Die Nachricht des versuchten Mordes an seinem slowakischen Amtskollegen habe ihn zutiefst getroffen, so Premierminister Alexander De Croo am Donnerstagmorgen im Interview mit der VRT. Auch, weil er sich zu diesem Zeitpunkt selbst gerade im Wahlkampf befunden habe. Bei solchen öffentlichen Veranstaltungen komme man immer mit sehr vielen Menschen in nahen Kontakt - er kenne die Umstände also nur zu gut, in denen der Attentäter am Mittwoch zugeschlagen habe, so De Croo sinngemäß.
Die Beweggründe für die Tat seien zwar weiter undeutlich, auch er warte auf weitere Einzelheiten. Aber es sei nun einmal eine Tatsache, dass ein Regierungschef, der Bürger begrüßt habe, dabei von fünf Kugeln getroffen worden sei. Egal wie man es drehe und wende. Auf den Mann sei ein Anschlag verübt worden wegen seines Amtes oder wegen seiner Ideen. So etwas sei einfach schockierend - und angesichts der herannahenden Wahlen auch sehr alarmierend.
Minister: Slowakischer Premier Fico nach OP außer Lebensgefahr - De Croo verurteilt Attentat
Das sei ja auch nicht das erste Mal, dass so etwas vorkomme. In den vergangenen Jahren habe es weitere Fälle von Politikern gegeben, die Gewalt erleben mussten oder die sogar ermordet worden seien.
Hass im Internet
Auch in Belgien sehe man, wie beispielsweise der Hass im Internet gegen Lokalpolitiker stark zugenommen habe. So ein Verhalten dürfe nicht toleriert werden, denn man sehe ja, wohin so etwas führen könne.
De Croo will auch nichts davon wissen, dass Fico oder andere Opfer zumindest eine Teilschuld tragen am Phänomen Gewalt gegen Politiker. Er selbst lehne Polarisierung als politische Taktik zwar ab, unterstreicht der Premier. Aber solange diese Polarisierung nur mit Worten geschehe, könne das nie eine Rechtfertigung für körperliche Angriffe sein. Harte Worte seien einfach der Stil bestimmter Politiker, so etwas gehöre zur Politik dazu.
Deswegen rufe er gerade jetzt im Wahlkampf auch alle dazu auf, Politik auf menschliche Art und Weise zu betreiben. In der Sache könne man zwar hart sein, aber man dürfe nie zu persönlich werden. Die Gedanken seien zwar frei, betont De Croo noch, aber Anstiftung zu Hass oder Gewalt sei absolut nicht hinnehmbar. Das sei ein Prinzip, hinter das sich alle Parteien gemeinsam stellen müssten.
Bei allem, was einen Aufruf zu Hass und Gewalt darstellen könne oder auch bei der Ansage, dass bestimmte Politiker "weg" müssten, sei wirklich allergrößte Vorsicht geboten. Man dürfe so etwas einfach nicht als neue Norm in der Demokratie akzeptieren. Das wirklich Letzte, was man wollen könne, sei doch, dass jemand nur wegen seines politischen Engagements um Leib und Leben fürchten müsse, appelliert De Croo - unabhängig davon, ob es um Regierungschefs gehe oder um jemanden, der zum ersten Mal bei einer Wahl antrete.
Boris Schmidt