiffe im Roten Meer an. Damit wollen sie nach eigenen Angaben die Palästinenser unterstützen.
Es herrsche eine konstante Bedrohung durch die Huthi im Roten Meer, bestätigt auch Fregattenkapitänin Helena Vande Gaer, die Kommandantin der "Louise-Marie", im RTBF-Interview. "Und die Art der Bedrohung ist nicht zu unterschätzen: Die Huthis setzen nämlich in großem Umfang moderne Waffensysteme wie Marschflugkörper, ballistische Raketen, Flugdrohnen und Seedrohnen gegen zivile Schiffe ein. Sie haben aber auch schon Handelsschiffe gekapert und Geiseln genommen."
Noch länger ist die berüchtigte Straße von Hormus ein höchst gefährliches Pflaster für Schiffe, also das Verbindungsstück zwischen dem Indischen Ozean und Arabischen Meer beziehungsweise dem Golf von Oman und dem Persischen Golf. Hier kommt es immer wieder zu ernsten Zwischenfällen mit dem iranischen Regime.
Dennoch sind beide Meeresgegenden unverzichtbar für den Welthandel, einmal wegen des Erdöls und dann wegen der Lieferketten von Asien nach Europa. Entsprechend wichtig nehmen viele Länder den Schutz der Handelsschifffahrt in diesen Gebieten. Dazu gehört eben auch Belgien, wie der Kommandeur der Marine, Admiral Tanguy Botman, bekräftigt. Es sei wichtig gewesen, mit der Europäischen Union Präsenz zu demonstrieren und das Recht auf freie Durchfahrt zu verteidigen.
Konkret bedeute das, in der Region anwesend zu sein und Handelsschiffe zu eskortieren und zu beschützen. Und im Fall von Angriffen mit etwa Raketen zu versuchen, diese abzufangen, so Botman in der VRT. Der Admiral macht auch keinen Hehl aus der Brisanz des Einsatzes: "Es ist zweifelsohne die gefährlichste Mission in der Geschichte der Marine gewesen, denn es sind echte Raketen geflogen."
Die Mannschaft sei hervorragend für ihre Aufgaben vorbereitet und ausgerüstet gewesen, betont der Admiral auch, das Gleiche gelte für das Schiff selbst. Das sei im Vorfeld mehrfach überprüft worden, um mögliche technische Probleme auszuschließen.
Diese Gründlichkeit und Vorsicht hat auch ihren Grund: Neben Huthi, Piraten oder Iranern gibt es nämlich noch einen Feind: extrem hohe Temperaturen, das Thermometer kann hier durchaus auf über 50 Grad Celsius klettern. Das mache es schon zu einer Herausforderung, die Temperaturen für Mensch und Material konstant auf einem akzeptablen Level zu halten, bestätigt auch Generalmajor Geert De Decker. Nicht vergessen: Belgische Marineeinheiten sind normalerweise in der Nordsee unterwegs.
Es sei eng, lang und warm gewesen bei nicht immer idealen Umständen, sagte auch ein Besatzungsmitglied. Deswegen sei er froh, jetzt wieder zurück zu Hause in Belgien zu sein.
Boris Schmidt