"Das ist Krieg! Vor unseren Augen!", sagt ein geschockter Anlieger. Die Bewohner in der Brüsseler Stadtgemeinde Saint-Gilles sind aufgeschreckt. Seit einigen Tagen passieren hier Dinge, die man sonst allenfalls aus dem Fernsehen kennt: Schießereien, manchmal am helllichten Tag. Kriegswaffen kommen da mitunter zum Einsatz: Kalaschnikows und zuletzt auch eine Riot Gun.
In Saint-Gilles ist man so etwas nicht gewohnt. Denn es ist eigentlich ein reines Wohnviertel, das eher zu den "hippen" Gegenden zählt: Ohne große Wohntürme, eher mit kleinstädtischem Charakter. Das einzige Problem ist wohl die Nähe zum Südbahnhof. Seit die Polizei in dem Bereich um die Gare du Midi aufgeräumt hat, verlagert sich die Drogenszene. Und das Problem hat inzwischen die Porte de Hal erreicht.
Die neuerliche Gewalt kommt denn auch nicht ganz aus heiterem Himmel. Seit einiger Zeit schon sitzen die Dealer an den Straßenecken und warten auf Kundschaft. "Sie haben Aufpasser", erzählt ein Anwohner in der RTBF. "Einer steht an dieser Hausecke, ein anderer da hinten. Sobald die Polizei auftaucht, sieht man sie telefonieren und ihre Kumpels warnen. Und ums mal vulgär zu sagen: Das ist einfach nur scheiße!"
Denn die Jungs auf ihren Stühlen, die ihre Drogen an den Mann bringen, die sind in der Regel nur der Anfang. Es dauert nie lange, bis die Konkurrenz den Platzhirschen die Straßenecken streitig machen will. Und dann wird es sehr schnell sehr ruppig. Das ist genau das, was wir hier erleben, sagte in der RTBF Jean Spinette, Bürgermeister von Saint-Gilles. "Die Drogenbanden haben unsere Viertel als Geisel genommen."
Die Situation ist jedenfalls inzwischen regelrecht gekippt, beklagt Spinette. Das, was wir hier sehen, das sind keine "gewöhnlichen" Dealer mehr. Hier handelt es sich vielmehr um die Handlanger von Mafiaorganisationen. Und entsprechend sind auch die eingesetzten Mittel. Da wird nicht lange gefackelt: Konkurrenten werden im Kampf um ein Territorium einfach aus dem Weg geräumt.
Vier Schießereien in kurzer Zeit
In den letzten Tagen gab es gleich vier Schießereien, immer in der Gegend um die Porte de Hal. Allein in der Nacht auf Mittwoch wurden die Bewohner zweimal durch Schüsse aufgeschreckt: Gegen 1:30 Uhr wurde aus einem Auto heraus die Fassade eines Spätis beschossen. Kurz vor sechs Uhr morgens wurde dann auf offener Straße ein Mann erschossen. An exakt derselben Stelle hatte es auch schon am Dienstag eine Schießerei gegeben.
Ein Untersuchungsrichter sei auf den Fall angesetzt worden, auch die Gerichtsmedizin und die Forensik seien herangezogen worden, sagte ein Sprecher der Brüsseler Staatsanwaltschaft. Zu dem Opfer könne man aber noch keinerlei Angaben machen. Unbestätigten Berichten zufolge handelt es sich bei dem Toten um einen Mann, der sich illegal in Belgien aufhält.
Das würde jedenfalls dem gängigen Muster entsprechen, sagt Bürgermeister Jean Spinette. "Da werden einfach irgendwelche Strohmänner an den Straßenecken platziert. Unsere Polizei führt regelmäßig Razzien durch und kassiert die Dealer ein. Zehn Minuten später sitzen dann aber schon wieder neue Verkäufer auf den Stühlen. Das ist denen völlig egal, wirklich völlig egal!"
Deswegen zieht Jean Spinette denn auch eindringlich an der Alarmglocke. "So kann es nicht weitergehen. Unsere lokale Polizei ist machtlos gegen das Phänomen. Wir brauchen dringend Verstärkung, vor allem Unterstützung von der föderalen Gerichtspolizei!" Und auch bei der Brüsseler Justiz ist man alarmiert. Mehrfach gab es in dieser Woche schon Zwischenfälle, bei denen Feuerwaffen zum Einsatz kamen, sagte in der VRT eine Sprecherin der Brüsseler Staatsanwaltschaft. Diese Häufung von Schießereien sei durchaus besorgniserregend.
Die Drogenkriege bedrohen jetzt also auch schon Brüsseler Wohnviertel, die bislang als relativ friedlich galten. Und das dürfte auch die regionale und sogar föderale Politik definitiv aufgeschreckt haben.
Roger Pint
Die wahren Kriminellen sind ja auch die Bürger die zu schnell fahren und geblitzt werden und mit 0 Toleranz bestraft werden.
Welch Präsenz die letzten Wochen !
Oder die nicht den Müll richtig trennen .
Suche den Fehler ….
Ganz im Gegensatz zu den vollständig zubetonierten Großstadtghettos der BRD ist das "Kleine Dorf" im Herzen der Foederation vermutlich nicht nur rein Optisch mit dem wunderbaren Grün und den uralten Häusern ehrlich gesagt selbst jetzt doch vergleichsweise eine Insel der Glückseligen wo die bestehenden Probleme zwar auch Probleme aber nicht die schrecklichen Unzustände wie in der No-Go-Area BRD sind.