Bauer ist nicht gleich Bauer. Und auch unter den Landwirten gibt es viele unterschiedliche Verbände, in denen sie sich organisieren. Nicht alle sind für die Blockaden gerade auf den Straßen verantwortlich. Der Verband Fugea, der sich vor allem für eine nachhaltige Landwirtschaft mit Respekt für Gesundheit, Natur und Tier einsetzt, beteiligt sich bewusst nicht an den Straßenblockaden.
Trotzdem sind dort auch Mitglieder von Fugea dabei. Pressesprecher Hugues Falys gab das am Montagvormittag im Radio der RTBF ohne Umschweife zu und glaubt auch zu wissen, woran das liegt: Der Wille von vielen Landwirten, etwas zu unternehmen, sei in den vergangenen Tagen und Wochen sehr deutlich geworden. Unabhängig davon, in welchem Verband die Bauern organisiert seien. Die Forderungen, um die es ihnen geht, würden zwar schon länger bestehen, aber jetzt würden zusätzlich noch die Preise für Agrarprodukte wieder sinken. Die Probleme würden dadurch jetzt wieder stärker spürbar.
Das größte Problem sei dabei aus Sicht von Fugea die Europäische Union mit ihrer Agrarpolitik. Die EU würde auf der einen Seite einen ultra-liberalen Kurs in der Wirtschaftspolitik steuern, gleichzeitig den Bauern in Europa aber Vorschriften machen, um den "Green-Deal" durchzusetzen, das große Klimapolitik-Programm der EU-Politik.
Mehr Protektionismus
"Dieser Green-Deal ist notwendig", sagt Falys. Aber nicht so, wie er zurzeit umgesetzt werde. Denn durch diese aktuelle EU-Politik würden die europäischen Bauern ganz klar benachteiligt. "Auf der einen Seite schließt Europa internationale Verträge ab, wodurch Agrarprodukte zu uns kommen, die nicht den gleichen Normen wie bei uns entsprechen", sagt Falys. "Auf der anderen Seite zwingt uns Europa sehr strenge Umweltauflagen auf."
Dadurch würden europäische Landwirte gezwungen, mit Produkten zu konkurrieren, die unter ganz anderen Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsbedingungen produziert worden seien und dadurch auch billiger seien könnten, als die europäischen. Das führe zu einer Situation, die Falys als "unhaltbar" bezeichnet. Er und sein Verband fordern: "Wir brauchen ein bisschen mehr Protektionismus. Europa muss seine Produzenten stärker respektieren und es ihnen ermöglichen, unter akzeptablen Bedingungen zu arbeiten".
Wachrütteln
Dass die EU nicht von jetzt auf gleich ihre Politik ändern wird, ist Falys bewusst. Die aktuellen Proteste sollen die EU aber wachrütteln und zeigen, dass das Problem wirklich brennend sei. Deshalb auch der geplante Protest am außerordentlichen EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel. Dort steht die Agrarpolitik zwar nicht auf dem Programm, wohl aber Diskussionen um den langjährigen Finanzrahmen der EU.
Außerdem sollen mit den Protesten die nationalen Entscheidungsträger für die Anliegen der Bauern gewonnen werden. Denn sie könnten die Dinge auch auf EU-Ebene ändern. "Ein kleiner Hoffnungsschimmer liegt darin, dass der EU-Ministerrat anscheinend mehr Macht in Europa bekommt", sagt Falys. "Das bedeutet, dass die Kommission nicht mehr freie Hand hat. Deshalb könnten sich die Dinge vielleicht ändern. Dank des größeren Gewichts der Agrarminister, der Premierminister oder Staatspräsidenten."
Kay Wagner
Das Problem ist, dass man bei der "EU" schon lange keine Bodenhaftung mehr hat und glaubt, Menschen seien dumm und man müsse für sie denken und sie zu ihrem Glück zwingen. Am schlimmsten ausgeprägt ist diese Arroganz bei der so geannten "EU- Kommission". Ohne eine grundlegende Reform und demokratische Legitimation wird es auf kurz oder lang nicht gehen. Aber wer lässt sich schon gerne sein ideologisches Spielzeug und seine Überalimentierung wegnehmen... Pech für Europas Bauern!