"Heute ist EU-Agrarministerrat hier in Brüssel. Deswegen wollen wir uns auch heute hier hören und sehen lassen", sagte ein Landwirt in der VRT. "Hören und sehen lassen", das dürfte gelungen sein. Doch werden die Proteste auch zunehmend grimmiger. Am Vormittag lag zeitweise eine kleine Rauchwolke über dem Europaviertel rund um den Schuman-Kreisel, weil die Demonstranten Stroh angezündet hatten. Auch bombardierten sie die Rue de la la Loi mit Mist. Mehrmals wurden zudem Polizeisperren von Traktoren durchbrochen.
Beeindruckende Bilder, die unter anderem die VRT veröffentlichte: Die Traktoren räumen die Straßensperre weg, als handele es sich um Spielzeug. Die Polizei musste zeitweise Wasserwerfer einsetzen, auch, um einige Brandherde auf der Rue de la Loi zu löschen. Das Ganze begleitet von einem nicht enden wollenden Hupkonzert, das zeitweise fast die ganze Hauptstadt erfüllte.
Agrarminister Clarinval: Wir haben verstanden
Auch im nahegelegenen Brüsseler Ratsgebäude dürfte das Ganze nicht zu überhören gewesen zu sein. Etwa zeitgleich kamen dort ja die EU-Agrarminister zusammen - eben für ihre Ohren war das Ganze ja gedacht. Denen war das aber durchaus bewusst: "Sie werden alle die Bauern gesehen haben, die sich hier im Viertel versammelt haben", sagte der föderale Agrarminister David Clarinval, der ja im Rahmen der belgischen Ratspräsidentschaft den Vorsitz des Agrarministertreffens innehat. "Die Landwirte sind gekommen, um uns daran zu erinnern, wie wichtig diese Sitzung ist."
"Wir haben verstanden", sagt Clarinval also erst zwischen den Zeilen und dann auch nochmal klar und deutlich: "Wir haben eure Sorgen und Nöte gehört". Und die belgische Ratspräsidentschaft habe auch schon ihre Hausaufgaben gemacht, sagt David Clarinval. "Wir haben die 27 EU-Mitgliedstaaten dazu aufgerufen, uns ihre Vorschläge zu schicken im Hinblick auf mögliche Verbesserungen und administrative Vereinfachungen. Und bei uns sind daraufhin sage und schreibe 500 Empfehlungen eingegangen."
500 Vorschläge, das ist natürlich nicht nichts, sagt der MR-Politiker. Diese Vorschläge seien bereits der EU-Kommission übermittelt worden. Und heute will die Kommission eben ihre Antwort darauf formulieren. Wichtig seien für ihn aber vor allem auch die mittel- bis langfristigen Perspektiven. Denn hier kann man wirklich konkrete Maßnahmen treffen, die den Bauern tatsächlich helfen können.
Richtige Weichenstellung
Das sehen im Übrigen auch viele Bauern durchaus ein. "Wir sind zwar weiterhin sehr entschlossen, wir wissen aber auch, dass es da keine schnellen Lösungen geben kann, zumindest keine nachhaltigen", sagte Pierre André vom Verband der Junglandwirte. "Wir sprechen hier mindestens von mehreren Monaten. Was wir allerdings erwarten, das ist, dass die EU-Agrarminister zumindest schonmal die richtigen Weichenstellungen vornehmen."
Hier gehe es nicht nur um den Wust an Normen und Regeln, der nach Ansicht der Bauern ausgedünnt werden sollte. Nein, die EU könne durchaus auch Einfluss auf die Bezüge der Bauern nehmen, etwa, indem man die Mitgliedsländer dazu anhält, dafür zu sorgen, dass die Bauern im Rahmen der Wertschöpfungskette einen wichtigeren Platz einnehmen und entsprechend die Möglichkeit bekommen, mehr Einfluss auf die Preise zu nehmen.
Eins ist sicher: Die Landwirte werden sich nicht mit ein paar hohlen Versprechen abspeisen lassen. "So kann's echt nicht weitergehen", sagt einer der Demonstranten. "Die Lösung liegt bei den Agrarministern. Und, solange die nicht auf unsere Forderungen eingehen, werden wir weitermachen."
Wieder Bauerndemos in Brüssel - Auch Bauern aus Ostbelgien nehmen teil
Roger Pint
Sie müssen wissen was für Ziele sie damit erreichen wollen. Aufklärung schaffen welchen Kummer diese EU als Nicht-Regierungsorganisation hervorruft oder Politische Aktionen treiben weil man seinen eigenen Staat einfach nicht mag? Letzteres wäre absolut ein Trauerspiel und ne Belustigung für die Polizeibeamten der Foederalpolizei, die in professioneller Kampfausrüstung nach neuestem Stand der Technik die Güllewolke antesten die aus den Traktoren auf den Dorfasphalt des "Großen Dorfs" gepustet wird.
Nochmal meine Richtigstellung - der Feind unserer rechtmäßig arbeitenden Landwirte ist nicht der Staat sondern die Großkonzerne die den Riesenreibach mit der Not der Menschen treiben und wo De Croo schon seit längerem krampfhaft versucht diesem Treiben der Profitoflation ein Ende zu setzen durch beispielsweise Übergewinnsteuer.
Ebenso sollten unsere Bauern der Eigenen Inlandsbevoelkerung mal deutlich machen dass massenhaft Geld für monatelang schwersten Partyurlaub auch moralisch Verpflichtungen zur Folge hat für den Lebensmittelkauf von Produkten mit Fairtrade-Siegel oder besser noch "Kontrolliert Biologisch Artgerechte Haltung"