Belgien ist einer der größten Produzenten für sogenannte synthetische Drogen in Europa, dazu zählen beispielsweise Ecstasy und Amphetamine. Es ist ein sehr lukratives Geschäft, wie die nationale Drogenkommissarin Ine Van Wymersch erklärt. Nach Schätzungen sei der Markt allein im letzten Jahr etwa eine Milliarde Euro wert gewesen, so Van Wymersch in der VRT-Sendung "Terzake".
Synthetische Drogen werden aus chemischen Grundstoffen hergestellt. Diese Grundstoffe werden meist aus China oder Indien nach Belgien eingeführt, wo sie dann weiterverarbeitet werden. Dafür brauchen die Kriminellen speziell eingerichtete Labore, die sogenannten Drogenküchen. Aber natürlich wollen sie nicht, dass Polizei und Justiz ihnen schnell auf die Schliche kommen.
Die Verbrecherorganisationen suchten gezielt nach Orten, die zumindest auf den ersten Blick unverdächtig seien und an denen sie ungestört arbeiten könnten, erklärt Van Wymersch. Oft gehe es dabei etwa um abgelegene Gebiete und etwas heruntergekommene Gebäude. Aber auch in ganz normalen Reihenhäusern seien schon Drogenlabore ausgehoben worden. Anfangs seien diese Drogenlabore vor allem in den Provinzen Antwerpen und Limburg entdeckt worden, im Grenzgebiet zu den Niederlanden. Aber mittlerweile sehe man eine Verlagerung der Drogenküchen in andere Landesteile.
Bei Vermietern Alarmglocken schrillen lassen
Es gebe bestimmte Signale, die bei Vermietern die Alarmglocken schrillen lassen müssten. Potenzielle Mieter zum Beispiel, die bereit seien, in bar sehr hohe Summen zu zahlen für Immobilien, die eigentlich in keinem guten Zustand seien. Wenn etwas zu schön klinge, um wahr zu sein, dann sei es das meist auch, warnt die nationale Drogenkommissarin. Vermieter können dafür unter Umständen sogar belangt werden. Nämlich wenn nachgewiesen werden könne, dass sie Bescheid wussten über die kriminellen Aktivitäten - oder hätten Bescheid wissen können.
Neben dem strafrechtlichen Aspekt gibt es aber noch weitere Risiken: Bei der Produktion synthetischer Drogen entstehe enorm viel chemischer Abfall, das sei den Menschen oft gar nicht bewusst, betont die Drogenkommissarin. "Dieser Abfall kann extrem gefährlich und umweltgefährdend sein. Wenn er einfach irgendwo in der Natur entsorgt wird, muss der Boden danach aufwändig und teuer saniert werden. Das gilt auch für die Gebäude mit den Drogenlaboren selbst. Aus einer australischen Studie geht hervor, dass solche Gebäude eigentlich für immer unbewohnbar seien, zumindest für hundert Jahre."
Brände und Explosionen
Aber auch der Betrieb der Drogenlabore ist im wahrsten Sinne brandgefährlich: Die chemischen Grundstoffe sind teilweise hochgiftig und leicht entzündlich, die Ausstattung der Labore ist oft ziemlich improvisiert und die Kleinkriminellen, die dort die gefährliche Drecksarbeit machen, haben meist keine Ahnung vom Umgang mit den gefährlichen Geräten und Stoffen. Deswegen komme es regelmäßig zu Bränden und sogar Explosionen, so Van Wymersch. Das setze dann auch Rettungs- und Sicherheitskräfte sowie Anwohner sehr großen gesundheitlichen Risiken aus.
Deswegen sei es auch so wichtig, verdächtige Gerüche oder Bewegungen zu melden, die auf potenzielle Drogenlabore hinweisen könnten. Damit den Kriminellen möglichst schnell das Handwerk gelegt werden könne.
Boris Schmidt