Viele Opfer reden nicht darüber, weil ihnen das Thema peinlich ist oder sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Oder weil sie befürchten, dass sie die Täter nur dazu ermuntern würden, noch mehr "Dickpics" zu schicken beziehungsweise Leute überhaupt erst auf solche Ideen bringen könnten.
Zumindest letzteren Punkt kann man getrost vergessen, erklärt Catherine Van de Heyning, Expertin für Cybergewalt von der Universität Antwerpen. Denn "Dickpics" sind längst zu einem allgegenwärtigen Problem geworden. Sie spricht im Interview mit Radio Eén von "enorm hohen Zahlen". 20 Prozent aller Jugendlichen hätten schon unaufgefordert Penis-Fotos zugeschickt bekommen. Bei den Mädchen sei sogar jedes zweite schon mit so etwas konfrontiert worden.
Aber was treibt Jungen und Männer eigentlich an, die solche Fotos verschicken? Nicht immer seien ihre Absichten böswillig, so die Expertin. Bei den meisten Tätern stecke eine Flirtabsicht dahinter. Oder die Hoffnung, entsprechend explizite Fotos zurückgeschickt zu bekommen.
Durch "Dickpics" zum Schweigen bringen
Es gebe aber auch noch Beweggründe von einem ganz anderen Kaliber, nämlich oft dann, wenn es um erfolgreiche oder einflussreiche Frauen geht wie beispielsweise Politikerinnen oder Journalistinnen. Hier gehe es oft darum, die Opfer persönlich zu treffen und ihnen zu schaden. Es gehe darum, diese Frauen durch "Dickpics" zum Schweigen zu bringen und um sie zu erniedrigen.
Dabei ist das unaufgeforderte Zusenden von Penis-Bildern nach belgischem Recht durchaus strafbar. Zumindest unter bestimmten Bedingungen, wie Catherine Van de Heyning betont: Die Opfer müssen nachweisen, dass die Täter in böswilliger Absicht gehandelt haben, es sich um einen gezielten persönlichen Angriff gehandelt hat. Das sei allerdings nicht immer so einfach. Dennoch habe es in der Tat schon Verfahren und auch Verurteilungen wegen "Dickpics" gegeben.
Die gute Nachricht ist außerdem, dass die Verfolgung und Bestrafung bald deutlich einfacher werden soll. 2026 tritt ein neues Strafgesetzbuch in Kraft. Dann werden Opfer von "Dickpics" keine böswillige Absicht der Täter mehr nachweisen müssen, die Störung der Opfer wird reichen, um "Dickpics" als potenzielle Straftat einzustufen.
Techkonzerne in der Kritik
Die Expertin für Cybergewalt kritisiert aber auch die Techkonzerne scharf. Es gebe Algorithmen, die Penisbilder erkennen könnten. Dadurch sei es möglich, diese Art Fotos präventiv zu entfernen. Man stelle aber wie so oft einfach fest, dass die Betreiber der Sozialen Medien schlicht zu wenig täten, um Frauen und Mädchen zu schützen.
Bis das neue Strafgesetzbuch in Kraft trifft beziehungsweise die Techkonzerne gezwungen werden, endlich durchzugreifen, sei es zumindest für Privatpersonen das Beste, selbst die sogenannten "Privacy"-Einstellungen in den Sozialen Netzwerken entsprechend scharf einzustellen. Dadurch sei es möglich, den Erhalt unaufgeforderter "Dickpics" zu verhindern oder stark zu reduzieren.
Van de Heyning begrüßt derweil auch das Vorgehen von Ministerin Demir wegen seiner potenziellen Signalwirkung. Es sei sehr wichtig, dass sich Menschen mit großer Reichweite wie Demir öffentlich gegen "Dickpics" wehrten. Das könnten normale Opfer nämlich nicht. Demir helfe also dabei, das Problem ins Bewusstsein von mehr Menschen zu bringen. Das sei ein erster Schritt, um letztlich eine Verhaltensänderung zu bewirken.
Boris Schmidt
Wäre es nicht die beste Lösung, gar nicht erst bei social media mitzumachen? Dann würde dieses unsinnige Medium von selbst ausbluten... und die Begründer müssten sich einen richtigen Job suchen, wenn sie Geld verdienen möchten. Aber ALLE machen scheinbar mit. Jede TV-Sendung, jeder Promi... geht es da etwa darum, "likes" einzusammeln, um sich gut darzustellen? WEGbleiben und das Problem ist AUF DER STELLE gelöst
Facebook und Co sind wie die Hinkelsteine von Obelix. Sie erfüllen keinen praktischen Zweck. Es lebt sich ruhiger ohne.