Zwei frankophone Senatoren - Gaëtan Van Goidsenhoven von der MR und Hélène Ryckmans von Ecolo - und zwei flämische Senatoren von der N-VA - Karl Vanlouwe und Mark Demesmaeker vertraten die belgische Seite. Von deutscher Seite waren Markus Töns und Axel Schäfer, beide SPD, Michael Sacher von den Grünen und Konrad Stockmeier von der FDP dabei. "Somit sehen Sie, dass die komplette Koalition heute da ist. Die Opposition müssen wir heute leider entschuldigen. Aber Sie reden mit den wichtigen Leuten. Wenn ich das an dieser Stelle etwas politisch unkorrekt sagen darf", kommentierte Töns das Gäste-Quartett. Und dann ging es los.
Zunächst durften die Deutschen das Wort ergreifen. Sie stellten sich vor, machten ihren Belgienbezug deutlich und umrissen die Punkte, die sie für interessant fanden im Austausch mit den Belgiern. Das gleiche Spiel wiederholte sich mit den belgischen Senatoren.
Die Zusammenarbeit zwischen Belgien und Deutschland auf wirtschaftlichem Niveau, beim Einstein-Teleskop und der Entwicklung des Eisernen Rheins, der europäische Finanzrahmen, die langfristige Entwicklung Europas mit Schwerpunkten Rechtsstaatlichkeit und Nachhaltigkeit, die Kriege in der Ukraine und in Israel, die Türkei als möglicher Beitrittskandidat der EU - die Themen und Fragen waren so vielfältig, dass es Markus Töns am Ende fast die Sprache verschlug: "Ganz vielen Dank für die vielen Fragen. Das ist jetzt ganz… Es ist wirklich, wirklich inhaltlich stark."
Und vielleicht war alles auch zu stark und die Themen im Grunde zu ernst, so dass sich Töns bald auch schon dazu hinreißen ließ, die ganze Ernsthaftigkeit mit einer Bemerkung zu seiner Herkunft aufzulockern: "Ich komme aus dem Herzens Nordrhein-Westfalens, aus dem Ruhrgebiet. Aus einer Stadt mitten im Ruhrgebiet. Gelsenkirchen. Wir haben übrigens eine intensive Verbindung zu Belgien, weil übrigens zwei wichtige Belgier in meiner Stadt arbeiten. Das sind Karel Geraerts und Marc Wilmots, bei meinem Lieblingsverein, Schalke 04."
Damit war der Ball im Spiel und wurde von Michael Sacher direkt aufgegriffen: "Ich komme auch aus dem Ruhrgebiet, habe allerdings nicht so einen schlechten Fußballgeschmack wie mein Kollege Herr Töns. Ich komme aus der anderen Ecke. Aber das ist eine andere ganz andere Sache."
Und um das Trio der Berliner Ampelkoalition zu vervollständigen und vielleicht als FDP-Mann seine Andersartigkeit zu betonen, fügte Konrad Stockmeier dem ganzen Sportgerede noch hinzu: "Zunächst mal bin ich froh, dass ich mit meiner Herkunft aus Mannheim aus einer Stadt komme, in der Eishockey eine große Rolle spielt. Und ich mich ganz diplomatisch aus fußballerischen Interessensgegensätzen hier heraushalten kann."
Zum Thema Eishockey hatten die belgischen Gastgeber nicht viel zu sagen. Dafür aber zum Fußball. "Ich bin beruhigt", sagte MR-Mann Gaëtan Van Goidsenhoven, "dass keiner von Ihnen die Mannschaft von Frankfurt unterstützt, die von einem belgischen, ja sogar Brüsseler Verein gerade aus einem europäischen Wettbewerb geschmissen wurde".
Dann wurde wieder inhaltlich-freundschaftlich über die angesprochenen Themen geredet. Bis dann im Schlusswort noch einmal der Fußball als verbindendes Element zwischen Deutschland und Belgien diente - ins Spiel zurückgebracht vom SPD-Mann Axel Schäfer. Nachdem er sich nicht unbedingt ernsthaft darüber beklagt hatte, dass man über das vielleicht wichtigste Ereignis für Europa in diesem Jahr, nämlich die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, noch gar nicht gesprochen habe, fügte er noch hinzu - ohne Widerspruch zu ernten: "Ich wünsche mir von Herzen, falls nicht Deutschland Europameister wird, dass Belgien endlich einen Titel gewinnt. Sie sind eine der weltbesten Fußballmannschaften. Sie haben noch nie die Europameisterschaft und noch nie die Weltmeisterschaft gewonnen. Es ist für Belgien an der Zeit".
Kay Wagner