Seit einigen Wochen steigt die Zahl der Corona-Infektionen in Belgien wieder an. Grund zur ernsthaften Besorgnis sehen die beiden Virologen Steven De Gucht und Marc van Ranst allerdings nicht. Mit den ersten Wellen der Corona-Pandemie in den Jahren 2021 und 2022 sei die Lage nicht zu vergleichen.
Von einer Rückkehr des Coronavirus kann bei der aktuellen Sommerwelle nicht die Rede sein, schon deshalb nicht, weil das Virus ja nie ganz weg war. Dennoch: Der Anstieg der Infektionen ist deutlich.
Anstieg der Positivitätsrate und der Virusbelastung im Abwasser
Dafür gibt es zwei Indikatoren: Das sind natürlich einmal die positiven Tests. Die Positivrate - also der Anteil an positiven Tests unter allen durchgeführten Tests - liegt laut dem Gesundheitsinstitut Sciensano aktuell bei 17 Prozent. Anfang April lag diese Rate gerade mal bei zwei Prozent. Hier sieht man also einen deutlichen Anstieg.
Der zweite Indikator ist die Abwasserbelastung mit Coronaviren. Die Abwasseranalyse ist den Experten zufolge sogar die bessere Methode, um die Virus-Aktivität zu beobachten, weil sie früh erkennen lässt, wo und wie stark sich das Virus ausbreitet.
Corona-Welle im Sommer?
Normalerweise nehmen die Corona-Infektionen - wie alle anderen Infekte der Atemwege - im Sommer deutlich ab. Diese Viren bevorzugen nasskaltes Wetter, wenn unser Immunsystem aus vielen Gründen eh schon geschwächt ist. Aber der bisherige Sommer präsentiert uns ja genau das: Es ist nass, kühl und windig - Schmuddelwetter wie im November. Davon profitiert auch das Virus.
Hinzu kommen Sommerfestivals und Urlaubsreisen - also Gelegenheiten, wo viele Menschen zusammenkommen und Viren leichtes Spiel haben.
Neue Variante auf dem Vormarsch
Hinzu kommt, dass sich eine neue Virusvariante ausbreitet, nicht nur in Belgien, sondern quer durch Europa und in der ganzen Welt. Wissenschaftler haben ihr den Namen "Flirt" gegeben. Flirt ist eine weitere Omikron-Mutation, also kein ganz neuer Virusstamm. Bisher gehen die Experten davon aus, dass Flirt äußert ansteckend ist und bei einer Infektion die typischen Corona-Beschwerden auftreten können.
Grund für ernsthafte Besorgnis sehen die Virologen bisher nicht. Man sieht nicht viele schwere Verläufe. Um das zu bestätigen, reicht ein Blick in die Krankenhäuser, wo aktuell nicht viele Corona-Patienten behandelt werden, was aber nicht bedeutet, dass man nicht doch ernsthaft erkranken kann.
Daher gelten weiterhin die in der Corona-Pandemie erlernten Vorsichtmaßnahmen: Wer sich krank fühlt, bleibt zu Hause oder trägt zumindest eine Maske, wenn er ausgeht. Alles andere bleibt abzuwarten, dazu zählt auch die Frage, ob die gängigen Impfstoffe angepasst werden müssen oder ob die noch gut schützen.
vrt/lameuse/sciensano/sh