Es ist ein Coup, den die VRT da gelandet hat: Bart De Wever sagt zum ersten Mal öffentlich, dass er mit dem Vlaams Belang nicht zusammenarbeiten wird. Diese Aussage machte De Wever bei der Aufzeichnung einer Sendereihe, die die VRT erst am Sonntag starten wird. "Erste keus" (Erste Wahl) heißt diese Sendung. Darin werden junge Menschen, die am 9. Juni das erste Mal wählen dürfen, danach gefragt, was sie von diesen Wahlen erwarten.
Anscheinend müssen sich dabei auch Spitzenpolitiker aus Flandern den Fragen junger Menschen stellen. Das zumindest legen die Bilder dar, die die VRT von Bart De Wever jetzt veröffentlicht hat. Er sitzt in der Mitte eines Kreises, umringt von vielen jungen Menschen.
Frage einer Jugendlichen
Eine Jugendliche hat wohl gerade die Frage gestellt, ob De Wever sich vorstellen kann, zusammen mit dem Vlaams Belang eine Regierung zu bilden, wenn der Vlaams Belang die stärkste Kraft in Flandern wird? De Wever lässt sich auf das Gedankenspiel ein, ohne den Vlaams Belang mit Namen zu nennen: "Wenn es wirklich dazu kommen sollte, dass sie die größte Partei werden", so De Wever, "dann wird die erste Frage sein: Werden sie auf der föderalen Ebene, auf belgischem Niveau mit in eine Regierung eintreten? Nein, das wollen sie nicht. Das sagen sie selbst: Das wollen wir nicht machen."
Dann führt De Wever den Gedanken weiter. Verweist auf die Probleme, die mit den Jugendlichen wohl vorher schon angesprochen worden sind und sagt: "Alle Probleme, über die wir gesprochen habe, werden aber dort, auf föderalem Niveau geregelt. Einwanderung, Steuern, die großen Probleme unserer Zeit. Bei all dem werden sie nicht mitarbeiten. Und dann frage ich: Was hat man dann von dieser Partei? Nichts."
Klare Antwort
Soweit De Wevers Antwort auf die Frage aus dem Kreis der Jugendlichen. Für die beiden Journalisten der VRT, die die Fragerunde begleiten, ist das nicht genug. Sie wittern die Sensation.
Ein Journalist fragt klar nach. Und bekommt die klare Antwort, die De Wever wenig später sogar noch einmal selbst mit folgenden Worten wiederholt: "Wenn Sie mir als Politiker die Frage stellen, ob ich Gemeinsamkeiten mit dieser Partei sehe und zusammen mit ihr regieren werde, dann ist meine Antwort ein klares Nein."
Andere Meinung innerhalb der N-VA
Weiter nimmt De Wever den Namen Vlaams Belang nicht in den Mund. Gibt aber zu, dass zum Beispiel sein Parteifreund, der flämische Ministerpräsident Jan Jambon, bislang nicht so klar in seiner Ablehnung des Vlaams Belang war. Jambon hatte die Partei als eine Partei wie jede andere bezeichnet.
De Wever gibt, wie gesagt, den Widerspruch zu seinem Standpunkt zu. Versucht aber auch zu erklären, indem er sagt: "Das ist auch eine sehr schwierige Frage: Wie stoppt man die Verbreitung von extremem Gedankengut? Soll man sagen: Lasst sie einfach mal regieren, und dann werden wir schon sehen? Oder soll man sagen: Nein, das dürfen wir auf keinen Fall zulassen? Das ist eine Diskussion, die in vielen Parteien geführt wird und auch in meiner Partei. Das gebe ich zu. Es ist halt eine schwierige Frage."
In dieser "schwierigen Frage" hat sich De Wever jetzt also positioniert. Sein Standpunkt vor den Wahlen scheint nun klar zu sein. Bleibt abzuwarten, wie es nach den Wahlen aussehen wird.
Kay Wagner