Für die Wahlen zur Kammer ist die Stimmauszählung praktisch abgeschlossen. Lediglich die Stimmen von einigen im Ausland lebenden Belgiern fehlen noch. Das Endergebnis dürfte dadurch kaum noch beeinflusst werden. Das gab das Innenministerium bekannt.
Unklar ist, wie viele jugendliche Wähler unter 18 Jahren aufgrund einer Wahlpanne tatsächlich auch für die Föderal- und Regionalwahlen abstimmen konnten, räumte das Ministerium ein. Weil die Wahlen geheim sind, lässt sich das im Nachhinein nicht ermitteln.
Auf Grund der Wahlergebnisse ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten zur Bildung von Koalitionen. Auf frankophoner Seite wird erwartet, dass die MR als stärkste Partei zuerst die Initiative ergreift. Mögliche Koalitionspartner sind hier Les Engagés, die bei den Wahlen kräftig zugelegt haben. Auf flämischer Seite kommt diese Rolle der N-VA zu.
N-VA wird stärkste Partei
Für die Wahlen zur Kammer sind mittlerweile praktisch alle Stimmen ausgezählt. Stärkste Kraft bleibt die N-VA mit 16,7 Prozent. Damit kommt die Partei auf 24 Sitze. Größte politische Familie bleiben die Sozialisten. PS und Vooruit kommen jeweils auf etwa acht Prozent. Zusammen haben sie 29 Abgeordnete in der neuen Kammer. Die frankophonen Sozialisten büßen zwar vier Sitze ein, kommen aber immer noch auf 16 Sitze.
Die MR hat deutlich zugelegt und kommt auf knapp 10,3 Prozent. Damit entfallen 20 Sitze auf die frankophonen Liberalen. Das sind sechs mehr als bei den letzten Wahlen. Die OpenVLD fällt auf 5,4 Prozent zurück. Die Partei des scheidenden Premierministers De Croo verliert damit fünf Sitze und ist nur noch mit sieben Abgeordneten in der Kammer vertreten.
Auf der Gewinnerseite dieser Wahl stehen Les Engagés mit knapp 6,8 Prozent und 14 Sitzen in der Kammer. Die flämischen Christdemokraten kommen auf 7,9 Prozent und entsenden künftig elf Abgeordnete in die Kammer. Der Vlaams Belang kommt auf 13,7 Prozent und damit auf 20 Sitze, zwei mehr als nach der letzten Wahl. Die marxistische PTB-PVDA ist mit 15 Abgeordneten in der Kammer vertreten.
Die Grünen sind die großen Verlierer dieser Wahl. Ecolo und Groen liegen bei etwa sechs Prozent und haben zusammen gerade noch neun Sitze in der Kammer.
Parteivorstände beraten Wahlergebnisse
Nach den Wahlen kommen am Montagvormittag die Vorstände der einzelnen Parteien zusammen, um eine erste Bewertung der Ergebnisse vorzunehmen. Dabei haben die Wahlen bereits erste personelle Konsequenzen gezeigt.
So muss sich die Open VLD um die Nachfolge von Parteichef Tom Ongena kümmern. Nach dem schlechten Ergebnis seiner Partei hatte er am Sonntag bereits seinen Rücktritt angeboten. Am Montag folgten die beiden Ecolo-Kovorsitzenden Jean-Marc Nollet und Rajae Maouane. Sie geben die Parteiführung nach dem schlechten Ergebnis der Grünen auf allen Ebenen auf.
Der scheidende Premierminister De Croo wird König Philippe am Montag seinen Rücktritt anbieten. Bis zur Bildung einer neuen Föderalregierung bleibt De Croo geschäftsführend im Amt.
Mit Spannung wird erwartet, welchen Parteivorsitzenden der König zuerst einlädt und mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. Als Chef der stärksten Kraft müsste das normalerweise NV-A-Präsident De Wever sein.
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