Erst vor wenigen Tagen gab es erneut eine Erfolgsmeldung aus dem Weltraum. Eine japanische Raumsonde landete auf dem Mond. Damit ist Japan nach den USA, dem heutigen Russland, China und Indien mittlerweile das fünfte Land auf der Welt, das eine erfolgreiche Mission bis zum Mond geschafft hat.
Europäische Länder sucht man in der Liste noch vergeblich. Doch das soll sich ändern. Zwar noch nicht morgen, aber vielleicht schon übermorgen. "Die Europäer werden bemannte Missionen zum Mond senden", zeigt sich Thomas Dermine, föderaler Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, überzeugt.
Gegen Anfang des nächsten Jahrzehnts soll es so weit sein. "Und ich hoffe, dass Belgien dabei eine Rolle spielen wird. Belgien ist ein kleines Land auf der Erde, aber ein großes Land im Weltraum. Wir haben einen Astronauten, der Kandidat für die Mondmission sein könnte. Wir haben Unternehmen und Forscher, die bei den neuesten Entwicklungen der Weltraumtechnologie vorne mit dabei sind", so Dermine weiter.
In Belgien, so könnte man Dermine zusammenfassen, besteht also viel Potenzial für die Raumfahrt. Um dieses Potenzial zu nutzen, setzt Belgien ganz auf die europäischen Partner. Auch aus dem Bewusstsein heraus, dass Belgien ganz allein ein Weltraumprogramm gar nicht schultern könnte.
Dual-Technologien
Für sein Engagement im Weltraum nimmt der belgische Staat auch kräftig Geld in die Hand. "Wir investieren ungefähr 300 Millionen Euro pro Jahr in die Weltraumprogramme", sagt Dermine. "Pro Kopf steuert Belgien damit so viel Geld für das europäische Raumfahrtprogramm bei, wie kein anderes europäisches Land. Und ein Teil dieser Finanzierung betrifft die sogenannten Dual-Technologien, die man sowohl für zivile als auch militärische Zwecke verwenden kann."
Die militärische Komponente der Weltraumnutzung müsse auch Europa so bald wie möglich angehen. Denn der Weltraum gehöre mittlerweile zur modernen Kriegsführung dazu, so Dermine. Das habe der Konflikt in der Ukraine ganz klar gezeigt. Da habe Russland als erstes Satelliten gestört und angegriffen. "Deshalb muss die Europäische Raumfahrtagentur, die bislang nur wissenschaftliche und zivile Programme verfolgt, ihren Aktionsradius erweitern. Das ist wirklich wichtig", betont Dermine.
Doch nicht überall in Europa ist die Überzeugung so groß wie in Belgien, dass nur gemeinsam mit den anderen Ländern alles geschafft werden kann. Was zur Folge hat, dass es eine wirklich stringente und kohärente europäischen Weltraumpolitik bislang noch nicht gibt. "Die Blockaden sind die gleichen, die es bei der Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Verteidigung gibt", sagt dazu Dermine.
In Belgiens beiden großen Nachbarländern, in Frankreich und in Deutschland, gebe es immer die Überlegungen: Investieren wir in nationale Programme oder finanzieren wir europäische Programme? Dieses Zögern habe bislang eine stärkere Stimme von Europa im Konzert der Weltraummächte verhindert.
Die Konferenz am Dienstag und Mittwoch in Brüssel ist ein erneuter Versuch, Europa stärker als bislang zu einigen bei der Entwicklung eines gemeinsamen europäischen Raumfahrtprogramms. Damit es dann tatsächlich auch etwas werden wird, mit einem ersten Europäer auf dem Mond, der eventuell sogar ein Belgier sein könnte.
Kay Wagner